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Verzentnitsch seit 1994 informiert

Den Ex-ÖGB-Präsidenten Fritz Verzetnitsch habe er als Eigentümervertreter der BAWAG bereits 1994 über die Art und Weise seiner Geschäfte informiert, gab Flöttl in seiner Einvernahme zu Protokoll.

Verzetnitsch habe ihn in New York besucht, er sei mit ihm Abendessen gegangen und habe dabei über „die Situation in Österreich und was wir tun“ gesprochen. Verzetnitsch habe selbstverständlich verstanden, worum es dabei ging: „Er ist ein ausgesprochen intelligenter Mann, der fließend Englisch spricht. Meine Frau war sehr beeindruckt.“ Verzetnitsch habe gewusst, was Bond- und Währungshandel bedeuten, die Arbitrage-Geschäfte habe er ihm erklärt, so Flöttl: „Er konnte sicher folgen, was wir tun.“

Die BAWAG habe mit den so genannten Karibik 1-Geschäften 3,8 Mrd. Schilling (276 Mio. Euro) verdient, zog Wolfgang Flöttl eine Erfolgsbilanz für die Jahre 1987/88 bis 1994, als diese nach einem „Medienrummel“ vorübergehend beendet werden mussten. Er habe damit sicher der damals wirtschaftlich angeschlagenen Bank geholfen, die laut Flöttl „drei Riesenprobleme“ hatte: Die schlechte Ertragslage im Kundengeschäft, Verluste mit russischen bzw. osteuropäischen Staatsanleihen und den heimischen Handelsriesen Konsum, der u.a. mit Bankkrediten „aus politischen Gründen um jeden Preis am Leben erhalten werden musste“, wie Flöttl sagte.

Wolfgang Flöttl hatte seine Karriere mit fünf Angestellten – darunter eine Sekretärin – begonnen und hatte seiner Darstellung zufolge von Beginn an durchschlagenden Erfolg mit seinen Investmentgeschäften: „Wie wir angefangen haben, waren wir sehr lucky.“ Er schilderte dem Gericht seine Anfänge im Arbitrage- und Bondhandel. Die BAWAG sei „schnell ein wesentlicher Kunde geworden.“ Ob es nicht Probleme gegeben habe, zumal sein Vertrags- und Verhandlungspartner dabei sein eigener Vater war – Generaldirektor der BAWAG war zu der Zeit Walter Flöttl -, wollte Richterin Claudia Bandion-Ortner wissen. „Natürlich ist das ein Problem. Andererseits hatte er (Walter Flöttl, Anm.) das Problem einer schwierigen Ertragslage“, antwortete Wolfgang Flöttl.

Sein Ansprechpartner bei der BAWAG sei neben seinem Vater vor allem Helmut Elsner gewesen, der seit 1978 im Vorstand saß. Ob der Aufsichtsrat über die Karibikgeschäfte informiert wurde, „war kein Gegenstand für mich“, bemerkte Flöttl.

Flöttl bezeichnete sich als „Risikoinvestor“, der „jeden Gewinn immer wieder eingesetzt“ habe. Dennoch habe es hinsichtlich des Risikos keinen großen Unterschied zwischen den erfolgreichen Karibik 1-Geschäften und den späteren Geschäften gegeben, die zum so genannten „Totalverlust 1998“ führten. „Wenn Sie mir das im August 1998 gesagt hätten, hätte ich gesagt, das ist absolut unmöglich“, meinte Flöttl, als die Richterin auf diesen Totalverlust zu sprechen kam. Sogleich schränkte er relativierend en: „Es gibt in der Investmentgeschichte Eintritte, wo mein Totalverlust möglich ist. Es wird immer wieder Situationen geben, wo ein makroökonomisches Ereignis stattfinden kann, wo es große Verluste geben wird.“

Anschließend richtete Staatsanwalt Georg Krakow eine Reihe von Fragen an den Spekulanten. Dabei gab Flöttl an, die BAWAG habe im Zeitraum 1988 bis 1994 70 Prozent seines Kundenvolumens abgedeckt. Flöttl wies die Aussage von Elsner zurück, der in der vorigen Woche behauptet hatte, er, Flöttl, habe bereits in der Karibik 1-Phase Geld verloren. Er sei damals mit Elsner „am Besten ausgekommen, er hat fließend Englsich gesprochen“, erwiderte Flöttl auf die Frage nach seinen Kontakten zu BAWAG-Vertretern. Mit der Rechtsabteilung und der Innenrevision der Bank habe er „niemals“ zu tun gehabt. Auch von der Bankenaufsicht habe er nie gehört.

Die Frage nach den Kontrollmöglichkeiten der BAWAG über die ihm zur Verfügung gestellten Gelder beantwortete Flöttl mit „Sie hätte als Großanleger Schritte verlangen können. Das haben sie aber nie getan.“ Die Verträge mit der BAWAG seien von ihm, Flöttl, gekommen. Die Abwicklung der Geschäfte über 90 Off-Shore-Firmen habe die BAWAG „aus innerbetrieblichen und steuerlichen Gründen“ gewollt.

Flöttl betonte, für die Karibik 1-Geschäfte keine persönliche Haftung eingangen zu sein. Die Frage nach seinem Pouvoir in Bezug auf die von der BAWAG übermittelten Summen beantwortete er mit: „Für das, was sie geschickt haben, hatten wir das Pouvoir. Darüber durften wir verfügen.“

Er sei mit seinem Firmengeflecht damals „sicher so groß gewesen wie Cerberus“, bemerkte Flöttl abschließend. Der US-Finanzinvestor Cerberus hat bekanntlich heuer die BAWAG gekauft, nachdem sie mit Spekulationsgeschäften von Wolfgang Flöttl an den Rand ihrer wirtschaftlichen Existenz gebracht worden war.

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