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Verhandlungen über Jugendbande

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Zehn Überfälle gehen auf das Konto einer jugendlichen Räuberbande, die nun vor dem Richter steht. Mit einem Billa fing alles an - und mit dem Alarmpaket einer Bank Austria ging die Kriminalkarriere zu Ende.

Gut gefüllt war die Anklagebank im Schwurverhandlungssaal 203 des Wiener Landesgerichts am Mittwochvormittag. Sieben Beschuldigte im Alter von 19 bis 21 Jahren hatten Platz genommen, sie mussten sich für insgesamt zehn Überfälle aus dem vergangenen Jahr verantworten. Nach einem Raubzug bei einer Bank Austria in Simmering am 1. Dezember 2005 war das Alarmpaket geplatzt. Der Versuch, das weniger verschmutzte Geld in einem Wettbüro umzutauschen, ließ die Bande auffliegen.

Der Ausgangspunkt der Tätigkeit der Bande war ein Gespräch eines Angeklagten, der bei einer Donaustädter Billa-Filiale arbeitete und laut Anklage mehr als 50.000 Euro Schulden aufgehäuft hatte, mit einem Freund, der ebenfalls unter Geldmangel litt. Man dachte über einen Überfall auf den Supermarkt nach, der Angestellte sollte dabei das Opfer geben.

„Zuerst war es nur dummes Gerede, dann ist es ernst geworden”, berichtete sein Freund. Er selbst wollte die Tat nicht begehen und kontaktierte einen Bekannten. „Ich habe mir gedacht, wenn ich nicht mit hineingehe, ist es nicht so schlimm”, schilderte der Beschuldigte sein Motiv, den Freund hineinzuziehen. Der hatte bereits im Mai 2005 mit einem Messer ein Wettbüro in Wieden beraubt. Dieser Fall ist ebenfalls angeklagt.

Die Waffe – eine Spielzeugpistole – steuerte die kleine Schwester des Supermarktmitarbeiters bei, die das Gerät im Auto ihres Bruders vergessen hatte. „Die hatte vorne nicht einmal ein Loch”, erzählte einer der Angeklagten dem Schwursenat unter dem Vorsitz von Richterin Michaela Sanda. Aus dem Geschäft kam per Telefon das Signal zum Losschlagen, die Beute im Bereich einiger tausend Euro teilten die drei Beteiligten.

Es folgten einige Überfälle auf Wettbüros, Imbisslokale und eine Tankstelle im November, welche die Bande in wechselnder Besetzung – teils zu zweit, teils zu dritt, in einem Fall war einer der Angeklagten allein – beging. Die Spielzeugpistole hatten die jungen Kriminellen gegen Gas- bzw. Schreckschusswaffen eingetauscht. Angesichts der Häufigkeit der Überfälle meinte Beisitzer Peter Liebetreu: „Mich wundert, dass sie Tage ausgelassen haben. Das ist doch vergeudete Zeit.”

Dass schließlich eine Bank herhalten musste, erklärte einer der Angeklagten so: „Wir haben schon so viel gemacht und haben das Geld immer verloren (an den Automaten, Anm.) oder ein bisschen Schulden zurückgezahlt. Also haben wir beschlossen: Machen wir eine Bank, dort gibt’s mehr Geld. Dann zahlen wir alle Schulden zurück und machen nie wieder was.” Mit Masken ging ein Trio in die Bank, bekam einen hohen Geldbetrag und das Alarmpaket. 3.000 weniger verfärbte Scheine konnte einer der Verdächtigen noch umtauschen, die Hälfte verlor er wieder an den Spielautomaten. „Weil man gewinnt nicht immer”, erklärte er.

Die Verhandlung ist für zwei Tage anberaumt und soll am Donnerstag zu Ende gehen.

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