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Vienna’s Start-ups: Bildungsspecial Teil 1 - Three Coins


Die Diskussion rund um das Thema Bildung in Österreich hat sich in den letzten Wochen verstärkt. Auch die Wiener Startup Welt setzt sich damit auseinander. Three Coins arbeitet an Finanzbildungsprojekten, um Armut an ihren Wurzeln zu bekämpfen.

Start-up des Monats: Three Coins

Von Stefanie Schmied, 1030 Innovation Consulting

Wer oder was ist denn eigentlich Three Coins?

Three Coins ist ein Social Business, dass es sich zum Ziel gesetzt hat, Unwissen über den richtigen Umgang mit Geld mit Finanzbildung entgegen zu wirken. Die Zielgruppen umfassen Jugendliche zwischen 14-19 Jahren, Familien mit Migrationshintergrund und junge Unternehmensgründer. Das erste erfolgreiche Projekt des im Impact Hub basierten Teams ist ein Workshop-Trainings, das mit dem Smartphone Game CURE Runners, eine völlig neuen Zugang zum Thema erhalten. Im Game bestreiten die jungen User ein Wettrennen um Macht und Wahrheit auf einer vergessenen Inseln im Pazifik – und trainieren dabei unterbewusst Grundlagen über den Umgang mit Geld. Im Workshop werden diese Lerneffekte interaktiv reflektiert. Three Coins arbeitet eng mit Schuldenberatungsstellen, Banken, Schulen und Jugendzentren zusammen.

Von der Schülerzeitung zum Social Entrepreneur

Gründerin und CEO Katharina Norden ist von den Genen her eine Unternehmerin und hat immer schon nach eigenen Projekten und Herausforderungen gesucht. Mit 13 gründete Sie eine Schülerzeitung für Volksschüler, ließ sich von ihren Lehrern dafür freistellen, finanzierte das Projekt durch Inserate und vertrieb das Magazin an verschiedenen Volksschulen. Als Katharina die ersten Erfahrungen in Angestelltenverhältnissen machte, wurde ihr schnell klar, dass sie früher oder später ihre eigenen Ideen realisieren musste. „Ich stoße einfach zu sehr an Grenzen, wenn ich mit vorhandenen Strukturen arbeiten muss, obwohl es so viel Veränderungspotential gäbe”, erklärt Katharina, für die es von Anfang an klar war, dass sie ein Unternehmen gründen würde, dass einen sozialen Mehrwert in der Gesellschaft stiftet. „Alles andere war für mich undenkbar.“

Den Startschuss für das erste Projekt Cure Runners gab der Wettbewerb „Ideen gegen Armut“. Katharina Norden und Mathias Reisinger, Mitgründer des Impact Hubs in Wien, machten sich Gedanken darüber, wie man Armut an ihren Wurzeln bekämpfen konnte. Dabei kamen sie durch ihre Recherche schnell auf das Thema Umgang mit Geld und die Zielgruppe der 14-19 Jährige, für die ein spielerischer Ansatz vielversprechend schien. 2011 reichten die beiden ein noch relativ rudimentäres Konzept für ein Facebook-Game bei „Ideen gegen Armut“ ein – und wurden mit einem Startkapital von € 41.000,- für ihre innovative Idee belohnt. Katharina kündigte ihren Job und stürzte sich voll und ganz in ihr Projekt. Die Idee, Geschichte und Lernlogik zu Cure Runners kam von Doris Rusch, Game Designerin aus Vorarlberg und Professorin für Serious Game Design an der DePaul University in Chicago. Umgesetzt hat das Game das Wiener Gameentwicklerstudio ovos Media.

IPhone5_screenshots_busjumpSmartphone Game Cure Runners, Foto by Three Coins

Die Game-App gibt es seit April zum Download. Bereits in der erste Woche wurde das Spiel mehr als 10.000x heruntergeladen. Ohne ein großes Marketing Budget zur Verfügung zu haben, überzeugten Katharina und ihr Team in vielen persönlichen Gesprächen zuerst Jugendarbeiter, Schulen, Eltern, Lehrer und Mitarbeiter in Freizeiteinrichtungen von ihrem Konzept. Das starke Interesse der Medien half dem jungen Team, ihr Netzwerk noch zu erweitern. Mittlerweile kooperiert Three Coins mit großen Institutionen, Finanzdienstleistern, öffentliche Einrichtungen und Schuldenberatungsstellen. Das Team bietet Workshops an Schulen und Train-the-Trainer Ausbildungen an. Diese Workshops zielen darauf ab, das Spiel, welches stark mit Metaphern arbeitet, in einem realen Kontext zu reflektieren und bringen somit den pädagogischen Wert zusätzlich zu einem Game, das auf den ersten Blick mit Finanzbildung nichts zu tun hat.

IMG_3179Workshop mit einer Schulklasse, Foto by Three Coins

Wer steckt hinter Three Coins?

Three Coins_Team-(c)_Matthias BranstetterLena Robinson (derzeit in Bildungskarenz), Eva-Bettina Gruber und Katharina Norden, Foto by Three Coins

Das Leitungsteam von Three Coins umfasst derzeit drei Mitglieder. Als Mitgründerin leitet Katharina Norden die Geschäfte von Three Coins und kümmerte sich um einen großen Teil der Kreativarbeit. Eva-Bettina Gruber ist Wirtschaftspädagogin und hat nach langjähriger Tätigkeit im Bereich Nachhaltigkeit und internationales Projektmanagement beim Verbund zu dem jungen Unternehmen gewechselt. Stephan Dorfmeister ist seit vielen Jahren als Unternehmensberater tätig und unterstützt Three Coins beim Thema Finanzen. Co-Founder Mathias Reisinger ist noch als Gesellschafter mit dabei und berät das Team auf strategischer Ebene. Das Startup ist kürzlich gewachsen und zählt mittlerweile sechst Mitarbeiter.

Three Coins Cure Runners Game Launch_HUB Vienna_(c)_Daniel AuerThree Coins und das Team der CURE Runners-Launch-Tour, Foto by Three Coins

Von Hürden und Helfern

Herausforderungen sind auch für das Social Startup Three Coins kein Fremdbegriff. „Jede Hürde, die wir in den letzten Jahren nehmen mussten, hatte auch eine gute Seite, von der wir profitieren und lernen konnten.“, schickt Katharina voraus. Eine Schwierigkeit vor allem in der Anfangsphase war, dass das Team unglaublich viel „Nein“ hörte. Als Reaktion auf ihre Ideen bekamen die jungen Unternehmer zuerst eine Liste an Gründen, warum diese nicht funktionieren würden. Davon abgesehen fanden sich sehr bald Einzelpersonen, die stark an die Vision von Three Coins glaubten und sich persönlich sowie finanziell hinter das Team stellten. Bereits im ersten Jahr wurde ein Advisory Board mit acht Personen aus Unternehmen und Stiftungen gegründet.

Three Coins hat mit einem Team von drei jungen Frauen gestartet. „Das war nicht immer einfach, man wird vor allem in Investorengesprächen anders wahrgenommen. Ich habe irgendwann begonnen, Männer zu solchen Gesprächen mitzunehmen. Es funktionierte leider einfach besser, wenn man zu solchen Terminen nicht alleine als junge Frau auftauchte. “, erklärt Katharina, die gleichdarauf einräumt, dass dies natürlich nicht verallgemeinert werden konnte. Der viele Zuspruch von verschiedensten Einzelpersonen relativierte diese Herausforderungen. Zu den bekanntesten Befürwortern zählen zum Beispiel Jochen Preiss, Kabinettschef von Sozialminister Hundstorfer und der Präsident der österreichischen Industriellenvereinigung Georg Kapsch. Katharina: „Es gibt einem unglaublich viel Kraft, wenn man von Menschen aus unterschiedlichen Bereichen Zuspruch erhält.“

Vielversprechende Zukunft

Die Zukunft des Startups sieht spannend aus. Das Smartphone Game Cure Runners wird es auch bald in der Schweiz geben. Dort steht das Team momentan in der Endverhandlung mit einem Lizenzpartner. Es sind bereits neue Projekte in Planung. Diese werden sich schwerpunktmäßig an die weiteren Zielgruppen des jungen Unternehmen richten. Für junge Gründer arbeitet Three Coins gemeinsam mit einer österreichischen Bank an einem Bankkonto mit integriertem Finanzcoaching. Katharina wünscht sich, dass schon bald mehr Personen an Bord kommen und die Mission von Three Coins mittragen und hinter der Idee stehen. Das große Ziel ist es, ein funktionierendes Social Business zu schaffen, dass sich mittel- und langfristig selbst erhalten kann und dabei damit spannend und innovativ am Markt bleibt.

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