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Väterkarenz wird nicht oft genutzt

AK-Daten zeigen: Besonders oft wird nicht auf die Väterkarenz zurückgegriffen.
AK-Daten zeigen: Besonders oft wird nicht auf die Väterkarenz zurückgegriffen. ©REUTERS/Carlos Barria/File Photo (Symbolbild)
Die Väterkarenz wird nicht besonders oft genutzt, wie Daten der Arbeiterkammer Wien zeigen, die am Mittwoch vorgestellt wurden.
Väterkarenz – gut für die Karriere?

Bei acht von zehn Paaren gehen Männer weder in Karenz, noch beziehen sie Kinderbetreuungsgeld. Für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern fordert Arbeiterkammer Wien-Direktor Christoph Klein unter anderem den Ausbau der Kinderbetreuung. Die Väterkarenz gibt es mittlerweile seit mehr als 30 Jahren im Gesetz.

Dauer von Väterkarenz

Zehn Prozent der Väter nehmen die Karenz nicht länger als drei Monate in Anspruch. Nur zwei Prozent der Väter in Partnerschaften unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit für drei bis sechs Monate, ein Prozent für mehr als sechs Monate. Sechs Prozent beziehen Kinderbetreuungsgeld, ohne ihre Erwerbstätigkeit zu unterbrechen. Das zeigt die aktuelle Auswertung des "Wiedereinstiegsmonitoring", in das Daten zu Erwerbs- und Einkommenssituation von 760.897 Personen, die von 2006 bis 2018 in Österreich Kinder bekommen haben, einflossen.

Plus bei Väterkarenzen gewünscht

"Frauen sollen ein gutes Einkommen erzielen können", sagte Klein, der sich einen Anstieg der Väterkarenzen wünscht. Väter würden später oft bereuen, dass sie wegen des Berufs nicht mehr Zeit mit ihren Kindern verbracht haben. Die Daten sprechen allerdings eine andere Sprache: Männliche Kinderbetreuungsgeld-Bezieher sind erstmals seit Beginn der Beobachtungen rückläufig. Das könne, so Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der AK Wien, ein Verdrängungseffekt des 2017 eingeführten Familienzeitbonus sein, den Väter, die den Papamonat in Anspruch nehmen, beziehen. Ein Großteil der Papamonat-Nutzer würde überhaupt kein Kinderbetreuungsgeld beziehen, da der Familienzeitbonus vom Kinderbetreuungsgeld, das man während der Karenz erhält, abgezogen wird. Der Papamonat insgesamt werde wenig in Anspruch genommen, es zeige sich aber eine steigende Tendenz - bei acht Prozent der Geburten wurde 2019 der Familienzeitbonus genutzt.

Väter, die im frauendominierten Sozialwesen arbeiten, nehmen am ehesten eine längere Karenz in Anspruch, ganz im Gegensatz zu Vätern, die in der männerdominierten Finanz- und Versicherungsbranche, im Bau oder in der Warenproduktion arbeiten. Die Größe des Unternehmens spielt keine Rolle. Längere Väterkarenzen fördert außerdem das Wohnen in der Stadt, wo es verlässliche Kinderbetreuungsmöglichkeiten gibt. Einfluss auf die Entscheidung für oder gegen eine längere Karenz hat das Einkommen der Eltern: Je besser der Mann verdient, desto kürzer dauert seine Karenz; verdient die Partnerin mehr als 4.000 Euro im Monat, fällt die Väterkarenz länger aus.

Andere Bezahlung nach Karenz

Umgekehrt hat die Karenz Einfluss auf das Einkommen - während Männer sogar davon profitieren, werden Frauen nach der Karenz schlechter bezahlt. 54 Prozent der Frauen verdienten vor der Karenz 2.000 Euro brutto und mehr pro Monat, zwölf Jahre später waren es nur noch 47 Prozent. Bei den Männern sieht es anders aus: Vor der Geburt verdienten 66 Prozent 2.000 Euro und mehr, danach waren es 74 Prozent. Moritz sieht die Hauptgründe dafür in längeren Erwerbsunterbrechungen bei Frauen sowie der Teilzeitarbeit: Während Mütter nach der Karenz großteils in Teilzeit arbeiten, gehen Väter wieder einer Vollzeitbeschäftigung nach.

Arbeiterkammer mit Forderungen

Die Politik habe die Möglichkeit, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen, steht für Klein fest, der bei Politikern bisher eher "Lippenbekenntnisse" ortet. Um die Väterkarenzen anzuheben, stellte die AK einige Forderungen auf. Etwa, dass Betriebe Männer als Väter fördern. Außerdem setzt sie sich dafür ein, bei partnerschaftlicher Teilung des Kinderbetreuungsgeldes einen höheren Mindestanteil für Väter zu reservieren. Momentan liegt dieser Mindestanteil je Elternteil bei zwei Monaten, mehr würden Väter in der Regel auch nicht ausschöpfen. Gefordert wird auch eine Milliarde mehr pro Jahr für Kinderbildungseinrichtungen, um diese auszubauen. Wer Familienzeitbonus in Anspruch nimmt, dem soll das Kinderbetreuungsgeld außerdem nicht mehr gekürzt werden. Um dem zu entgehen, würden derzeit viele Väter statt dem Papamonat Urlaub nehmen.

Und auch für eine Familienarbeitszeit sprach sich die Arbeiterkammer aus: Denn Mütter und Väter würden sich gleichermaßen ein Teilzeitausmaß um die 30 Stunden pro Woche wünschen, berichtete Klein. Teilen sich Eltern die Kindererziehung, soll es finanzielle Anreize geben. Das Arbeitszeitausmaß soll sich auf 28 bis 32 Stunden pro Woche belaufen, die Familienarbeitszeit mindestens vier Monate dauern und 250 Euro Pauschale an Entgeltersatz pro Monat an jedes Elternteil ausgeschüttet werden.

Untersützung von SPÖ-Frauen

Auch die SPÖ-Frauen unterstützen dieses von AK und ÖGB vorgeschlagene Modell. "Her mit der echten Aufteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit. Her mit Halbe-Halbe! Wir Frauen haben es satt noch hundert Jahre auf Gleichberechtigung zu warten", äußerte sich SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner. Außerdem fordert die SPÖ in diesem Zusammenhang eine Arbeitszeitverkürzung und einen Rechtsanspruch auf einen ganztätigen und kostenlosen Kinderbetreuungsplatz.

(APA/Red)

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