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"Verschreibungen" vom Arzt gegen Einsamkeit erprobt

Ärzte sollen in Zukunft nicht nur Medikamente, sondern auch soziale Angebote verschreiben dürfen.
Ärzte sollen in Zukunft nicht nur Medikamente, sondern auch soziale Angebote verschreiben dürfen. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Sujet)
In Arztpraxen sollen in Zukunft nicht nur Medikamente, sondern auch soziale Angebote bei Einsamkeit, psychischer Belastung, Überforderung und finanziellen Notlagen "verschrieben" werden.

Der Arzt soll in Zukunft auch soziale Angebote verschreiben können. Das im Vorjahr gestartete und vom Gesundheitsministerium geförderte "Social Prescribing"-Projekt in neun Ordinationen in Österreich wird nun ausgeweitet. Das teilte die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) mit, die untersucht, wie sich "Social Prescribing" in der Praxis umsetzen lässt.

"Verschreibungen" von sozialen Angeboten vom Arzt erprobt

Ein Fünftel aller Patientinnen und Patienten wenden sich Schätzungen zufolge nicht aufgrund rein medizinischer Anliegen an die Einrichtungen der Primärversorgung, sondern aufgrund eines sozialen Anliegens. "Social Prescribing" diene hier als vielversprechender Ansatz, um die soziale Gesundheit der Menschen sicherzustellen.

Arztpraxen für soziale Anliegen der Patienten sensibilisieren

Einrichtungen der Primärversorgung brauchen dafür Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, die für gesundheitsrelevante, nicht-medizinische Anliegen sensibilisiert sind, ein Kooperationsnetzwerk in der Region und Fachkräfte mit sogenannter Link-Working-Funktion, erläuterte die GÖG. Gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten werden die persönlichen Belastungen sowie Ressourcen erörtert und dann ein passendes soziales Angebot aus dem regionalen Kooperationsnetzwerk, etwa an Angebote der Gesundheitsförderung, Wohnungslosenhilfe, Arbeitslosenunterstützung, Schuldnerberatung usw. vermittelt.

540.000 Euro für Projekt zum Verschreiben sozialer Angebote

Nach den laut GÖG bisher "positiven Umsetzungserfahrungen" stellt das Gesundheitsministerium weitere 540.000 Euro für den Fördercall "Social Prescribing in der primär- und pädiatrischen Versorgung" zur Verfügung. Das entspricht der Verdoppelung der bisherigen Fördersumme bei der Verschreibung von sozialen Angeboten. In den vorerst neun teilnehmenden Einrichtungen wurden in sechs Monaten mehr als 178 Personen beraten und davon rund 85 Prozent an regionale Angebote vermittelt. Laut einer Befragung würden 98 Prozent der Patienten "Social Prescribing" weiterempfehlen.

Positive Rückmeldungen bei Verschreibung sozialer Angebote

"Die bisherigen Erfahrungen aller Beteiligten und die positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass der Ansatz der sozialen Verschreibung funktioniert", wurde Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) zitiert. "Die Corona-Pandemie hat in unserer Gesellschaft nicht nur gesundheitliche, sondern auch soziale Spuren hinterlassen. Gesundheit und Soziales sind eine untrennbare Einheit, die stets zusammen betrachtet und gedacht werden muss."

Teilnahme am Fördercall "Social Prescribing"

Das Ministerium lädt gemeinsam mit der GÖG Einrichtungen der medizinischen Primärversorgung, Einrichtungen der pädiatrischen Versorgung, sowie Einrichtungen der medizinischen Primärversorgung für nicht-versicherte Personen ein, mit einer Fachkraft mit Link-Working-Funktion am Fördercall "Social Prescribing" teilzunehmen. Auch Einzelordinationen und Gruppenpraxen im ländlichen Raum ohne solche Fachkraft können Ideen zur Umsetzung von "Social Prescribing" einzureichen. Die Gesundheit Österreich GmbH begleitet die Förderung u.a. mit Vernetzungstreffen und Schulungen.

Die Antragstellung läuft bis 6. November. Weitere Infos finden Sie hier.

(APA/Red)

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