Verbesserungen bei AT-Alert in Steiermark

Seit etwa einem Jahr gibt es in Österreich das Warnsystem AT-Alert für Android- und Apple-Mobiltelefone, das zusätzlich zu den Zivilschutzsirenen eingesetzt wird, um vor Naturereignissen oder Notlagen zu warnen. Am Samstag, dem 4. Oktober 2025, findet in ganz Österreich zwischen 12.00 und 13.00 Uhr der Zivilschutz-Probealarm statt. Dabei wird auch das digitale Warnsystem AT-Alert landesweit getestet.
"Presidential Alert" als höchste Warnstufe bei AT-Alert
AT-Alert ermöglicht es den Behörden, über die Mobilfunktechnologie "Cellbroadcast", direkt Textnachrichten an Mobiltelefone in einer Gefahrenregion zu schicken. Menschen sollen bei drohenden oder eingetretenen Gefahren schnell und flächendeckend mit Informationen erreicht werden können. Dabei werden auch Verhaltensempfehlungen ausgesprochen. Der Text wird in dem zu "bewarnenden" Gebiet an jedes Mobiltelefon in- und ausländischer Mobilfunkbetreiber geschickt, auf Deutsch und Englisch. In Österreich stehen dafür rund 20.000 Mobilfunkstandorte vulgo Handymasten zur Verfügung.
Die höchste Warnstufe, der sogenannte Presidential Alert, ist dabei in den Betriebssystemen der Smartphones nicht deaktivierbar. In der Steiermark entschloss man sich dazu, von den sieben unterschiedlichen Alert-Levels nur zwei Levels zu nutzen, nämlich Notfallalarm ("Presidential Alert") und Gefahreninformation. Alles andere wäre verwirrend, zu dieser Einschätzung sei man laut Eitner durch die Erfahrungen im einjährigen Betrieb gekommen. Eitner wies auch darauf hin, dass der AT-Alert als Ergänzung zu den Zivilschutz-Sirenen zu sehen sei. Er ergänze diese, ersetze sie aber nicht.
AT-Alert: Streng geschütztes Netzwerk
Die Auslösung einer AT-Alert-Meldung erfolgt - ausgehend von der steirischen Landeswarnzentrale - über ein streng geschütztes IT-Netzwerk über zwei redundant ausgeführte sogenannte "Cellbroadcast-Center". Eines befindet sich in Wien, das andere in Vorarlberg. Danach wird die Meldung innerhalb von Zehntelsekunden an die drei in Österreich agierenden Mobilfunkanbieter weitergeleitet. Die Meldung wird dann im festgelegten Auslösebereich - eben der Gefahrenzone, in der alle über ihre Mobiltelefone gewarnt werden sollen - an alle betroffenen Mobilfunkmasten ausgesendet, ebenfalls innerhalb weniger Zehntelsekunden. Von den Mobilfunkmasten geht die Meldung in Form eines Funksignals an jedes in der Funkzelle eingebuchte Mobilfunkgerät weiter.
Empfangsprobleme können mannigfaltig sein: Entweder befindet sich das Handy im "Flugmodus", ist nicht eingeschaltet oder ist zum Zeitpunkt der Auslösung in einem Funkschatten. Das kann ein Keller ebenso wie ein Lift sein, aber auch ein abgelegener alpiner Raum oder auch in einem Seitental. Ob das Handy technisch geeignet ist, lässt sich überprüfen, auf einem Link des deutschen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Warnung-in-Deutschland/. Mobiltelefone eines chinesischen Herstellers sind wegen rechtlichen Problemen nicht tauglich für den AT-Alert.
Lauter Ton und Vibrieren erschrecken manchesmal
Meldungen über die Warnstufe Notfallalarm kommen immer mit lautem Ton am Mobiltelefon an, auch wenn dieses auf leise geschaltet ist, zusätzlich vibriert es. Der laute Ton und das Vibrieren sorgte für Erschrecken: Manche drückten dann die Taste "OK", um das Handy "zum Schweigen" zu bringen. Dabei verschwand aber die Meldung vom Desktop. Man empfahl daher für diesen Fall, sich auf der AT Alert Webseite der Telekom Regulierungs-GmbH über die Gefahrenlage zu informieren: warnungen.at-alert.at
Eine AT-Alert-Meldung ist laut Eitner und Hohenberger keine Verordnung, kein Bescheid und auch rechtlich nicht verpflichtend. Es liege in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen, wie er mit der Information umgehe. Geschildert wurde ein Beispiel, wie man speziell auf eine mögliche Gefahrenlage reagierte. Bei einer Extremwetterwarnung für den Raum Spielberg am 26. Juni beim Formel 1-Grand Prix wusste man von vielen niederländischen Campern. Also wurde die Warnung auch auf Niederländisch im Raum Spielberg ausgesendet.
Die Auslösungen erfolgen ausschließlich im Auftrag einer Behörde durch die Landeswarnzentralen oder die Bundeswarnzentrale (BM.I EKC - für polizeiliche Lagen)Jede Auslösestelle kann österreichweit auslösen und daher andere Auslösestellen notfalls vertreten. Dazu wurden drei Regionen definiert, wobei die Steiermark gemeinsam mit Oberösterreich und Kärnten die Region Mitte stellt. Wien, NÖ und Burgenland sind die Region Ost, Tirol, Vorarlberg und Salzburg die Region West. Im Bedarfsfall können sich die drei Auslösestellen dieser Länder gegenseitig vertreten. In Grenzfällen - zu "bewarnender" Raum in Grenznähe zu einem anderen Bundesland - muss das angrenzende Land informiert werden.
Lektionen aus Einsatz von AT-Alert in Steiermark gelernt
Die Steiermark hat vier Szenarien für Auslösungen erstellt. So kann u. a. die zuständige Katastrophenschutzbehörde (Gemeinde oder Bezirkshauptmannschaft) die Landeswarnzentrale bitten, einen AT-Alert auszulösen, wenn letztere von dem Ereignis noch nichts weiß. Ein anderes Szenario: Aufgrund einer prognostizierten Wetterlage erfolgt eine Auslösung, beispielsweise aufgrund der Ergebnisse einer AMAS-Sitzung (Austrian Multi-Hazard Impact-Based Advice Services). Dies ist ein regelmäßig tagendes Gremium mit den Experten des Landes aus Meteorologen, Hydrologen, Geologen, Forstdirektion, Wasserwirtschaft, Wildbach- und Lawinenverbauung und den Einsatzorganisationen.
Zu den "Lessons Learned" zählte man bei den steirischen Katastrophenschützern den erstmaligen Einsatz im Bundesland (und in Österreich) am 15. September 2024 wegen der kräftigen Niederschläge und der Überschwemmungen in der Gemeinde Thörl (Bezirk Bruck-Mürzzuschlag) sowie eine Sturmwarnung in fünf anderen Bezirken. Bisher wurde die Bevölkerungswarnung in der Steiermark bei drei Ereignissen ausgelöst - eben für Thörl, für Spielberg und die Rauchentwicklung in Hartberg am 13. August, als in einem Entsorgungsbetrieb Flüssigkeit austrat.
Die Sturmwarnung am 15. September 2024 für die Bezirke Hartberg-Fürstenfeld, Graz-Umgebung, Voitsberg und Weiz und die Stadt Graz wurde für jeden Bezirk und die Stadt Graz explizit ausgesendet. Das offenbarte eine weitere Fehlerquelle: So hatten beispielsweise Autofahrer auf der Südautobahn (A2) von Kärnten nach Wien, beginnend von der Pack bis zum Wechsel, insgesamt fünf Meldungen am Handy. Deshalb wurde der Auslöseprozess bei bezirksübergreifenden Aussendungen optimiert: Es erfolgt nur noch eine Meldung bei Lagen in mehreren Bezirken. Bei der Lage in Hartberg gab es eine nochmalige Warnung nach der Entwarnung - weil Personen nach der Entwarnung erstmals ins zu "bewarnende" Gebiet kamen. Auch hier wurden die Prozessschritte optimiert. Eine weitere Herausforderung war die Definition des Auslösebereichs mittels eines Polygons. Dabei senden dann alle Mobilfunkmasten innerhalb des Polygons - auch über das definierte Gebiet hinaus. Deshalb müsse der Gefahrenbereich im Text der Meldung definiert werden und eventuell auch Nachbarbundesländer verständigt werden.
(APA/Red)