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Verfall der Esskultur?

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Wer sein Schnitzel „ohne Manieren“ verschlingt, macht sich bei den Österreichern schnell unbeliebt. Vor allem Schmatzen und Rülpsen gelten als Unsitte.

In einer Umfrage mit 1.000 Personen ab 14 Jahren haben 85 Prozent dieses Benehmen zur absoluten Nummer Eins der „Ess-Unkultur“ erklärt, sagte Roswitha Hasslinger vom Marktforschungsinstitut Gallup am Montag bei einer Pressekonferenz in Wien. Aber auch schmutziges Geschirr (74 Prozent), das Sprechen mit vollem Mund (59 Prozent) und Rauchen beim Essen (53 Prozent) verderben den Appetit.

Die Mehrheit der Österreicher (37 Prozent) ist der Meinung, dass die Esskultur in den vergangenen zehn Jahren abgenommen hat. Eine Verschlechterung ortet vor allem die Generation 50 Plus (44 Prozent). Vor allem bei den Jungen bestehe Nachholbedarf, stellte Hasslinger fest.

Bei den 14- bis 30-Jährigen nimmt unter anderem das Tempo einen wichtigen Stellenwert ein: Laut Studie muss es für 39 Prozent möglichst schnell gehen. Ein schönes Geschirr und Besteck sind hingegen nur für 26 Prozent von Bedeutung.

Gute Tischkultur ergibt sich vor allem aus einem harmonischen Gesamteindruck, so das Ergebnis der Studie, die im Auftrag der Firma „Berndorf Besteck“ durchgeführt wurde. Für 51 Prozent der Österreicher ist das Zusammenpassen aller Einzelheiten entscheidend. Von Bedeutung sind aber auch Accessoires wie Blumen (19 Prozent) und schönes Porzellan (17 Prozent).

Vor allem Frauen, die grundsätzlich kritischer und anspruchsvoller sind, gelten als „Bewahrer der Tischkultur“, meinte Hasslinger. So ist Besteck für das starke Geschlecht (43 Prozent) vor allem ein „Werkzeug“ und „Mittel zum Zweck“. Frauen (34 Prozent) hingegen verbinden mit Messer und Gabel vor allem den „Genuss“.

Große Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es aber auch bei den Tischgesprächen. Während Frauen vor allem über Familie (62 Prozent), Reisen und Urlaub (50 Prozent) sowie Musik oder Filme (38 Prozent) reden, bevorzugen Männer Gespräche über Sport (38 Prozent), Autos (34 Prozent) und die Arbeit (34 Prozent).

Für 82 Prozent der Österreicher ist das Wichtigste, dass ein Essen schmeckt, berichtete Hasslinger. Auf Platz zwei folgen Sauberkeit und Hygiene (73 Prozent). Erst dann wird auf eine angenehme Umgebung (62 Prozent), nette Gesellschaft (54 Prozent) und einen edel gedeckten Tisch (32 Prozent) Wert gelegt.

Die wichtigste Mahlzeit ist für 54 Prozent der Befragten das Mittagessen. Auf Platz zwei folgt das Abendessen mit 38 Prozent. Nur sieben Prozent räumen dem Frühstück einen hohen Stellenwert ein. Ganz anders ist die „Esskultur“ bei den Wienern: 52 Prozent der Befragten bevorzugen dort das Abend- vor dem Mittagessen (38 Prozent). Die Wahl der Hauptmahlzeit ist allerdings auch eine Frage des Alters: Während bei den bis zu 50-Jährigen das Abendessen am wichtigsten ist, konzentrieren sich die Älteren auf das Mittagessen.

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