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Viele Schweizer Priester haben Geliebte

Die hohe Zahl heimlicher Beziehungen von katholischen Priestern erstaunt die Klerus-Kommission der Schweizerischen Bischofskonferenz.

Nach einer Statistik hat der „Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen“ (ZöFra) 310 Frauen betreut. Man werde beim Verein weitere Zahlen erbeten, sagte Kommissionspräsident Jean-Pierre Brunner am Dienstag, nachdem er die von der Kommission in Auftrag gegebene Statistik erhalten hatte. Insbesondere wolle er wissen, wie aktuell die Zahlen seien. Es gehe darum abzuklären, ob die Priester diese heimlichen Beziehungen noch lebten.

Nach der am Montag veröffentlichten Statistik hat der Verein ZöFra in den vergangenen zehn Jahren 310 Frauen beraten, die in heimlichen Beziehungen zu Priestern lebten oder leben, in denen 146 Kinder aufwuchsen. Die Zahlen bewiesen, dass die Meinung der Bischöfe, Beziehungen von Priestern seien „Einzelfälle“, falsch sei, sagte ZöFra-Präsidentin Gabriella Loser Friedli. Sie glaube, dass über 50 Prozent der Priester den Zölibat nicht lebten oder nicht gut damit umgehen könnten. 91 der Priester sind noch im Amt. 35 pflegen Mehrfachbeziehungen. 207 Männer sind Welt- und 92 Ordenspriester. Bei elf Priestern war die Zugehörigkeit den Frauen unbekannt.

Gabriella Loser Friedli ist mit einem ehemaligen Priester verheiratet, mit dem sie 20 Jahre in einer heimlichen Beziehung lebte. Der Fall ist eher selten: Nur 75 der Rat suchenden Frauen haben geheiratet. Die Bischöfe würden äußerst unterschiedlich mit der Laisierung von Priestern umgehen, sagte Loser Friedli: Während einzelne aktiv in Rom und bei der Stellensuche helfen, würden anderen „mauern“. Der Verein berät und betreut alle Frauen, die irgendwie „vom Zölibat betroffen“ sind. In Selbsthilfegruppen können sich die Frauen im geheimen Rahmen austauschen. Die Öffentlichkeitsarbeit wird von Frauen betrieben, die sich wie die ZöFra-Präsidentin geoutet haben und deren Beziehungen geregelt sind.

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