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Viennale 08 - Hommage an Werner Schroeter würdigt Lebenswerk

"Wenn ich mit ihm arbeite, habe ich das Gefühl im Wachzustand zu träumen", sagt die französische Schauspielerin Isabelle Huppert über den Regisseur Werner Schroeter.

Huppert und Schroeter verbindet eine lange Zusammenarbeit (“Malina”, “Deux”) und eine tiefe Freundschaft. Der schwer kranke Filmemacher ist heuer Gast der Viennale (17. bis 29. Oktober) und stellte gestern (Donnerstag) mit der Hauptdarstellerin noch einmal den Film “Malina” aus dem Jahr 1990 vor. Das Wiener Filmfestival zeigt eine ausführliche Hommage an den Regisseur.

Höhepunkt ist heute Abend die österreichische Erstaufführung seines neuen Films “Nuit de Chien” im Wiener Gartenbaukino, zu dem die Schauspieler Amira Casar, Pascal Gregory und die Chanteuse Ingrid Caven erwartet werden. Uraufgeführt wurde der Film in Venedig, wo der Mann mit dem markanten schwarzen Hut in diesem Jahr in Venedig den Spezial-Löwen für sein Gesamtwerk bekommen hat.

Der eigenwillige 63-Jährige aus dem thüringischen Georgenthal polarisierte mit seinen vielfach ausgezeichneten Arbeiten immer wieder. Nach Kurzstudien der Psychologie und bestandener Aufnahmeprüfung an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen beginnt Werner Schroeter seine filmische Karriere mit experimentellen kurzen 8mm-Filmen. So entsteht auch der einzige, gemeinsame Film mit Rosa von Praunheim: “Grotesk – Burlesk – Pittoresk”.

Der bekennende Homosexuelle Schroeter, der früher eng mit Rosa von Praunheim befreundet war, machte dann von Ende der 1960er Jahre an mit seinen eigenwilligen Filmen vor allem im Fernsehen auf sich aufmerksam. Der Mann mit wechselndem Wohnsitz bestach danach im Kino mit “Neapolitanische Geschwister” (1978), für den er den Bundesfilmpreis bekam, und mit dem Gastarbeiterdrama “Palermo oder Wolfsburg”, das im Jahr 1980 auf der Berlinale den Goldenen Bären erhielt. Nicht zuletzt die französischen Kinobesessenen schätzten den Autorenfilmer, dessen Werke ein Kritiker einmal so auf den Nenner brachte: “Stundenlang nichts als Verzückung und Ekstase, nichts als Tod, Abschied, Liebeswahn, Verzweiflung”. Das gilt auch für “Nuit de Chien.”

Mit umstrittenen Klassiker-Inszenierungen und Regiearbeiten an deutschen und italienischen Opernhäusern verließ der vielseitige Schroeter vor allem in den 1970er Jahren das Filmterrain. Seltener kam ein neuer Schroeter-Film in die Kinos. Mit mehreren Deutschen Filmpreisen wurde dann “Malina” (1991) mit Isabelle Huppert nach der Uraufführung in Cannes bedacht. Nach sechs Jahren Pause schloss der Regisseur, der ein Fachmann für Kamera und Schnitt ist und der auch schon mal schauspielert, mit “Nuit de Chien” (“Diese Nacht”) seinen neuen Film ab. Und zeigte in der französisch-deutsch-portugiesischen Koproduktion mit Pascal Gregory seine ungebrochene Liebe zu allem Melodramatischen, zur Welt der Oper – und zum künstlerischen Pathos.

In Wien zeigte sich indes ein schwer gesundheitlich angeschlagener Werner Schroeter. Dennoch ist eine nächste Zusammenarbeit mit seiner langjährigen Freundin Isabelle Huppert geplant, wie die Schauspielerin bei ihrem Wienbesuch erzählte.

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