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Vatikan: Papst zeigte sich am Fenster

Papst Johannes Paul II. hat wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes erstmals in seinem Pontifikat nicht die Palmsonntagsmesse zelebriert, sondern ließ sich von einem Kardinal vertreten.

Der 84-Jährige zeigte sich den Zehntausenden von Gläubigen auf dem Petersplatz aber dreieinhalb Wochen nach seiner Luftröhrenoperation am Fenster und winkte ihnen mit einem Ölzweig zu. Der Gottesdienst wurde von Kardinal Camillo Ruini geleitet.

Die Gläubigen beteten für den 84-jährigen Johannes Paul: Sie baten „unseren geliebten Vater“ seinen „Dienst für das Geschenk des Lebens“ fortzusetzen. Der Papst zeigte sich den Gläubigen eine Minute; das Vatikan-Fernsehen zoomte nicht wie bei früheren Gelegenheiten näher an ihn heran. Nach einer Minute wurden die Vorhänge geschlossen.

Radio Vatikan hatte bereits vorher kommentiert, dass ohne päpstliche Messe die Karwoche „ungewöhnlich“ beginnen werde. Kardinal Ruini sprach in seiner Predigt vom „Drama und Mysterium“ der Leiden Christi und ihre Bedeutung für die Menschheit. Das Kreuz bringe „neue Energien“ und „scheint mit besonderer Klarheit auf dem müden Gesicht des Heiligen Vaters“. Ruini betete dafür, dass der Papst der Kirche „bis ans Ende seiner Tage“ dienen könne.

Viele Gläubige auf dem Petersplatz sagten, sie seien in der Hoffnung gekommen, den Papst zu sehen. Eine Studentin aus Österreich, Andrea Glatz, sagte, Johannes Paul sei „wie ein Magnet für junge Leute, obwohl er alt und krank ist“. Die Palmsonntagsmesse gehörte auch zu den Aktivitäten der katholischen Kirche zum Weltjugendtag, deren Höhepunkt Feiern vom 16. bis 21. August in Köln sind. Diese Veranstaltung ist der einzige Termin für eine Auslandsreise des Papstes in diesem Jahr.

Auf Anraten seiner Ärzte sprach Johannes Paul am Sonntag nicht. Kardinal Giovanni Battista Re, der Leiter der Bischofs-Kongregation, sagte dazu am Samstag, der Papst lasse nun die Kardinäle für sich arbeiten. Insgesamt beschrieb er den Gesundheitszustand des Papstes als positiv. Re gilt unter Beobachtern des Vatikans als möglicher Kandidat für die Nachfolge von Johannes Paul.

„Die Ärzte sind optimistisch und das ist eine wunderbare Sache, ein gutes Zeichen“, sagte Re nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. Im Gespräch sei der Papst deutlich besser zu verstehen als über ein Mikrofon, das seine Stimme verzerre. Der Pontifex war erst am vergangenen Sonntag nach einer Luftröhrenoperation aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er leidet seit Jahren an der Parkinson-Krankheit.

Der Palmsonntag erinnert an Christus’ Einzug in Jerusalem, wo das Volk ihm mit Palmzweigen zujubelte. Den Evangelisten zufolge wurde Jesus später von einem seiner Jünger verraten und als Aufrührer gekreuzigt. Seines Todes gedenken die Christen am Karfreitag, seiner der Überlieferung drei Tage später erfolgten Auferstehung am Ostersonntag.

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