AA

Verliebte Justizwachebeamtin deckte untergetauchte Gefangene

Im Wiener Straflandesgericht ist am Freitag der Prozess gegen eine ehemalige Justizwachebeamtin eröffnet worden. Die in der Justizanstalt Schwarzau beschäftigte Frau hatte sich mit einer um 34 Jahre älteren Insassin angefreundet. Als diese von einem Freigang nicht mehr zurückkehrte, gewährte sie der Flüchtigen monatelang Unterschlupf in ihrer Wohnung in Wien-Floridsdorf.
Damit nicht genug: Die 27-Jährige nahm mit ihrer Freundin mehrere Kredite auf, um unter anderem ein Lokal auf der Donauinsel zu kaufen, das man gemeinsam betreiben wollte. Da das nicht funktionierte, sollen die beiden am 11. Oktober 2007 versucht haben, das Gasthaus in versicherungsbetrügerischer Absicht “warm abzutragen”.

Zum Prozess erschien lediglich die jüngere Frau, die nach Auffliegen der inkriminierten Vorgänge beruflich umsatteln musste und nun bei den Wiener Linien beschäftigt ist. Die 14-fach Vorbestrafte ließ sich entschuldigen: Sie befinde sich in psychotherapeutischer Behandlung und sei derzeit nicht verhandlungsfähig, richtete ihr Verteidiger Robert Lattermann dem Gericht aus.

Die Ex-Justizwachebeamtin bekannte sich zur Begünstigung schuldig: Sie habe ihrer Freundin, die sie im Gefängnis kennen und schätzen lernte, zunächst Quartier gewährt, als diese von der Anstaltsleitung immer wieder Freigänge zugestanden bekam. Als die heute 61-Jährige untertauchte, hielt sie diese zwei Monate bei sich daheim verborgen.

Offenbar verband die beiden mehr als bloße Freundschaft. Die junge Frau dürfte sich zu der notorischen Betrügerin, die als einnehmende, auf den ersten Blick beeindruckende Persönlichkeit beschrieben wird, hingezogen gefühlt und sich im Vertrauen auf eine gemeinsame Zukunft beinahe bis ins Unendliche verschuldet haben.

Mit einem Darlehen in der Höhe von 500.000 Euro sollte das Gasthaus erworben werden, wobei die 61-Jährige ihrer blauäugigen Freundin vormachte, sie hätte einen “spanischen Investor” an der Angel, der auf der ganzen Welt gewinnbringende Projekte betreibe. “Meine Mandantin hat das geglaubt. Sie hat auch geglaubt, aus der Provision für die Vermittlung von Ölgeschäften wird Geld kommen”, erklärte Herbert Eichenseder, der Rechtsbeistand der Ex-Beamtin.

“Sie hat immer gesagt, ich soll mich da nicht einmischen und dass mir eh nix passieren kann und dass ich mich nicht auskenne”, schilderte die 27-Jährige ihre Rolle.

Als ihr doch Zweifel kamen, legte ihr die 61-Jährige eine Bankgarantie über eine Milliarde US-Dollar einer Schweizer Großbank vor, die die Justizwachebeamtin in ihren Tresor sperrte. Natürlich war das Papier gefälscht.

Vom Versicherungsbetrug – laut Anklage verhinderte nur das rasche Eingreifen der Feuerwehr eine Feuersbrunst, nachdem es im Kassenbereich des Gasthauses vermutlich von fremder Hand zu brennen begonnen hatte – wollte die Angeklagte nichts wissen. Sie habe damit nichts zu tun. Ihre Freundin habe zwar davon gesprochen, “aber nie konkret. Ich hab’ es nicht ernst genommen. Das hat mich nicht weiter interessiert. Das war ja Nonsens. Ich trau’ ihr das nicht zu.”

Die Verhandlung wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Verliebte Justizwachebeamtin deckte untergetauchte Gefangene
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen