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USA verstärken Präsenz in Golfregion

Der Flugzeugträger „USS Constellation“ und sechs weitere Kriegsschiffe wurden am Wochenende nach Angaben der US-Pazifikflotte in Richtung des Persischen Golfs entsandt. In der britischen Regierung regt sich inzwischen offenbar Widerstand gegen ein kostspieliges militärisches Engagement Londons in einem möglichen Krieg gegen Irak. Die USA warben bei den anderen Mitgliedern im UNO-Sicherheitsrat weiterhin um Unterstützung für eine harte UNO-Resolution gegen Bagdad.

Die „USS Constellation“ soll den Flugzeugträger „USS Abraham Lincoln“ verstärken, der sich bereits in der Golfregion befindet, wie ein Sprecher der US-Pazifikflotte mitteilte. Auf der „USS Constellation“ fahren 5500 Besatzungsmitglieder, Marineinfanteristen und Piloten. Das Schiff trägt 75 Flugzeuge. Zu ihrem Flottenverband gehören zwei Zerstörer, zwei Kreuzer, eine Fregatte und ein U-Boot. Ursprünglich sollte der Verband erst Anfang des kommenden Jahres auslaufen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA wurde die Mission jedoch vorverlegt. Ein weiterer US-Flugzeugträger befindet sich derzeit im Mittelmeer.

Die britische Zeitung „The Daily Telegraph“ berichtete am Samstag, der Finanzminister Gordon Brown habe die Militärplaner wegen der immensen Kosten eines möglichen Irak-Einsatzes aufgefordert, neue Strategien zu entwickeln. Die Zeitung berief sich auf hochrangige Vertreter des Verteidigungsministeriums. Berechnungen des Finanzministeriums zufolge würde ein Einsatz britischer Truppen gegen den Irak rund 4,7 Milliarden Euro kosten – rund eine halbe Milliarde mehr als beim ersten Golfkrieg 1991. Großbritannien unterstützt die harte Haltung der USA gegen Irak.

US-Außenminister Colin Powell warb in Telefonaten mit seinen Kollegen aus Frankreich und Mexiko, Dominique de Villepin und Jorge Castaneda, für eine verschärfte Irak-Entschließung im UNO-Sicherheitsrat. Eine Entscheidung solle „etwa in einer Woche“ fallen, sagte US-Außenamtssprecher Philip Reeker. Das Weiße Haus relativierte diese Äußerung. Er „glaube nicht, dass Powell so präzise war in seinen Äußerungen“, sagte der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Ari Fleischer, am Samstag. Bush forderte den UNO-Sicherheitsrat auf einer Wahlkampfveranstaltung in Atlanta erneut zur baldigen Verabschiedung einer Irak-Resolution auf.

Nach den Worten des russischen Außenministers Igor Iwanow bestehen zwischen den fünf ständigen Mitgliedern im UNO-Sicherheitsrat noch „ernsthafte Unstimmigkeiten“. Russland lehne eine Entschließung, die einen „automatischen einseitigen Gewalteinsatz“ erlaube, nach wie vor „kategorisch“ ab. Nach Einschätzung von UNO-Diplomaten könnten Waffeninspektionen im Irak nicht vor Jahresende beginnen, sollte der UNO-Sicherheitsrat bis Ende kommenden Woche eine Resolution verabschieden.

Der irakische Präsident Saddam Hussein hat sich offenbar bereits auf einen US-Angriff eingestellt. „Wir sind vorbereitet, auch wenn der Krieg schon in einer Stunde beginnt“, sagte er in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der ägyptischen Zeitung „Al-Usbua“. Dabei gab sich der irakische Präsident siegesgewiss. „Die Zeit ist auf unserer Seite, und wir müssen mehr Zeit gewinnen, denn die Koalition der Amerikaner und Briten wird aus internen Gründen und wegen des Drucks der Öffentlichkeit auseinander brechen“, erklärte Saddam, der fast nie Interviews gibt und sich nach Angaben der Zeitung mehr als zwei Stunden mit dem Journalisten in einem seiner Paläste in Bagdad unterhielt. „Irak wird nie sein wie Afghanistan“, fügte er hinzu.

Washingtons Ziel sei es, alle Machtzentren in der Nahost-Region außer Israel zu zerstören, „unabhängig davon ob das nun Kairo ist, Damaskus oder Bagdad“, sagte Saddam Hussein. Kritische Fragen des Journalisten über die Haltung der arabischen Staaten im Konflikt zwischen dem Irak und den USA beantwortete er ausweichend. Krieg sei für sein Volk keine neue Erfahrung, betonte der Präsident. Da die Amerikaner und Briten täglich Angriffe in den so genannten Flugverbotszonen im Norden und Süden des Iraks flögen, befinde sich das Land im Prinzip seit 1991 im Krieg. Auf die Frage der kuwaitischen Gefangenen angesprochen, die bis heute ein Streitpunkt zwischen Bagdad und Kuwait ist, sagte er, gemäß der von ihm verkündeten Generalamnestie im Oktober seien alle Häftlinge, „außer den Spionen der USA und Israels“, entlassen worden.

Der Journalist Said Nasaar erklärte, man habe ihn auf verschlungenen Wegen quer durch Bagdad geführt, zum ersten Interview des irakischen Präsidenten seit zwölf Jahren. „Al-Usbua“ veröffentlichte ein Foto des Journalisten beim Handschlag mit Saddam Hussein.

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