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Verwahrloste irakische Waisen versorgt

Bagdad - Die völlig verwahrlosten 24 Waisenkinder aus einem öffentlichen Kinderheim der irakischen Hauptstadt Bagdad sind in ein anderes Kinderheim gebracht worden.   | Soldaten machten grausigen Fund

Die zum Teil bis aufs Skelett abgemagerten Buben im Alter zwischen drei und 15 Jahren würden nun im Bagdader Dar-al-Hanan-Waisenhaus betreut, berichtete ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag.

Dort bekamen sie Kleider und Betten, nachdem sie in ihrem früheren Heim nackt auf dem Betonboden liegen mussten. US-Soldaten hatten die Buben entdeckt und sie wegen ihres apathischen Zustands zunächst für tot gehalten. Sie mussten in einem dunklen Raum ohne Fenster dahin vegetieren, wie ein Armeesprecher dem amerikanischen TV-Sender CBS sagte.

Während die Vorratsschränke der früheren Betreuer laut CBS voll waren, war einer der Buben demnach in einem so erbärmlichen Zustand, dass tausende Fliegen sich auf seinen mit Wunden übersäten Körper stürzten. Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki ordnete die Bestrafung der Verantwortlichen an.

Die Entdeckung und Rettung der Kinder am 10. Juni durch amerikanische und irakische Soldaten hat mittlerweile zu einer irakisch-amerikanischen Kontroverse geführt. Der irakische Arbeits- und Sozialminister Mahmoud Radi bezichtigte kurz nach der Veröffentlichung von Bildern aus dem Waisenheim das US-Militär der „Schamlosigkeit“ und „böser Absichten“.

„Die US-Streitkräfte haben faktisch die Würde dieser Kinder verletzt. Jene, die diese Durchsuchung durchgeführt haben, gehören vor Gericht gestellt“, sagte der Minister am Mittwochabend. Ihr einziges Ziel sei es gewesen, sich selbst als „Befreier“ in ein günstiges Licht zu rücken. Radi, der dem regierenden Schiiten-Block UIA (Vereinigte Irakische Allianz) angehört, kündigte eine „unverzügliche Untersuchung des Vorfalls“ an. Die Verantwortlichen würden belangt werden. „Die Geschichte, die von den US-Streitkräften manipuliert wurde, erfordert eine objektive Analyse, gegründet auf logische Argumentation und frei von der demagogisch geweckten Emotionen“, sagte der Minister.

Die Soldaten waren bei einer Patrouille im Bagdader Bezirk Fadschr auf das Waisenhaus gestoßen. Die zum Teil geistig behinderten Knaben waren auch teils an Betten gefesselt. Die in Nebenräumen reichlich gefundenen Lebensmittel und Kleider hatte das Personal offenbar für den Verkauf auf dem Schwarzmarkt vorgesehen.

Die 24 Kinder hatten noch bis Ende Mai in einem Waisenhaus im Stadtteil Atafiya gelebt, in dem Buben und Mädchen unter einem Dach untergebracht waren. Es heißt, Islamisten hätten diese gemeinsame Unterbringung kritisiert. Daraufhin seien die Buben in die Einrichtung in Fadschr gekommen.

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