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Vergewaltigte Frau weggewiesen: Kritik an Uniklinik Linz

"Wir bedauern diesen Vorfall und setzen natürlich alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt", so der Geschäftsführer des Linzer Kepler Uniklinikums.
"Wir bedauern diesen Vorfall und setzen natürlich alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt", so der Geschäftsführer des Linzer Kepler Uniklinikums. ©APA/GEORG HOCHMUTH (Symbolbild)
Die Abweisung einer Patientin, die laut eigenen Angaben vergewaltigt wurde und vom Med Campus IV des Linzer Kepler Uniklinikums (KUK) Hilfe suchte, hat für Empörung gesorgt.

Die für Gesundheit zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) nannte das Vorgehen "absolut inakzeptabel". Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des KUK werden nun zu "diesem wichtigen Thema geschult und sensibilisiert". Das Spital bedauert die Wegweisung.

Frau ans Aufnahmespital verwiesen

Eine obdachlose Frau hatte sich Anfang April Streetworkern des Obdachlosenvereins B 37 anvertraut und von einem brutalen sexuellen Übergriff wenige Stunden zuvor erzählt, berichtete die "Kronen Zeitung" am Donnerstag. Gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin sei das Opfer ins Spital gefahren, um sich behandeln und Beweise sichern zu lassen. Nach telefonischer Rücksprache mit dem KUK wurde die Frau auch aufgenommen und in die gynäkologische Ambulanz geschickt. Dort schickte man sie dann aber weg, da das Spital an jenem Tag keine Aufnahme hatte und verwies sie ans Aufnahmespital. Daraufhin habe das psychisch instabile Opfer jede weitere Hilfe abgelehnt und verweigerte auch eine Anzeige, zitierte die Zeitung den Obdachlosenverein.

Haberlander übt Kritik

"Es ist völlig unverständlich, dass eine Frau, der so etwas Schreckliches widerfahren ist, abgewiesen wird. Es muss selbstverständlich sein, dass jedes Opfer einer Vergewaltigung in den oberösterreichischen Spitälern behandelt wird", unterstrich Haberlander am Donnerstag. Sie habe das auch gegenüber dem Uniklinikum klargestellt. Der Abteilung Gesundheit des Landes OÖ habe sie zudem beauftragt, einen runden Tisch mit den Vertreterinnen und Vertretern aller oberösterreichischen Krankenhäuser und der Polizei einzuberufen, um "etwaige Optimierungspotenziale zu identifizieren und allenfalls Prozesse nachzuschärfen, damit der gebotene sensible und kompetente Umgang mit Vergewaltigungsopfern flächendeckend sichergestellt wird", hieß es weiter in ihrer Stellungnahme.

Reaktion von Linzer Kepler Uniklinikum

"Wir bedauern diesen Vorfall und setzen natürlich alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt", entschuldigte sich KUK-Geschäftsführer Franz Harnoncourt. In Abstimmung mit den Expertinnen und Experten des Gewaltopfer-Betreuungsteams im Haus werden nun alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im sensiblen Umgang geschult. Alle Gewaltopfer "sollen sich bei uns sicher, ernst genommen und gut aufgehoben fühlen", so Harnoncourt.

Die SPÖ sieht in dem Vorfall die Dringlichkeit ihrer Forderung zur Errichtung einer längst überfälligen Gewaltambulanz in Oberösterreich bestätigt. Die Linzer Grünen wollen "klare Regelungen, dass gerade bei traumatisierenden Gewaltvorfällen in unseren Krankenhäusern in jedem Fall geholfen wird". Auch die Linzer FPÖ fordert "organisatorische Sicherheitsmaßnahmen, die solche Vorfälle künftig verhindern".

(APA/Red)

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