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Verstehen Sie die Beliers? - Trailer und Kritik zum Film

Türe-Zuknallen als Form pubertierender Rebellion ist im Haushalt der Familie Belier sinnlos: Paula ist in ihrer Familie die Einzige, die hören kann.

Das Mädchen steht im Mittelpunkt der französischen Komödie “Verstehen Sie die Beliers”, die ab Freitag mit einer Familiengeschichte zwischen überschäumender Komik und Chanson-getränkter Sentimentalität auch hierzulande viele Herzen erwärmen dürfte.

Verstehen Sie die Beliers?  – Die Geschichte

Am familieneigenen Käsestand am Bauernmarkt übernimmt Paula das Reden: Sowohl ihre Eltern als auch ihr kleiner Bruder Quentin sind taubstumm, also fungiert das Mädchen tagein, tagaus als Übersetzerin – ob im Verkaufsgespräch oder beim Sexualtherapeuten der Eltern. Mit ihr als Bindeglied zur Außenwelt soll es dem Vater auch gelingen, bei den anstehenden Bürgermeisterwahlen zu gewinnen und so die Pläne des amtierenden schmierigen Dorfoberhauptes, sämtliche Agrarflächen und so auch den Bauernhof der Beliers zu bebauen, durchkreuzen.

Fernab der großen Verantwortung, die Paula daheim trägt, ist sie ein durchschnittlicher Teenager: Verschossen in ihren Mitschüler Gabriel (Ilian Bergala), schreibt sie sich in den Chorkurs ein, um ihm näher zu sein. Als der angesichts von Dilettantismus schon mal ausfällig werdende Musiklehrer Thomasson (Eric Elmosnino) ihr Gesangstalent entdeckt und sie zur Aufnahmeprüfung einer Musikschule nach Paris schicken will, bricht für die Eltern die für sie “normale”, stumme Welt zusammen – und beginnt Paula, ihre Position in der Familie zu hinterfragen.

Verstehen Sie die Beliers?  – Die Kritik

Würde- und liebevoll, in bunten Farben und chaotischen Situationen setzt Regisseur Eric Lartigau seine größtenteils gehörlosen Charaktere in Szene, stellt sie als ungewöhnlich direkte und sturköpfige Menschen dar, die sich mit jeder Menge Körpereinsatz ausdrücken und so die Lacher auf ihrer Seite haben. Einzig die überbordende Mimik der französischen Komödienstars Karin Viard (“Das Schmuckstück”) und Francois Damiens (“Nichts zu verzollen”) als Paulas Eltern Gigi und Rodolphe scheint manchmal dann doch zu viel des Guten. Nicht zuletzt deshalb braucht es jedoch oft weder Untertitel noch Paulas Übersetzung, um die pointierten Dialoge der Beliers zu verstehen. Mit Ausnahme des gehörlosen Erstlingsdarstellers Luca Gelberg als Quentin mussten sämtliche Hauptdarsteller die Gebärdensprache über Monate hinweg mühevoll erlernen – eine Anstrengung, die dem Film nicht anzusehen ist.

Größter Gewinn des Films ist mit Louane Emera ein strahlender Schauspielneuling: Bei der französischen Ausgabe der Musikcastingshow “The Voice” 2013 als 16-Jährige zum Publikumsliebling aufgestiegen, gelingt der heute 19-Jährigen das Schmettern der sich wie ein roter Faden durch den Film ziehenden Chansons von Michel Sardou ebenso mühelos wie die glaubhafte Darstellung eines langsam erwachsen werdenden, ihren eigenen Willen findenden Mädchens. Bei den französischen Filmpreisen gab es dafür den Cesar als beste Nachwuchsdarstellerin; im Frühjahr folgt das erste Album.

Mehr als fünf Millionen Besucher hat die Gute-Laune-Komödie in Frankreich in die Kinos gelockt, in Österreich dürfte sie Freunde von vorhergehenden französischen Erfolgsproduktionen wie “Monsieur Claude und seine Töchter” ebenso zufriedenstellen. Auch wenn Regisseur Lartigau das eine oder andere Mal über die Kitschgrenze hinausschießt und nicht zuletzt mit dem von Michel Sardou begleiteten, rührseligen Finale auf die Tränendrüse drückt: Das Konzept geht auf, und die Beliers gehen ans Herz.

(APA)

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