Vergewaltigung angezeigt: Anklage wegen Verleumdung

"Ich werde vergewaltigt oder ermordet": Dieser Notruf traf im Dezember 2023 bei der Polizei in Gratwein (Bezirk Graz-Umgebung) ein. Die Anruferin, der nichts passiert war, musste sich am Mittwoch im Straflandesgericht wegen Verleumdung verantworten. Sie hatte am nächsten Tag ihre Beschuldigungen zurückgezogen, obwohl sie zunächst einen Mann eindeutig als Täter identifiziert hatte. Die Richterin vertagte zur Anhörung eines weiteren Zeugen.
Richterin: "So ganz nachvollziehen kann ich die Geschichte nicht"
"So ganz nachvollziehen kann ich die Geschichte nicht", meinte Richterin Kornelia Philipp am Ende der Verhandlung, nachdem sie die Aussage der Angeklagten gehört hatte. Die 36-Jährige gab an, in einem Lokal von einem Mann belästigt worden zu sein. Er soll gesagt haben, wenn sie nicht auf der Toilette mit ihm Sex habe, werde er sie umbringen. Als sie das Lokal verließ, hatte sie plötzlich den Eindruck, verfolgt zu werden. Daher der Anruf bei der Polizei, in dem von "Vergewaltigung" die Rede war.
"Er hat mich auf der Straße von hinten gewürgt und ins Gesicht geschlagen", gab die Frau an. Dann konnte sie flüchten und rief bei der Polizei an. Auf der Polizeiinspektion teilten ihr die Beamten mit, dass sie einen Verdächtigen gefunden hätten, der sich an nichts erinnern könne. "Sie haben gesagt, dass ist der Mann, der mich vergewaltigt hat", hielt die Richterin der Angeklagten vor.
Beschuldigte: "Ich hab' das gesagt, weil ich so betrunken war"
"Ich hab' das gesagt, weil ich so betrunken war", rechtfertigte sich die Beschuldigte, die einige Zeit nach dem Vorfall noch 2,2 Promille Alkohol im Blut gehabt hatte. Im Lokal habe er sie auch nicht zum Sex aufgefordert. "Wie kommen Sie dazu, so etwas zu behaupten, das ist eine erfundene Nötigung", hielt ihr die Richterin vor. "Ich habe da etwas verwechselt", lautete die Rechtfertigung. Die Polizei habe sie "fertig gemacht. Ich habe mir vorgestellt, dass es passieren hätte können", lautete ihre Erklärung.
Als Zeuge war auch jener Mann geladen, der die Angeklagte belästigt haben soll. "Ich weiß nicht mehr viel", war auch seine Erinnerung alkoholbedingt stark getrübt. "Möglicherweise bin ich ihr über den Weg gelaufen", war alles, was er noch wusste.
Zur Anhörung eines weiteren Zeugen wurde vertagt.
(APA/Red)