Bei allem Lifestyle-Trara, es handelte sich bei Sildenafil als Mittel gegen männliche Impotenz um eine echte Revolution in der Therapie. An sich war der Wirkstoff für Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickelt worden. Zuvor waren an Medikamenten gegen die erektile Dysfunktion nur in den Penis zu injizierendes Papaverin und Prostaglandin E1 zur Verfügung gestanden. Der in Tablettenform einzunehmende Hemmstoff des Phosphodiesesterase 5-Enzyms (PDE5), welcher den Blutfluss im männlichen Geschlechtsorgan erhöht, war ein völlig neues Prinzip. Wirksamkeitsraten von an die 70 Prozent und akzeptable Risiken für Nebenwirkungen trugen zu dem Erfolg bei.
Schwarzmarkt aus Scham
Nach einiger Zeit kamen zwei ähnliche und noch patentgeschützte Medikamente des US-Pharmakonzerns Eli Lilly und von Bayer heraus. Mit seinen blauen Pillen machte Pfizer vergangenes Jahr 2,1 Milliarden US-Dollar Umsatz (1,58 Milliarden Euro). “Die Faszination um die Kultpille bleibt auch nach 15 Jahren ungebrochen”, hieß es am Montag in einer Aussendung von Pfizer Österreich. Freilich, falsch verstandene Scham von Betroffenen und der Preis haben weltweit auch für einen mehr oder weniger “giftigen” Schwarzmarkt von gefälschten Produkten gemacht.
Über ein Drittel billiger
Jede Patentfrist hat ein Ende, in den USA übrigens läuft die Schutzfrist erst später aus. Pfizer bringt in Österreich ein eigenes Produkt zu einem günstigeren Preis heraus. Mindestens 30 Prozent geringerer Preis bei normaler Zulassung durch die Arzneimittelbehörde für solche Produkte wie für jene der Generikahersteller sollten auf jeden Fall einen positiven Effekt haben: Das Austrocknen des Marktes für dubiose Produkte. Immerhin fanden sich in den Fälschungen in der Vergangenheit auch Gifte und Substanzen bis hin zu Straßenmarkierungsfarbe.
Rezeptpflicht bleibt
Mehr als zwei Dutzend zugelassener Nachahmeprodukte dürften in nächster Zeit auf den Markt kommen. Rezeptpflichtig bleiben die Medikamente natürlich. Ob in Zukunft die Krankenkassen das Mittel zahlen werden, bleibt abzuwarten. Bei anderen rezeptfrei werdenden Arzneimitteln ist es immer wieder der Fall, dass eine Kostenübernahme leichter wird.
Hälfte der Senioren betroffen
Ohne Zweifel aber haben “Viagra & Co.” das Thema der erektilen Dysfunktion zumindest etwas aus dem schummrigen Licht am Wirtshausstammtisch gebracht: Noch Mitte der achtziger Jahre wurde das Thema in der Medizin kaum angesprochen. Rund 50 Prozent der über 60-jährigen Männer leiden daran. Bei den 40- bis 50-Jährigen sind es 20 Pozent. Mit Sildenafil und den anderen Wirkstoffen bekamen Betroffene und Ärzte die Möglichkeit, das Thema mit einem Ausblick auf Hilfe zu diskutieren. (APA)