41,74 Prozent stimmten für eine Absetzung von Chavez . Der bis zum Jahr 2006 gewählte Linksnationalist sprach von einem großen Sieg; die bürgerliche Opposition, die das Referendum per Unterschriftensammlung erzwungen hatte, warf der Regierung Wahlbetrug vor.
Wegen der hohen Beteiligung wurde die Schließung der Wahllokale mehrfach verschoben. In und um Caracas gab es einige gewaltsame Zwischenfälle. Nach Angaben des Leiters der Wahlkommission, Francisco Carrasquero, votierten knapp fünf Millionen Wähler für Chavez, während rund 3,6 Millionen ihre Stimme der rechtsgerichteten Opposition gaben. Insgesamt seien bisher rund 94,5 Prozent der Stimmen ausgezählt, hieß es Montag Früh. Laut Wahlkommission blieb nur gut ein Viertel der rund 14 Millionen Stimmberechtigten den Urnen am Sonntag fern.
Vor dem Präsidentenpalast in Caracas feierten in der Nacht zum Montag begleitet von einem Feuerwerk die Anhänger des Präsidenten. Chavez reckte die Faust, als er vor die Menge trat. In einer ersten Ansprache sagte Chavez, er werde die Versorgung der Weltmärkte mit Öl aus dem südamerikanischen OPEC-Staat garantieren. Die Ölmärkte reagierten zunächst mit sinkenden Preisen auf den Verbleib von Chavez im Amt. In London sank der Preis für die Nordseesorte Brent zum Handelsstart (11.00 Uhr MESZ) auf 43,45 Dollar (35,56 Euro) pro Barrel (159 Liter). Dies waren 43 Cent weniger als der Schlussstand am Freitag.
Wir lehnen die Ergebnisse kategorisch ab, sagte ein Sprecher der Opposition. Auf das Ja für einen Rücktritt von Chavez seien in Wahrheit 59 Prozent der Stimmen entfallen, dagegen hätten nur 40,6 Prozent für einen Verbleib des Präsidenten im Amt votiert. Bereits kurz vor der Bekanntgabe des Resultats hatten zwei Vertreter der Opposition in der fünfköpfigen Wahlkommission angekündigt, das Ergebnis nicht anzuerkennen. Die bürgerliche Opposition wirft dem Präsidenten unter anderem Korruption sowie Missbrauch der Ölindustrie des Landes vor.
Die internationalen Beobachter zeigten sich insgesamt zufrieden mit dem Verlauf des Referendums. Der frühere US-Präsident Jimmy Carter, der eine Gruppe von Beobachtern anführte, gratulierte den Wahlbehörden am Sonntagabend zu ihrer heroischen Leistung. Das ist die größte Wahlbeteiligung, die ich jemals gesehen habe, sagte Carter. Es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Im Vorfeld hatte es Befürchtungen gegeben, dass ein knapper Ausgang zu Gewalt zwischen Gegnern und Anhängern von Chavez führen könnte.
In und um Caracas gab es einige gewaltsame Zwischenfälle. Bewaffnete Männer eröffneten außerhalb der Hauptstadt das Feuer auf Wähler und töteten nach Angaben der Feuerwehr einen Menschen. Zehn weitere Menschen seien durch die Schüsse verletzt worden. In einem Wahlbüro im Viertel Petare im Osten der Hauptstadt erschoss ein Soldat versehentlich eine 20-jährige Frau, wie Justizmitarbeiter mitteilten. Der 18-Jährige sei festgenommen worden. Im selben Viertel schossen laut Zeugen Vermummte nahe einer Wählerschlange um sich.
Der 50 Jahre alte frühere Oberstleutnant und Ex-Putschist Chàvez regiert Venezuela seit Anfang 1999. Er wurde im Jahr 2000 nach einer Verfassungsreform für die neue Amtszeit von sechs Jahren bis zum 10. Jänner 2007 im Amt bestätigt. Die Krise erreichte im April 2002 mit der gewaltsamen Absetzung von Chavez und der Rückkehr des Präsidenten an die Macht nach nur 48 Stunden ihren Höhepunkt.