Verzetnitsch habe in seiner Einvernahme durch das Bundeskriminalamt (BKA) im Juni 2006 ausgesagt, dass er 1998 vom Ex-Aufsichtsratsvorsitzendem der BAWAG, Günter Weninger, Informationen über Verluste erhalten habe. Das sei auch in den, in Medienberichten veröffentlichten Protokollen nachzulesen gewesen. Die Aufregung nach den Aussagen von Weninger im BAWAG-Prozess sei daher in keiner Weise nachvollziehbar.
Die Informationen, die Verzetnitsch 1998 von Weniger erhalten habe, seien aber sehr rudimentär gewesen, weil sie insbesondere keine betragliche Größenordnung enthielten, sondern den Hinweis, dass die Verluste bereits ausgeglichen worden seien, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Kanzlei Kunz, Schima, Wallentin. Es sei daher auch ganz richtig, wenn Herr Verzetnitsch vor dem Bankenausschuss sagte, dass er von echten (nämlich nicht ausgeglichenen) Verlusten erst Ende 2000 erfahren habe, so die Anwälte. Zudem sei zweifelhaft, ob Verzetnitsch 1998 überhaupt mitgeteilt worden sei, dass die Verluste durch Währungsspekulationen entstanden seien, wie Verzetnitsch vor dem Bundeskriminalamt ausgesagt hat. Denn Herr Verzetnisch glaubt – die Vorfälle liegen mittlerweile neun bzw. sieben Jahre zurück – eher, dass der Name von Herrn Dr. Flöttl erst Ende 2000 im Zusammenhang mit Verlusten der BAWAG erwähnt wurde.
Laut den im Vorjahr in News veröffentlichten Protokollen sagte Verzetnitsch: 1998 sagte mir AR-Vorsitzenter Weninger: Nach Währungsspekulationen des Wolfgang Flöttl sind Verluste eingetreten, die aber schon bereinigt sind, Details dazu sagte er mir nicht, und ich hinterfragte auch keine. Weninger gab mir keine Größenordnung des Verlustes bekannt, ich halte mich da strikt an die Organverantwortung. Mir wurde gesagt, dass der Verlust bereinigt wird, also habe ich nicht nach der Höhe gefragt. In den Bilanzen danach gab es keinen Hinweis auf eine wirtschaftliche Bedrohung der Bank. Also sah ich als Vertreter des Mehrheitseigentümers keinen Grund, nach Wertberichtigungen oder anderem zu fragen. Weninger hat mir glaubhaft versichert, dass alles im Griff ist. Weil die Geschäftsberichte 1998 und 1999 positiv ausfielen, bestand kein Grund, die Karibik-Geschäfte weiter zu hinterfragen.
Am 2. Februar 2007 hatte Verzetnisch als Zeuge im parlamentarischen Banken-Ausschuss als Auskunftsperson unter Wahrheitspflicht ausgesagt, im Dezember 2000 zum ersten Mal mit Entsetzen von den dramatischen Verlusten der BAWAG erfahren zu haben. Diese Behauptung hatte Weninger vor der BAWAG-Sonderkommission zunächst gestützt, am Montag im BAWAG-Prozess jedoch revidiert: Er habe den früheren ÖGB-Präsidenten zu Beginn nicht so weit hineinziehen wollen, da dieser nach Bekanntwerden der Karibik-Verluste unter starkem medialem Druck gestanden sei, gab Weninger zu Protokoll.
Verzetnisch habe vor dem BKA auch bestätigt, Flöttl einmal in New York getroffen zu haben, heißt es in dem Statement der Anwälte weiter. Auch das hat daher keinen Neuigkeitswert.