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Viennale-Präsident Eric Pleskow wird 85

Kinoblockbuster wie "Das Schweigen der Lämmer" oder "Amadeus" wurden von ihm produziert: Der Wiener Hollywood-Mogul Eric Pleskow feiert seinen 85sten Geburtstag.

Das Rezept für einen guten Film formulierte Eric Pleskow einmal so: “Nehmen Sie eine berührende Geschichte, ein gutes Drehbuch und einen leidenschaftlichen Regisseur. Dann braucht man auch noch einen bekannten Hauptdarsteller und eine große Portion Glück.” Kaum einem anderen in der internationalen Filmindustrie ist es gelungen, diese Ingredienzien so meisterhaft zu kombinieren wie dem Viennale-Präsidenten, der am 24. April 2009 seinen 85. Geburtstag feiert. Morgen wird der Oscar-prämierte Produzent zahlreicher Kino-Erfolge wie “Das Schweigen der Lämmer”, “Einer flog über das Kuckucksnest” oder “Amadeus”, der in den 30er Jahren aus Wien emigrieren musste, in Wien mit einer Gala gefeiert.

Seinen Geburtstag feiert der gebürtige Wiener wieder “zu Hause” in den USA, wie er der APA am Telefon verriet. Dass er derzeit in Wien weilt, hat dreierlei Gründe: die morgige Gala, eine ihm gewidmete Mini-Retrospektive des Filmarchiv Austria und seine Tätigkeit als Jury-Mitglied des Wiener Filmfonds, die Pleskow stets mit Freude wahrnimmt. “Wo ich herkomme, wo ich tätig war, gab es keine staatlichen Unterstützungen”, wundert sich der Produzent immer wieder über die heiße Debatte um eine Aufstockung der Filmfördergelder in Österreich: “Man kann immer mehr brauchen, aber man braucht vor allem gute Drehbücher”, ist Pleskow überzeugt. “Geld allein macht keine Filme.”

Pleskow, 1924 als Erich Pleskoff geboren, entstammt einer Wiener Kaufmannsfamilie, die 1938 auf gefährlichen Fluchtwegen in die USA gelangte. Dort gelang ihm mit viel Fleiß und Einsatz eine große Karriere. Er absolvierte ein Ingenieurstudium und kam über verschiedene Tätigkeiten mit dem Dokumentarfilm in Berührung. “Zuerst hab’ ich Kaffee geholt, dann als Editor begonnen, also mit Filmschnitt”, erinnerte er sich einmal in einem Interview.

Als Mitglied der US-Militärregierung kehrte Pleskow, der die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, nach Europa zurück und reorganisierte in München die bayerische Nachkriegs-Filmindustrie. Eines seiner wesentlichsten Verdienste war dabei die Wiedereröffnung der Bavaria-Studios. 1946 bis 1948 war er als Filmberater für das War Department tätig, danach zwei Jahre in Deutschland stellvertretender Geschäftsführer der Motion Picture Export Association (MPEA) und Repräsentant für die Sol Lesser Productions.

1951 wechselte Pleskow zur US-Filmfirma United Artists, wo er in verschiedenen Funktionen arbeitete: 1962 wurde er Vizepräsident des Internationalen Vertriebs der Firma, 1973 Executive Vice President und neun Monate später – als zweiter Europäer nach Charles Chaplin – Präsident. Unter seiner Ägide entstanden zehn Filme, die den “Oscar” als bester Film des Jahres erhielten, darunter 1960 Billy Wilders “Das Appartement”, 1975 Milos Formans “Einer flog über das Kuckucksnest” und 1977 Woody Allens “Der Stadtneurotiker”.

1978 gründete er mit mehreren Partnern die Firma Orion Pictures, wo er als Präsident und Chief Executive Officer fungierte. Während seiner Präsidentschaft wurden u.a. die “Oscar”-gekrönten Filme “Amadeus” (1984, Milos Forman), “Platoon” (1986, Oliver Stone), “Der mit dem Wolf tanzt” (1990, Kevin Costner) und “Das Schweigen der Lämmer” (1991, Jonathan Demme) produziert. 1992 schied Pleskow bei Orion aus und gründete mit Barry Spikings eine eigene unabhängige Filmgesellschaft.

Heute lebt Pleskow im US-Bundesstaat Connecticut, unterhält aber auch einen Wohnsitz in Santa Monica. Zu den Filmfonds-Sitzungen und zur Viennale, deren Präsidentschaft er 1998 übernommen hat, kehrt er heute immer wieder für einige Tage nach Wien zurück, wo er 1971 das Goldene Verdienstkreuz und 2007 die Ehrenbürgerschaft erhielt. Das Filmwesen in Österreich beobachtet er interessiert, die Unterstützungen seitens der öffentlichen Hand erachtet er als “nicht schlecht für ein Land dieser Größe”. Allerdings hätten die Regierungen weltweit derzeit große Schwierigkeiten, relativiert Pleskow: “Da muss man auch einsehen, dass man nicht nur immer sagen kann: ‘Ich muss mehr haben’. Das geht derzeit nicht.”

Der Produzent wurde in den vergangenen Jahrzehnten in vielfacher Weise gewürdigt: 1972 verlieh ihm die italienische Regierung die Commenda del Ordine della Repubblica Italiana, 1989 wurde er in Frankreich als Offcier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt, 1998 erhielt er in München den CineMerit Award. Seit Barack Obama in den USA das Ruder übernommen hat, lebt Pleskow auch wieder gerne in den Staaten – unter Bush hatte er schon mit einer Wohnung in Wien geliebäugelt. Wer mehr über den umtriebigen Mann erfahren will, kann sich seit 2006 mit der von der Schauspielerin Andrea Eckert gestaltete Doku “I’m About Winning – Der Filmtycoon Eric Pleskow” oder mit der im Picus Verlag erschienenen Biografie “Eric Pleskow – Ein Leben für den Film” von Andrea Ernst informieren.

 

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