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USA und London warnen vor Anschlägen

Nach den Anschlägen in Istanbul haben die USA und Großbritannien vor weiteren Angriffen in der Türkei gewarnt. Es gebe entsprechende Informationen.

Der türkische Außenminister Abdullah Gül gab die Festnahme mehrerer Verdächtiger bekannt, die möglicherweise in die Bombenanschläge gegen das britische Generalkonsulat und die Großbank HSBC am Vortag verwickelt sind. In einem Schreiben an eine arabische Zeitschrift bezichtigte sich das Terrornetzwerk El Kaida der Urheberschaft und drohte mit neuen Anschlägen. In Istanbul wurden mehrere ausländische Konsulate, Schulen und Einkaufszentren zeitweilig geschlossen.

Das US-Außenministerium in Washington nannte weitere Anschläge in der Türkei „möglich“. Nach Einschätzung des britischen Außenministers Jack Straw erreicht der internationale Terrorismus mit der Anschlagsserie in Istanbul eine neue Dimension. „Wir haben es jetzt mit skrupellosen Fanatikern zu tun, für die alles ein Ziel ist“, sagte Straw. Die Attentate auf die Synagogen am vergangenen Samstag und die britischen Einrichtungen am Donnerstag zeigten, dass „die zivilisierte Welt einer weltweiten Bedrohung ausgesetzt ist“.

Bei den Selbstmordanschlägen auf das britische Generalkonsulat und eine Filiale der britischen Bank HSBC wurden 27 Menschen getötet und weitere 450 verletzt. Mit seinem türkischen Kollegen Gül besuchte Straw die bei dem Anschlag schwer beschädigte Bankfiliale. Das Londoner Außenministerium riet seinen Staatsbürgern von Reisen in türkische Großstädte ab. US-Präsident George W. Bush bot dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan in einem Telefonat „jede mögliche Hilfe“ im Kampf gegen den Terrorismus an, wie ein Präsidentensprecher sagte.

Gül machte zur Identität der festgenommenen Verdächtigen keine Angaben. Die Zeitung „Hürriyet“ berichtete von sieben Festgenommenen. Zudem seien die beiden Selbstmordattentäter als türkische Staatsbürger identifiziert worden, die sich mittlerweile nach Dubai abgesetzt hätten. Einer von ihnen soll mit einem der beiden Selbstmordattentäter vom Samstag zur Schule gegangen sein. Polizisten vor dem Generalkonsulat hätten noch auf den Lastwagen mit der Bombe geschossen, um den Fahrer zu stoppen.

Nach Angaben des Gouverneurs von Istanbul, Muammer Güler, kamen bei dem Anschlag auf das britische Generalkonsulat zwölf Türken und vier Briten ums Leben, darunter Generalkonsul Roger Short. Bei dem fast zeitgleichen Anschlag auf die britische Großbank HSBC wurden elf Menschen getötet, darunter einem HSBC-Sprecher zufolge drei Mitarbeiter der Bank.

Die Sicherheitsvorkehrungen vor den Konsulaten westlicher Staaten in Istanbul wurden drastisch verschärft. Die Vertretung Belgiens kündigte an, mindestens bis Montag geschlossen zu bleiben. Der Schutz türkischer Regierungsgebäude wurde ebenfalls verstärkt, mehrere Einkaufszentren blieben zu. Der Gouverneur von Istanbul strich seinen Polizisten die für das Ramadan-Ende vorgesehenen Urlaubstage. Mehrere Gewerkschaften riefen für diesen Samstag zu Kundgebungen in Ankara, Istanbul und Izmir gegen den Terror auf.

In einem E-Mail an die saudiarabische Zeitschrift „El Majallah“ bekannte sich ein führendes Mitglied, Abu Mohamed el Ablaj, im Namen von El Kaida zu den Anschlägen. „Die Wagen des Todes werden nicht stoppen, bis Sie unseren Forderungen nachgegeben haben“, hieß es in der Botschaft. Nach Angaben türkischer Medien steckt die El-Kaida-Gruppe „Brigade des Märtyrers Abu Hafs el Masri“, die nach dem in Afghanistan getöteten Militärchef von El Kaida benannt ist, hinter den Attentaten. Die Kaida-Brigade hatte sich schon der Anschläge auf die Synagogen bezichtigt.

Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte die Anschläge in einer einstimmig angenommenen Resolution am Donnerstagabend. Der iranische Außenminister Kamal Kharrazi machte dagegen die USA für die wachsende Zahl von blutigen Bombenanschlägen in der Region verantwortlich. „Dass Amerika auf Gewalt setzt, um dem Extremismus entgegenzutreten, ist ein Fehler, der zu solchen Geschehnissen führt“, sagte Kharrazi.

Die EU-Kommission sicherte der Türkei ihre volle Unterstützung bei den politischen Reformen zu. „Die politischen Reformen müssen weitergehen“, sagte der Sprecher von EU- Erweiterungskommissar Günter Verheugen. Der Zeitplan auf dem Weg zu möglichen Beitrittsverhandlungen bestehe unverändert fort. Straw sagte, die Anschläge würden „unser aller Entschlossenheit stärken, die Türkei als ein Vollmitglied in der EU zu sehen“.

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