Van der Bellen ruft am Reformationstag zu Mitgefühl auf

In seiner Rede am Dienstagabend in der Lutherischen Stadtkirche hob er hervor, dass Empathie keine selbstverständliche Eigenschaft sei. Zudem wies er darauf hin, dass Jesus in der Bergpredigt der biblischen Überlieferung zufolge nicht von den "sogenannten Leistungsträgern" sprach, sondern vielmehr von den Schwachen, den Ausgegrenzten und jenen am Rande der Gesellschaft.
Van der Bellen betont Engagement der Glaubensgemeinschaften
Van der Bellen war von der Lutherischen Stadtkirche als Redner eingeladen worden. Statt wie geplant von der Kanzel sprach der Bundespräsident auf Augenhöhe mit den Gottesdienstbesuchern. Er dankte der evangelischen Kirchengemeinde stellvertretend für alle Glaubensgemeinschaften in Österreich, denn das zivilgesellschaftliche und soziale Engagement sei "eine unerlässliche Quelle für den Zusammenhalt in diesem Land". Die Arbeit an einer gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft verbinde Politik und Religion.
Zur Lesung - dem Beginn der Bergpredigt aus dem Matthäus-Evangelium - meinte Van der Bellen, der sich laut eigenem Bekunden oft selbst als "Prediger in der Wüste" sieht: "Nicht Erfolg bestimmt den Wert eines Menschen, nicht sein Reichtum, nicht seine Gesundheit oder die soziale Stellung. Wir alle sind gleich viel wert." Daher sei man auch zur Solidarität verpflichtet. Voraussetzung für Zwischenmenschlichkeit sei Empathie, "eine Eigenschaft, die nicht selbstverständlich vorausgesetzt werden kann".
Van der Bellen appelliert Verbindendes in den Vordergrund zu stellen
Diese Zwischenmenschlichkeit gelte genauso gegenüber allen Menschen, die der Hilfe bedürfen, meinte Van der Bellen - und betonte, dass Hilfe manchmal ganz einfach sei. "Lassen Sie uns das wieder verstärkt versuchen, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen", so der Bundespräsident - nicht nur in den Kirchen und Glaubensgemeinschaften oder im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis, "sondern über diese Grenzen hinweg, über unseren Tellerrand hinaus".
(APA/Red)