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Verhaftung von Mladic knapp gescheitert

Der frühere bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic ist Einheiten der NATO-geführten Bosnien-Schutztruppe (SFOR) vergangene Woche nur knapp entkommen.

Das erfuhr die APA aus Militärkreisen in Sarajewo. SFOR-Soldaten hatten am Donnerstag eine breit angelegte Aktion in den Militäranlagen der ostbosnischen Kleinstadt Han Pijesak durchgeführt, die während des Bosnien-Krieges zwischen 1992 und 1995 als Hauptquartier der Armee der bosnisch-serbischen Republika Srpska (RS) diente.

In den vergangenen Jahren hat Mladic Geheimdienstberichten zufolge immer wieder Unterschlupf in dem weit verzweigten unterirdischen Netzwerk von Tunneln und Aufenthaltsräumen gefunden, die in der Tito-Zeit erbaut wurden. Spätestens seit Ende vergangenen Jahres verfolgen vor allem Angehörige des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) die Spur von Mladic, der wie der Ex-Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadzic, vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagt ist.

Unterdessen erklärte der Chef der bosnischen Agentur für Ermittlungen und Schutz (SIPA), Sredoje Novic, dass er Verhandlungen zwischen westlichen Geheimdiensten mit Karadzic und Mladic für sehr wahrscheinlich halte. „Mit jedem Verdächtigen, der sich stellte, hat man verhandelt. Verhandlungen bedeuten aber keine Zugeständnisse“, sagte Novic gegenüber der Tageszeitung „Jutarnje novine“.

Zuvor hatte die Tageszeitung „Dnevni Avaz“ von Geheimverhandlungen britischer, deutscher, französischer und italienischer Nachrichtendienste mit den beiden Gesuchten berichtet. Die Gespräche seien jedoch Mitte Juni gescheitert, weil die westliche Seite offenbar nicht bereit war, Karadzic und Mladic bis zum Verhandlungsbeginn auf freiem Fuß zu lassen, wie von den beiden gefordert.

Die Berliner „Tageszeitung“ bestätigte unter Berufung auf hochrangige Diplomaten und SFOR-Militärs in Sarajewo in ihrer Dienstagsausgabe die Berichte. Am Wochenende hatte bereits der serbisch-montenegrinische Verteidigungsminister Prvoslav Davinic erklärt, dass Mladic möglicherweise bereit sei, sich dem Gericht in Den Haag zu stellen.

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