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USA: Unruhe nach Raffinerie-Explosion

Eine Explosion in der drittgrößten Raffinerie in den Vereinigten Staaten hat die Ölmärkte in Unruhe versetzt. In London und New York zogen die Preise am Donnerstag zunächst wieder an.

An den Vortagen war es noch zu deutlichen Rückgängen gekommen war. Experten gingen aber nicht davon aus, dass die Explosion in Texas City, bei der am Mittwoch mindestens 14 Menschen getötet und über 70 verletzt wurden, zu Versorgungsengpässen führen wird. In Nigeria kündigte die Regierungen unterdessen Gespräche mit den Ölarbeitern an, die für den kommenden Monat mit einem mehrtägigen Streik gedroht hatten.

Bis zum Nachmittag stieg der Preis für in New York gehandeltes leichtes Rohöl um 60 Cent auf 54,41 Dollar (41,69 Euro). Im Vergleich zu den beiden Vortagen, als die Kurse um insgesamt 3,65 Dollar nachgegeben hatten, hielt sich der Anstieg aber in Grenzen. In London verteuerte sich die Nordseesorte Brent um 78 Cent auf 53,82 Dollar. Terminkontrakte für Benzin waren kurz nach der Explosion auf einen neuen Rekord von 1,60 Dollar pro Gallone (3,8 Liter) gestiegen.

Dies zeige, „wie anfällig die Marktversorgung zur Zeit ist“, sagte Adam Sieminski, Analyst bei der Deutschen Bank in London mit Blick auf die zur Zeit angespannte Versorgungslage. „Wenn es in einer so großen Raffinerie zu einer Explosion kommt, bekommen die Leute Angst“, sagte Dave Ernsberger vom in Singapur ansässigen Energieinformationsdienstleister Platts. Analysten von Citigroup Smith Barney hielten die Auswirkungen auf BP selbst und die Versorgung in den USA aber für begrenzt. BP war zunächst nicht in der Lage, Aufschluss über die Auswirkungen auf die Gesamtproduktion zu geben.

Ein BP-Sprecher in London sagte, das Unternehmen gehe nicht von einem Terrorakt aus. Das Unternehmen vermutete, dass es bei der Inbetriebnahme einer Isomerisierungsanlage, mit der die Oktanzahl von Benzin erhöht wird, zu der Explosion kam. Experten verwiesen darauf, dass gerade diese Phasen ein erhöhtes Unfallrisiko bergen. Am Donnerstag sollte eine Gruppe von Regierungsexperten, die für die Sicherheit chemischer Anlagen zuständig sind, die Brandstätte untersuchen.

Das Feuer, das eine aus mehreren Kilometern Entfernung sichtbare Rauchglocke aufsteigen ließ, konnte von der Feuerwehr erst nach mehreren Stunden unter Kontrolle gebracht werden. Augenzeugen sprachen von über 20 Meter hohen Flammen. Bei den 14 Toten handelt es sich laut BP um Mitarbeiter eines Dienstleistungsunternehmen. Acht BP-Beschäftigte sowie 66 externe Mitarbeiter wurden demnach verletzt. Durch das Feuer wurden auch mehrere angrenzende Gebäude beschädigt. BP ließ um die Explosionsstätte Messgeräte aufstellen, die vor einem möglichen Austreten gefährlicher Gase warnen sollen.

BP verarbeitet in der Anlage in Texas-City, rund 55 Kilometer südlich von Houston, pro Tag rund 460.000 Barrel. Dies entspricht rund drei Prozent der gesamten US-Ölmenge. Dabei werden in dem Komplex mit einer Größe von rund 500 Fußballfeldern auch große Mengen Benzin hergestellt. BP beschäftigt in Texas City über 1500 Mitarbeiter.

In Nigeria wurde unterdessen für den 30. März ein Treffen von Regierung, ausländischen Ölfirmen und Gewerkschaften angesetzt. Letztere hatten für den 11. April einen dreitägigen Warnstreik angekündigt, sollte die Beschäftigung von billigen Leiharbeitern in der Branche nicht eingeschränkt werden. Der Chef der Öl-Gewerkschaft Pengassan, Brown Ogbeifun, sagte AFP, ein möglicher Ausstand werde „alle Bereiche der Öl- und Gasindustrie treffen. Es wird keine Verladungen an den Ölterminals und keine Förderung an den Quellen mehr geben.“ Nigeria ist mit einer Förderung von 2,5 Millionen Barrel pro Tag der neuntgrößte Ölproduzent der Welt.

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