US-Präsident George W. Bush hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass seine bisherige Sicherheitsberaterin Nachfolgerin von Colin Powell werden soll.
„Der Außenminister ist das Gesicht Amerikas in der Welt, und in Dr. Rice wird die Welt die Stärke, die Tugend und den Anstand unseres Landes erkennen“, sagte Bush im Weißen Haus. Rice galt als erste Wahl des Präsidenten für das diplomatische Spitzenamt. Die 50-Jährige, die auch schon dem Sicherheitsrat von Bushs Vater angehörte, vertritt eher die Positionen der Hardliner im Kabinett. Im Frühjahr 2003 soll sie angesichts des Widerstands gegen den Irak-Krieg in Teilen Europas gesagt haben: „Bestraft Frankreich, ignoriert Deutschland und verzeiht Russland.“
Der französische Außenminister Michel Barnier rief nach der Nominierung von Rice zu einer „neuen Allianz“ zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten auf. In einem Interview der Zeitung „Le Figaro“ (Mittwochausgabe) appellierte Barnier an die USA, wieder zu multilateralen Entscheidungen zurückzukehren und sich dabei vor allem mit den Europäern abzusprechen.
Auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder forderte die USA zum verstärkten Dialog mit den internationalen Partnern auf. Er hoffe auf die Einsicht, „dass man zwar Kriege alleine gewinnen kann, den Frieden indessen nicht“, sagte er in einem am Mittwoch veröffentlichten „Zeit“-Interview. Er setze darauf, „dass daraus auch die Konsequenz gezogen wird, sorgfältiger als je in der Vergangenheit mit den Partnern, die nachher zur Verfügung stehen müssen, zu reden.“
Rice muss noch vom Senat bestätigt werden. Die entsprechende Anhörung findet voraussichtlich in der zweiten Dezemberwoche statt. „Ich denke, es gibt eine harte Befragung. Das ist unvermeidlich“, sagte der Republikaner Mitch McConnell, Mehrheitsführer im Senat. Sowohl McConnell als auch der Fraktionsführer der Demokraten, Harry Reid, sagten am Dienstag aber eine Zustimmung zu Bushs Nominierung voraus. Rice werde „mit ziemlicher Sicherheit“ bestätigt, erklärte Reid.
Nachfolger von Rice im Amt des Nationalen Sicherheitsberaters soll ihr bisheriger Stellvertreter Stephen Hadley werden. „Steve ist ein Mann von Weisheit und gutem Urteilsvermögen“, sagte Bush. Als künftiger Vize-Außenminister ist der Staatssekretär für Rüstungskontrolle, John Bolton, im Gespräch. Er gilt als einer der einflussreichsten Hardliner und Architekt der kompromisslosen Nordkorea- und Iran-Politik. Er hat sich mehrfach abschätzig über die UNO geäußert und wird den Neokonservativen zugerechnet. Er würde Richard Armitage ersetzen, einen engen Vertrauter des bisherigen Außenministers Colin Powell.
Außer Powell haben bereits fünf Mitglieder des bisherigen Bush-Kabinetts ihren Rücktritt eingereicht: Einen Wechsel gibt es nicht nur im Außenministerium, sondern auch in den Ressorts Justiz, Handel, Landwirtschaft, Bildung und Energie. Möglicherweise scheidet außerdem Tom Ridge aus der Regierung aus, der die Behörde für Heimatschutz (Homeland Security) leitet. Ebenfalls als wahrscheinlich gilt der Rücktritt von Gesundheitsminister Tommy Thompson.