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Verletzte Sgrena wird wieder operiert

Die nach einmonatiger Geiselhaft im Irak freigelassene Journalistin Giuliana Sgrena muss erneut operiert werden. Der Eingriff an der Schulter werde voraussichtlich Anfang der kommenden Woche durchgeführt.

Der allgemeine Zustand Sgrenas verbessere sich weiter und lasse jetzt einen chirurgischen Eingriff zu, sagte ein Arzt in Rom. Ob anschließend eine weitere Operation ansteht, sei noch abzuwarten, hieß es.

Die 56-jährige Reporterin war vor einer Woche am Schlüsselbein getroffen worden, als sie nach ihrer Freilassung auf dem Weg zum Bagdader Flughafen von US-Soldaten beschossen wurde. Bei dem Beschuss war der italienische Geheimdienstagent Nicola Calipari ums Leben gekommen. Sgrena war bereits in Bagdad operiert worden, bevor sie mit einem Ambulanzflugzeug nach Italien gebracht wurde. Sie hat seither mehrfach schwere Vorwürfe gegen die US-Armee erhoben.

US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat Italien eine gründliche und rasche Ermittlung zur Aufklärung der Umstände, die zum Beschuss des Autos der in Bagdad freigelassenen Journalistin führten, versprochen. Rumsfeld versicherte, dass er sich persönlich einsetzen werde, damit die Verantwortlichen bestraft werden. „Die Beziehungen zwischen Italien und den USA werden durch die Zusammenarbeit zur Aufklärung des Vorfalls gestärkt hervortreten“, meinte der US-Verteidigungsminister. Er sprach der Familie Caliparis sein Beileid aus.

Der italienische Staatschef Carlo Azeglio Ciampi lobte in einem Schreiben an US-Präsident George W. Bush die Zusage der USA zu „einer gründlichen gemeinsamen Untersuchung unserer beider Länder“, die zur eingehenden Klärung aller Tatsachen der Tragödie führen solle. „Die Notwendigkeit für Transparenz und Schnelligkeit, die Sie selbst in einer verbindlichen und einfühlsamen Art ausgedrückt haben, wird zutiefst vom italienischen Volk empfunden“, erklärte Ciampi. Er dankte Bush für seine Worte „der Aufrichtigkeit und Solidarität“.

Amerikanische und italienische Angaben zu dem tödlichen Zwischenfall sind in mehreren Punkten widersprüchlich. Der Vorfall hat zu einer Belastung des Verhältnisses zwischen Rom und Washington geführt. Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi verlangt von den USA eine Aufklärung. Er sagte am Mittwoch im Parlament in Rom, die US-Streitkräfte seien über die Mission zur Befreiung der Geisel informiert gewesen.

Nach US-Angaben handelte es sich bei den Schüssen um einen tragischen Unfall. Es hieß, Sgrenas Fahrzeug sei mit hohem Tempo auf den Kontrollposten zugefahren und habe Stoppsignale nicht beachtet. Sgrena wies diese Darstellung zurück. „Es gab kein Stoppsignal, niemand hat zur Warnung in die Luft geschossen. Nicht der Motor des Autos, sondern die Scheiben des Fahrzeuges wurden angeschossen“, sagte Sgrena im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Freitag-Ausgabe).

Sgrena bestätigte, dass ihr Calipari das Leben gerettet hatte. „Er hat sich auf mich gestürzt, während ich zwischen den beiden Autositzen Schutz suchte. Er hat mich gerettet“, betonte die Journalistin der prokommunistischen Tageszeitung „Il Manifesto“.

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