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Verfilmung von "Mein Kampf": Dreharbeiten in Wien

Strahlender Sonnenschein in Wien, am St.-Ulrichs-Platz tummeln sich Statisten und Komparsen in Jahrhundertwende-Kostümen, dazwischen schleichen Götz George und Tom Schilling herum...

Es ist der dritte Drehtag der Verfilmung von George Taboris “Mein Kampf”, und laut dem Schweizer Regisseur Urs Odermatt läuft alles “wunderbar”. Götz George, der den Juden Schlomo Herzl spielt, und Tom Schilling, der den jungen Hitler um das Jahr 1910 verkörpert, gaben sich heute, Donnerstag, beim Setbesuch zwar äußerst wortkarg. Doch die Produzenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren umso euphorischer: “Es herrscht Sonnenschein innen und außen.”

Taboris Farce über Hitlers junge Jahre im Männerwohnheim, die seinen Werdegang wesentlich geprägt haben, sei eine “unglaubliche Geschichte, hintergründig und so, dass man weinen und lachen zugleich muss”, schwärmte Wolfgang Bergmann vom ZDFtheaterkanal. Mit dem Einstieg von ZDF/Arte vor zwei Jahren kam das seit fünf Jahren geplante Projekt wieder in Schwung, zuvor hatten Probleme mit dem Drehbuchautor und schließlich auch Dani Levys Hitler-Klamauk “Mein Führer” die Entwicklung gebremst. Schließlich entstand aber eine “kongeniale Drehbuchfassung”, wie Bergmann betonte und überzeugt meinte: “Theaterstoffe können in wunderbare Filme münden.”

Dessen ist sich auch Danny Krausz von der Wiener Dor Film sicher: “Es sind einfach geniale Dialoge, die Tabori geschrieben hat – ganz eindeutig.” Dabei habe Tabori “lange gezögert, die Filmrechte herzugeben”, erzählte er. Der deutschen Schiwago Film sei dies aber mit großem Einsatz gelungen. Martin Lehwald von Schiwago bestätigte, dass man Tabori immer wieder konsultiert habe, am Film selber habe er aber nicht mehr mitgearbeitet. “Er wollte im Film eine kleine Rolle als Penner im Wohnheim spielen”, so Lehwald, doch der Bühnenautor verstarb im vergangenen Jahr, bevor man ihm diesen Wunsch erfüllen konnte.

“Wir haben einen Schweizer Regisseur, einen federführenden deutschen Produzent und Wien als Schauplatz”, fasste Krausz zusammen, der das Gesamtbudget – bei “extremem Entgegenkommen aller Künstler” – mit 2,7 Millionen Euro angab. Aus Österreich sind der ORF und das Filminstitut als Förderer dabei, der Wiener Filmfonds dagegen nicht. In der Schauspielriege ist die österreichische Beteiligung auf Nebenrollen beschränkt: Wolf Bachofner, Elisabeth Orth oder Ernst Stankowski finden sich hier, der als Schlomo gehandelte Karl Markovics (der diese Rolle derzeit im Theater in der Josefstadt spielt) sei dagegen nie wirklich ein Thema gewesen.

In Wien wird u.a. noch beim Schloss Schönbrunn und am Ignaz-Seipel-Platz gedreht, bis Ende nächster Woche sollen die Szenen in der Bundeshauptstadt abgedreht sein. Bis 18. Juni wird dann noch in Zittau gedreht, die Pläne der Produzenten sehen vor, den Film auf die Berlinale und direkt anschließend ins Kino zu bringen. “Es wird nicht abgefilmtes Bühnentheater”, versicherte Bergmann, der sich auch keine Sorgen um eine ähnliche Diskussion um “Mein Kampf” macht wie um Dani Levys “Mein Führer”. Auch wenn man einer Hitler-Komödie mit einer gewissen Skepsis begegne, habe er sich “nie so aufgefangen gefühlt im Geiste” wie bei Tabori.

Regisseur Urs Odermatt, für den “Mein Kampf” schon lange ein Wunschprojekt war, lobte schließlich noch die Schauspieler. Mit Götz George, der heuer im Juli 70 wird, pflege er “ein tolles, entspanntes Verhältnis”, der Jungstar Tom Schilling (“Crazy”) passe “hervorragend” in die Rolle des jungen Hitler “und steht Götz in nichts nach”. Vom großen Medieninteresse fühlte sich Schilling aber offenbar doch ein bisschen überrumpelt und blickte mit Seitenscheitel und angedeutetem Oberlippenbart ernst und mit großen Augen in die Kameras. Fast ein wenig verschreckt zu George neben ihm blickend, flüsterte ihm der erfahrene Kollege beruhigend zu: “Wehr dich, Hitler, wehr dich!”

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