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Vatikan: Heiliger Stuhl schreibt rote Zahlen

Bereits zum dritten Mal schreibt der Heilige Stuhl in seiner Bilanz rote Zahlen. 9,6 Millionen Euro beträgt das Defizit für das Jahr 2003.

Dies teilte Kardinal Sergio Sebastiani, Präsident der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Vatikan mit. Den Ausgaben in Höhe von 213,23 Millionen Euro standen Einnahmen von 203,66 Millionen Euro gegenüber.

Ursache für das erneute Finanzloch ist die allgemeine Weltwirtschaftslage – und der schwache Dollar. Sieben Jahre war die Bilanz des Heiligen Stuhls ausgeglichen. Sie wies sogar schwarze Zahlen auf, nachdem internationale Experten Anfang der neunziger Jahre das seit 1970 anhaltende Dauer-Minus saniert und einen Sparkurs verordnet hatten. Aber dann kam Ende 2000 mit Einbruch der New Economy die Weltwirtschaftskrise, es kamen der 11. September 2001, die zweite Intifada und der Irak-Krieg. Der Abwärtskurs der Börsen hatte auch Auswirkungen auf das Anlagevermögen des Heiligen Stuhls, aus dessen Erträgen die Ausgaben für die Dikasterien der römischen Kurie, für die 118 Nuntiaturen und insbesondere für die heute 2.674 Mitarbeiter des Papstes bestritten werden – darunter 755 Weltpriester, 344 Ordensleute und 1.575 Laien (sowie rund 1.000 Pensionisten).

Die Sanierung Anfang der neunziger Jahre war durch einen strikten Sparkurs erfolgt – und durch die Beteiligung der Weltkirche an den Ausgaben des Papstes. Die Diözesen und Bischofskonferenzen, aber auch die Ordensgemeinschaften leisteten gemäß Kanon 1271 des Kirchenrechts einen Solidaritätsbeitrag, der kontinuierlich anstieg – bis auf 85,4 Millionen Euro im Jahr 2002. Im vergangenen Jahr ging dieser Beitrag um sieben Prozent auf 79,6 Millionen Euro zurück. Ursache: Der starke Euro. Der hohe Beitrag der US-Bischöfe war angesichts des Wechselkurses weniger wert. Ebenso die Überweisungen aus all den Ländern, die an den Dollar gekoppelt sind.

Dass die Finanzlücke für 2003 nicht größer ausfiel – das Defizit wurde gegenüber 2002 reduziert – hat mit gesenkten Ausgaben an der Kurie zu tun; sie wurden von 106 auf 99,4 Millionen Euro gedrückt. Es ist aber auch eine Folge des wirtschaftlichen Aufwärtstrends in der zweiten Jahreshälfte 2003. Daraus wollten Sebastiani und seine Mitarbeiter aber noch keine positive Prognose für 2004 ableiten.

Das Defizit in Höhe von 9,6 Millionen Euro wird freilich nicht aus der Vermögenssubstanz finanziert, die auf die Zahlungen aus den Lateran-Verträgen von 1929 zurückgeht. Es wurden auch keine Immobilien in Rom und erst recht keine Kunstschätze verkauft, wie die Mitarbeiter Kardinal Sebastianis bestätigten. Und erst recht „vergriff“ man sich nicht am „Peterspfennig“, der 2003 erneut um rund sechs Prozent auf 55,9 Millionen Dollar anstieg. Denn diese am Peter-und-Paul-Fest weltweit durchgeführte Sammlung ist für karitative und humanitäre Aufgaben des Papstes in den Ländern des „Südens“ und zur Krisen- und Katastrophenhilfe bestimmt. Ausgeglichen wurde das Minus durch die Überschüsse früherer „fetter“ Jahre. Und nun hofft man im Vatikan, dass die „mageren Jahre“ nicht wie in der Bibel sieben Jahre dauern, sondern früher zu Ende gehen.

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