AA

Viele rote Nasen und Luftballontiere: Aus dem Leben einer Clownin

Verena Vondrak beschäftigt seit zirka 40 Jahren mit der Clownerie, seit 1992 ist sie als CliniClown aktiv.
Verena Vondrak beschäftigt seit zirka 40 Jahren mit der Clownerie, seit 1992 ist sie als CliniClown aktiv. ©Verena Vondrak
Der Fasching ist vorbei, die Fastenzeit hat begonnen. Doch wer als Clown arbeitet, darf sich auch jetzt noch verkleiden. VIENNA.at hat bei Verena Vondrak nachgefragt, wie das Leben einer (Clini-)Clownin so abläuft.

Verena Vondrak hat eigentlich eine Ausbildung zur Grundschullehrerin gemacht. Dann hat es sie jedoch nach Paris verschlagen, wo sie mit dem Theater begonnen hat – an der Theaterschule J. Lecoq und an der Zirkusschule Annie Fratellini. Dort hat ihre Clownin langsam angefangen zu leben. Nun beschäftigt sie sich bereits seit zirka 40 Jahren mit der Clownerie, seit 1992 ist sie auch als CliniClown unterwegs. VIENNA.at hat nachgefragt, wie das Leben als Clownin so abläuft.

VIENNA.at: Was ist die Clownerie?

Verena Vondrak: Clowns brauchen in erster Linie das Publikum, dem sie sich mitteilen können, dem sie vertrauen. Das Publikum sind die Komplizen, die Freunde, die Familie im weiteren Sinn! Clowns verhalten sich ähnlich wie Kinder, sie sehen die Welt in einer sehr naiven Weltsicht, sie sind ganz nah an ihren Emotionen dran und zeigen diese auch. Clowns agieren sehr körpersprachlich und sind ganz im Moment. Clowns sind sehr lebendige Wesen, die der Welt sehr offen begegnen.

VIENNA.at: Wie wird man Clown?

Vondrak: Es gibt unterschiedliche Zugänge um Clown zu werden. In meinem Fall war es so. Ich war ein typischer Klassenclown. Nach einer Ausbildung zur Volksschullehrerin hat es mich nach Paris verschlagen, wo ich die Körpertheaterschule Jaques Lecoq besuchte und die Zirkusschule Annie Fratellini. Und dann ist es mit vielen Auftrittsmöglichkeiten geglückt, meine Clownfigur zu entwickeln.

VIENNA.at: Warum haben Sie die Arbeit als Clown gewählt?

Vondrak: Weil es eine wunderbare Sache ist Menschen auf dieser Weise zu begegnen! Und das Lachen des Publikums hat mich schon immer sehr erfüllt.

VIENNA.at: Seit wann sind Sie CliniClown?

Vondrak: Seit 1992.

VIENNA.at: Wie sind Sie dazu gekommen?

Vondrak: Ein Schauspielkollege hat mir davon erzählt und ich habe mich dann beworben bei einer sogenannten “Clownition”.

VIENNA.at: Wie verläuft die Arbeit eines CliniClowns?

Vondrak: Nach dem Umkleiden, fragen wir beim Pflegepersonal nach, ob es irgendwelche Besonderheiten auf der Station gibt und danach beginnt die Clownvisite. Dabei sind wir immer zu zweit unterwegs – Mann und Frau. Wir klopfen an, fragen, ob es recht ist, wenn wir einen Besuch abstatten und dann fängt die Improvisation an. Bei einer Clownvisite haben wir natürlich auch Zaubertricks dabei, spielen Lieder mit der Ukulele und lassen jeweils ein Geschenk da: Eine bunte Clownnase oder ein Luftballontier.

VIENNA.at: Was ist das Besondere an dieser Arbeit?

Vondrak: Seit vielen Jahren betreue ich Kinder und Jugendliche auf einer onkologischen Station. Hier begegne ich Menschen in sehr sensiblen Momenten – da geht es schon um sehr viel tief Menschliches. Trotzdem: Meine Clownfigur zeigt mir den Weg. Sie ist leichtfüßig und verspielt und so tritt sie diesen großen Problemen gegenüber. Denn die Kinder sehen mich/uns, die CliniClowns, und wollen als Kinder wahrgenommen werden. Da spielt Krankheit eine sehr untergeordnete Rolle. Sie wollen genauso behandelt werden, wie gesunde Kinder. Krankheit soll bei der Begegnung wenig Thema sein. So nach dem Motto: Jetzt mal alles kurz vergessen und “frische Farben und frischen Wind” ins Zimmer lassen.

VIENNA.at: Wie viel Nähe lässt man zu?

Vondrak: Soviel Nähe wie es guttut, für beide – dem Clown und seinem Gegenüber! Ein empathisches Empfinden ist bei dieser Arbeit sehr wichtig. Unsere erste Frage ist ja: Dürfen wir ins Zimmer hereinkommen? Und dann ist es ganz wichtig, die momentane Situation zu erfassen: Wie ist gerade die Stimmung? Wer ist da? Wie alt ist mein Gegenüber? Was könnte für dieses Setting passen? Hier ist ganz viel Empathie gefragt.

VIENNA.at: Wie grenzt man sich ab?

Vondrak: Ich habe eine sehr aufmerksame Familie, die mir großen Rückhalt gibt, einen Partner, der gut zuhören kann und mir meine “Krankenhausgeschichten” ein wenig abnimmt!

VIENNA.at: Warum ist Lachen für Sie wichtig?

Vondrak: Lachen ist wunderbar positiv. Es hält den Augenblick lebendig und vermittelt Leichtigkeit!

VIENNA.at: Wie legt man den Clown im Alltag ab – legt man ihn überhaupt ab?

Vondrak: Meine Clownin ist immer da. Sie ist immer abrufbar, auf sie kann ich mich immer verlassen. Manchmal brauche ich sie mehr im Alltag, manchmal weniger, aber es ist ein gutes Gefühl, “sie” in der Nähe zu wissen.

 

Zur Person:

Verena Vondrak ist ausgebildete Grundschullehrerin und Puppenspieltherapeutin. Sie hat an der Theaterschule J. Lecoy in Paris und an der Puppentheaterschule in Prag studiert. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Cliniclown und hat auch zwei Kinderbücher geschrieben: “Prinzessin Mislim” und “Dr. Trööt und ihr Seifenblasenbalaciernasenkunststück”.

Mehr Informationen über CliniClowns und die Arbeiten von Verena Vondrak gibt es online unter www.cliniclown.at, www.theater-ole.at und www.zorellvondrak.at.

(Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Viele rote Nasen und Luftballontiere: Aus dem Leben einer Clownin
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen