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USA: Verstärkte Anti-Terror-Vorkehrungen

Angesichts spektakulärer Informationen über Anschlagspläne in den USA haben die US-Sicherheitsbehörden die Alarmstufe für Washington erhöht.

Für die US-Hauptstadt, New York und den Bundesstaat New Jersey gelte nun die zweithöchste Alarmstufe „Orange“, also „hoch“, sagte US-Heimatschutzminister Tom Ridge am Sonntag. Für New York galt diese Warnstufe bereits seit Einführung der Terrorwarnskala nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

Nach Angaben von Ridge hat die Terrororganisation El Kaida unter anderem das Hauptquartier des Internationalen Währungsfonds (IWF) und die Weltbank in Washington sowie die New Yorker Börse im Visier. Der Minister warnte insbesondere vor Anschlägen mit Autobomben oder Sprengstofflastern. Die Geheimdienstinformationen seien „alarmierend“ sowohl im Hinblick auf ihren Umfang als auch auf ihre Detailfülle, sagte Ridge. Ihnen lägen „vielfache“ Quellen zu Grunde, die aus unterschiedlichen Regionen stammten. Ein unmittelbarer Anschlag stehe aber nicht bevor.

Ein Geheimdienstmitarbeiter sagte vor Reportern, das gefundene Material zu den Zielgebäuden umfasse Einzelheiten wie Fluchtwege, Überwachungskameras, Tipps zum Abstellen von präparierten Autos und sogar die Neigungswinkel von Garagenzufahrten. Ein US-Vertreter sagte der „New York Times“, in seiner 24-jährigen Laufbahn beim Geheimdienst habe er noch nie derart detaillierte Informationen zu sehen bekommen. Das Blatt berichtete am Montag unter Berufung auf ranghohe US-Vertreter, nach der Festnahme eines El-Kaida-Mitglieds in Pakistan sei Beweismaterial dafür gefunden worden, dass das Netzwerk bereits vor dem 11. September 2001 Zielgebäude in New York, Newark und Washington ausgekundschaftet habe.

Der Zeitung zufolge löste die Festnahme eines El-Kaida-Computerspezialisten am 13. Juli in Pakistan die Informationsflut aus. Der 25 Jahre alte Muhammad Naeem Noor Khan soll ein Kommunikationssystem der El Kaida bedient und gemanagt haben, das zur Übermittlung von verschlüsselten Nachrichten genutzt worden sei. Die pakistanischen Behörden hätten ihre Erkenntnisse am Freitagnachmittag als dringende Mitteilung nach Washington weitergeleitet, berichtete die „New York Times“ weiter. Daraufhin seien auch ältere Informationen neu ausgewertet worden, welche die Geheimdienste durch die Festnahme von weiteren mutmaßlichen El-Kaida-Mitgliedern in Pakistan, Saudiarabien und Afghanistan erhalten hatten.

In Islamabad erklärte Informationsminister Sheikh Rashid Ahmed, der pakistanische Geheimdienst habe auf einem beschlagnahmten Computer Details über geplante Terroranschläge in den USA und Großbritannien gefunden. Der Computer sei im Zuge der Festnahme des mutmaßlichen Al-Kaida-Terroristen Ahmed Khalfan Ghailani sichergestellt worden. Ob sich die jüngsten Terrorwarnungen von Ridge auf diese Informationen bezogen, wollte Ahmed nicht sagen. Der Tansanier Ghailani war am 25. Juli im Osten Pakistans gefasst worden. Er gilt als einer der Drahtzieher der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania, wo im August 1998 insgesamt 224 Menschen getötet und über 5000 weitere verletzt worden waren.

Die Polizei in Washington und New York verstärkte am Montag ihre Patrouillen in der Nähe der wichtigsten Finanzinstitutionen. Der Holland-Tunnel zwischen Manhattan und New Jersey wurde für den Lieferverkehr gesperrt. In Newark errichtete die Polizei rund um die Zentrale des Finanzhauses Prudential Financial eine Metallabsperrung und riegelte zwei Straßen ab. Die Polizei rief Gebäudeverwaltungen und Sicherheitsfirmen dazu auf, auf Fahrzeuge zu achten, in denen Sprengstoff oder chemische Waffen versteckt sein könnten.

US-Beamte haben mehrfach angedeutet, dass El Kaida eine größere Anschlagsserie planen könnte, um die Präsidentschaftswahl am 2. November zu stören und die internationalen Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus als gescheitert hinzustellen. Die britische Regierung erklärte, sie gehe ebenfalls von einem gestiegenen Risiko aus, gab aber keine konkreten Warnungen ab. Die Aktienmärkte reagierten auf die Terrorwarnungen mit Kursverlusten.

Chronik: Terrorwarnungen in den USA seit 9/11

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