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Vatikan: Erschöpfter Papst macht Ferien

Drei Jahre lang hat Papst Johannes Paul II. keinen richtigen Urlaub gemacht. Am Montag war es nun wieder so weit: Der Heilige Vater fuhr in die Berge.

Nach der Anreise mit dem Flugzeug und im Auto kam er erschöpft in Les Combes im Aosta-Tal an, wo ihn dutzende Einwohner mit Spruchbändern und Blumen empfingen. Danach bezog er für zwölf Tage ein kirchliches Gästehaus mit Blick auf den Montblanc und weitere Viertausender, teilte die Kathpress mit. Dort will sich der 84-Jährige von den Strapazen des vatikanischen Arbeitsrhythmus erholen.

Johannes Paul hatte zwar immer einen Teil der heißen Jahreszeit auf seinem Sommersitz Castel Gandolfo verbracht. Aber da war Rom in Sichtweite und das vatikanische Protokoll nahe. Jetzt heißt es aber: keine Besucher, keine Termine und lediglich am kommenden Sonntag ein öffentliches Angelus-Gebet. Bei kleineren Ausflügen und mit Lektüre und Gesprächen will er sich entspannen. Die Polizei wird dem hohen Gast ungestörte Ruhe garantieren – und den Dutzenden akkreditierten Fotografen und Journalisten die Spuren des Kirchenoberhaupts verwischen.

Die römische Hitze der letzten Wochen hat den Papst sichtlich mitgenommen. Beim Peter und Paul-Fest vergangenen Dienstag, als das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., zu Gast war und neue Erzbischöfe das Pallium erhielten, wirkte Johannes Paul II. kurzatmig. In den Bergen wird er die nächtliche Abkühlung genießen.

Im 26. Jahr seines Pontifikats hat der polnische Papst bei relativ gefestigter Gesundheit sein straffes Arbeitsprogramm fortgesetzt. Während des Urlaubs wird er sicher auch an seine künftigen Projekte denken. Mitte August fährt er von Castel Gandolfo aus für zwei Tage in den südfranzösischen Marienwallfahrtsort Lourdes. Anlass seiner 104. Auslandsreise ist der 150. Jahrestag der Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens.

Dann hat Johannes Paul II. ein „Eucharistisches Jahr“ ausgerufen, das im neuen Jahrtausend dieses Sakrament wieder stärker als Zentrum christlichen Lebens verankern soll. Die Initiative beginnt im Oktober mit dem Eucharistischen Weltkongress in Guadalajara in Mexiko. Persönlich wird der Heilige Vater aber nicht daran teilnehmen.

Im Gespräch sind zudem eine Polen-Reise im Juni 2005 und eine Teilnahme am Weltjugendtag in Köln zwei Monate später. Zuvor könnte noch eine Reise nach Irland zu Stande kommen – samt einer Messe in Nordirland. Neu dazugekommen ist die Einladung von Patriarch Bartholomaios, zum orthodoxen Andreas-Fest Ende November nach Istanbul zu kommen. Wenn die Reise Wirklichkeit wird, wäre sie 950 Jahre nach der Trennung in eine West- und eine Ostkirche und 800 Jahre, nachdem abendländische Kreuzfahrer Konstantinopel einnahmen, ein bedeutendes Signal für die Ökumene.

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