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Vernichtender Bericht für das Wiener Schauspielhaus

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In der Kritik des Kontrollamt steht - ähnlich wie beim Wiener Metropol - die Finanzgebarung des Schauspielhauses.

Allen voran der Vorgriff auf Subventionszuwendungen – im Jahr 2009 etwa in einer Höhe von 508.471 Euro – sei “zwecks Vermeidung eines negativen Eigenkapitals” erfolgt, wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Prüfbericht für die Jahre 2006 bis 2009 hervorgeht. Das Ergebnis der Untersuchung fiel insgesamt “eher desaströs” aus, wie es ein Bericht des “Standard” (Wochenendausgabe) zusammenfasst.

Die dem SSH gewährte Vier-Jahresförderung mit jährlicher Basissubvention in der Höhe von jeweils 1,165 Mio. Euro sei für die Stadt Wien ein Planungsinstrument, so der Kontrollamtsbericht. “Eine Intention des Gemeinderates, damit bilanzielle Vorgriffe der Förderungsnehmerinnen bzw. Förderungsnehmer zu ermöglichen, lässt sich (…) daraus nicht ableiten.” Letztlich bezeichnet das Kontrollamt die Vorgehensweise des SSH als nicht erstrebenswert. Die Umsatzerlöse sind in dem erwähnten Zeitraum von 463.684 auf 212.713 Euro gesunken, auch bei sonstigen Erträgen verzeichnete das SSH einen Rückgang um 44 Prozent auf 218.541 Euro. Speziell der Anstieg der Verbindlichkeiten von 91.536 auf 519.285 Euro “zeigt die wirtschaftlichen Schwierigkeiten” des Theaters, so das Kontrollamt.

Kritisiert wurden im Bericht weiters die Entwicklung der Personalkosten des Hauses, das seit 2007 unter der künstlerischen Leitung von Andreas Beck steht. Der Personalaufwand ist im angegebenen Zeitraum um mehr als 60 Prozent auf 1,243 Mio. Euro gestiegen. Dies wird in einer gestern, Freitag, veröffentlichten Stellungnahme des SSH mit einer kompletten künstlerischen Neuorientierung aufgrund des Leitungswechsels und der damit verbundenen Entwicklung zu einem “Autorentheater mit Ensemble und Repertoirebetrieb” begründet. Dies “erfordert andere Personalbindungen als der vorherige Koproduktionsbetrieb”.

Die Auslastung sank von 83,8 auf 72,6 Prozent, auch die Gesamtbesucherzahl ist laut Kontrollamt niedriger ausgefallen, währenddessen die öffentliche Zuschüsse pro Besucher um zwölf Euro auf 86,80 Euro stiegen sind. Insgesamt ergibt sich daraus ein Anteil möglicher Erträge aus Karteneinnahmen von 30,6 Prozent für 2009, während dieser 2006 noch 40,7 Prozent betrug. Die Auslastung sei laut SSH allerdings aufgrund eines mittlerweile erhöhten Platzangebots nicht vergleichbar: “Wendet man das ehemals durchschnittliche Platzangebot auf die heutige Besucherzahl an, (…) liegt kein Besucherrückgang vor.”

Ein ebenfalls sehr auffallender Punkt des Prüfberichtes sind die Werbeaufwendungen, die etwa im Zuge des Leitungswechsels 2007 um fünf Prozent höher als die gesamten Umsatzerlöse des Theaters gewesen sind. Wären diese Ausgaben in diesem Jahr nicht getätigt worden, so hätten laut Kontrollamt “sämtliche Besucherinnen und Besucher das Theater gratis besuchen” können. Empfohlen wird, neben einer auszubauenden Dokumentation des Betriebsgeschehens vor allem gezielte Sparmaßnahmen beim Personal und Werbeaufwand einzuleiten.

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