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Vienna’s Start-ups: CHATGRAPE

­­­Wer kennt das nicht? Tausende E-Mails im Posteingang und das Durchsuchen hunderter Dokumente auf der Festplatte verlangsamen unser Arbeitstempo. Eine effiziente Lösung kommt von einem Wiener Jungunternehmen.

Von Stefanie Schmied, 1030 Innovation Consulting

Start-up des Monats: Chatgrape

Was macht Chatgrape?

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Chatgrape ist eine Softwarelösung, die die gesamte Kommunikation innerhalb eines Teams oder Unternehmens einfacher und effizienter gestaltet. Und das macht sie auf verschiedene Art und Weise. Grundsätzlich können innerhalb der intelligenten Chats verschiedene, themenspezifische Räume eröffnet werden. Es können natürlich auch Konversationen mit einzelnen Teammitgliedern geführt werden.

Das Kommunikationstool integriert verschiedenste externe Service wie Google Docs, Kalender, Github, Dropbox etc. ohne die man heutzutage kaum mehr auskommt. Das Problem besteht darin, dass irrsinnig viel Zeit (lt. einer Studie von McKinsey rund 20% unserer Arbeitszeit) dafür aufgewendet wird, zwischen diesen Services zu navigieren, Dokumente, Einträge etc zu finden und diese dann mit Kollegen zu teilen. Genau bei diesem Problem setzt Chatgrape an. Durch intelligentes Auto-Complete können ganz einfach jedwede Dokumente, Themen, Konversationen, Einträge referenziert und direkt aus dem Chat heraus gestartet werden. Teammitglieder können außerdem markiert werden und verpassen somit keine Nachricht, die an sie gerichtet ist.

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Ein weiteres Feature ist der intelligente Sprechaktdetektor. Ein einfaches Beispiel: Schreibt man in den Chat die Frage, „lieber Leo, möchtest du Lasagne oder Pizza?“ wird Leo markiert und das Programm erkennt eine entweder-oder Frage, bei der Leo nur noch auf das Wort „Pizza“ klicken müsste, um seine Entscheidung kundzutun. So sollen Workflows und Aufgaben schnell und einfach erkannt und erstellt werden können.

Momentan befindet sich Chatgrape in einer Early-Access Phase und läuft bei ca. 200 Firmen weltweit, doppelt so viele wie sich das Team bis zu dieser Zeit als Ziel gesetzt hatte. Es wird stetig Feedback von den derzeitigen Usern eingeholt, getüftelt und verbessert. Chatgrape funktioniert momentan am besten in Teams von 5 bis 25 Personen und unterstützt zur Zeit Gespräche auf Englisch und Deutsch.

Wer steckt dahinter?

Chatgrape’s techniklastiges Team besteht momentan aus 6 jungen Männern. Die Idee zum Produkt kam von Leo Fasbender und Felix Häusler. Unterstützt werden die beiden Gründer von vier Entwicklern und einem Designer. Felix ist ein Autodidakt und programmiert, seitdem er 15 Jahre alt war. Nebenbei hat er außerdem Veranstaltungen in Wien organisiert. Leo wurde in Deutschland geboren, wuchs in Moskau und Wien auf, zog für sein Studium nach London und bezeichnet sich selbst als Wahlwiener.

„Wir haben hier ein echt cooles Team. Auch wenn man bei uns noch nicht soviel verdient, wie in einem etablierten Großkonzern können wir neben lässigen Kollegen und einem stylischen Büro die Freiheiten eines Start-ups bieten. Mit seinem eigenen Input kann man bei uns sehr viel bewegen.“, freut sich Leo.

team chatgrape
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Das Chatgrape Team (v.l.) Felix Häusler, Leo Fasbender, Bernhard Vallant, Stefan Kröner, Ron Widler, Tobias Seiler

Die größte Herausforderung für Chatgrape ist, wie für so viele Start-ups, das Fundraising. Die Entwicklung eines so komplexen Systems verbraucht viele Ressourcen. „In Österreich ist die Investitionsbereitschaft relativ gering.“, erklärt Leo. „Bei uns gibt es im Gegensatz zu den USA und Großbritannien keine steuerlichen Anreize, um in junge Unternehmen zu investieren. Das macht den Standort Wien eigentlich zum Nachteil.“ Gleichdarauf räumt der COO aber einen entscheidenden Vorteil ein. Die Datensicherheit, ein wichtiges Thema für das Start-up, sei in Europa um einiges höher als in den USA. Außerdem kann sich Chatgrape als einziger Anbieter in Europa positionieren. In den USA hat das Team in dem Start-up Slack einen starken Konkurrenten gefunden. Zum Vergleich: Slack konnte vor kurzem rund 43 Millionen US Dollar an Investitionen aufstellen.

Wie kam es zu Chatgrape?

Die beiden Co-Founder Felix und Leo starteten vor drei Jahren ein online Magazin von Studenten für Studenten, in welchem sie über verschiedenste Themen von Politik bis zum Wiener Nachtleben bloggten. Daraus entstand in weiterer Folge eine Plattform, eine Art YouTube für Texte, auf der Hobbyautoren ihr Geschriebens einem etwas breiteren Publikum vorstellen konnten. Mit verschiedensten technischen Hilfsmitteln versuchten Felix und Leo die Texte zu analysieren und Themen zu extrahieren. Dadurch sammelten die beiden Erfahrungen im Bereich der Kontextanalyse und konnten somit bald herausfiltern, ob ein Artikel, wenn dieser das Thema ‚Amazon’ behandelte, sich mit dem Unternehmen Amazon oder mit dem Amazonas, also dem Regenwald beschäftigt. Da dieses Projekt noch keinen wirtschaftlichen Erfolg brachte, feilten die zwei an einer Idee, die einerseits das Potenzial für eine gute Geschäftsidee hatte und andererseits wirklichen Mehrwert schaffen konnte.

Ihr Wunsch war es, Kommunikation effizienter zu gestalten. Den Ausgangspunkt sahen sie beim Medium E-Mail, welches seit Jahren keine nennenswerte Veränderung durchgemacht hatte. Die Idee war es, gewisse Prozesse zu automatisieren, einfach zu gestalten und somit die Kommunikation innerhalb von Unternehmen oder Teams effizienter werden zu lassen. Die Geburtsstunde von Chatgrape war da.

Wie finanziert sich Chatgrape?

Chatgrape ist eine typische ‚Software as a Service’. Zur Zeit, da in der Early Access Phase, ist das Produkt noch kostenlos. Dafür liefern die derzeitigen User wichtiges Feedback, welches die Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Danach wird es verschiedene Abos geben, deren Preise sich nach den gewünschten Features richten. Für Start-ups gibt es Chatgrape schon für € 1,- pro Monat.

Im Dezember konnte Chatgrape ca. € 400.000,- an Förderungen sicherstellen, mit dem das Team etwa ein Jahr gut über die Runden kommt. Gefördert wurde Chatgrape unter anderem von netidee. Ein anderer Investor stellt das Büro mietfrei zur Verfügung. Der größte Technologieförderer des Start-ups ist die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Chatgrape arbeitet außerdem mit dem SAT der Research Studios Austria zusammen. „Hinter unserem Produkt steckt ein komplexes System an Libraries, das wir ohne unseren Forschungspartner nicht stemmen könnten.“, klärt Leo auf. Das Team plant derzeit die letzte Finanzierungsrunde. Ab Mitte 2015 soll Chatgrape profitabel sein.

Und wie geht es weiter?

Leo Fasbender, Co-Founder & COOChatgrape arbeitet daran, die Sprechakterkennung weiter auszubauen. In weiterer Folge wird es dann auch mobile Apps als Erweiterung geben. Geplant ist außerdem eine Enterprise-Version, die den Service auch für Großkonzerne verwendbar machen soll. CEO Felix und Designer Tobias sind außerdem zur Zeit im Silicon Valley, um dort Erfahrungen und Kontakte zu sammeln. Das Team hat jedenfalls noch viel vor und hat sich zum Ziel gesetzt, sich in die Liste der österreichischen Erfolgsstartups einzureihen.

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