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Vatikan: Bush besucht den Papst

Papst Johannes Paul II. hat bei einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush eine „schnellstmögliche Normalisierung“ in Irak verlangt.

Bagdad müsse seine Souveränitat bald wiedererlangen, forderte das 84 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche. Eine besonders wichtige Rolle würden dabei die Vereinten Nationen spielen, fügte Johannes Paul II. hinzu. Mit scharfen Worten verurteilte der Papst in seiner öffentlichen Rede den Folterskandal in Irak.

Bush verlieh dem Papst bei der Privataudienz die „Freiheitsmedaille“, den höchsten zivilen Orden der Vereinigten Staaten. Der Papst sei „ein starkes Symbol für Frieden und Freiheit“, sagte Bush. „Sie haben geholfen, Tyrannei und Kommunismus zu bekämpfen. Sie sind ein Held unserer Zeit“, fügte er hinzu.

Proteste von Kriegsgegnern

Rom war die erste Station auf der dreitägigen Europa-Reise Bushs. Anlass ist der 60. Jahrestag der Befreiung Roms von den deutschen Besatzern und der Landung alliierter Truppen in der Normandie während des Zweiten Weltkrieges. In Rom wurde der Besuch von Protesten und Strassenblockaden von Gegnern des Irak-Kriegs überschattet.

Rund 10©000 Polizisten sicherten die Route des Präsidentenkonvois ab, Helikopter kreisten über Rom. Bereits am Morgen begannen erste Proteste gegen Bush und den Irak-Krieg. Im Universitätsviertel errichteten Demonstranten Strassenblockaden. Auf einer Tiberbrücke im Zentrum der Stadt setzten Jugendliche Autoreifen in Brand. Demonstranten bewarfen eine Militärschule mit Feuerwerkskörpern. Für den Nachmittag war in Rom eine Grosskundgebung mit zehntausenden Teilnehmern geplant.

Ciampi dankt Bush

Zum Auftakt seines Rom-Besuches hatte Bush am Morgen Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi getroffen, der die Dankbarkeit des italienischen Volkes für die Befreiung des Landes von der deutschen Besatzung durch die USA betonte.

Nach dem Treffen mit dem Papst gedachte Bush zusammen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi der Opfer des Nazi-Massakers in den Ardeatinischen Höhlen bei Rom. Der US- Präsident legte an der Gedenkstätte einen Lorbeerkranz nieder. SS- Angehörige hatten im März 1944 in den Gängen des Steinbruchs 335 italienische Zivilisten erschossen, darunter viele Juden.

Die Bluttat – ein Vergeltungsschlag für ein Attentat von Partisanen auf Südtiroler Hilfspolizisten im Dienst der deutschen Besatzungsmacht – war eines der schwersten Nazi-Massaker während des Zweiten Weltkrieges in Italien. Abendessen mit Berlusconi

Nach einem Treffen mit US-Kriegsveteranen stand am Freitagabend ein Abendessen mit Berlusconi auf dem Programm. Ein weiteres Treffen mit Berlusconi ist für Samstagvormittag vorgesehen. Anschliessend wird Bush nach Paris weiterreisen, um den französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zu treffen.

Höhepunkt der Europa-Reise des US-Präsidenten wird am Sonntag die Teilnahme an den Gedenkfeiern zum 60. Jahrestag der Landung alliierter Truppen in der Normandie während des Zweiten Weltkriegs sein.

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