Auch im Senat nahmen sie den Republikanern von Präsident George W. Bush nach bisherigem Stand der Auszählung drei wichtige Sitze ab. Um dort die Mehrheit zu erlangen, müssen die Demokraten aber insgesamt sechs Sitze dazugewinnen, was Mittwoch früh nach wie vor fraglich war. In Kalifornien wurde Arnold Schwarzenegger mit großem Vorsprung neuerlich zum Gouverneur gewählt.
Nach einer Hochrechnung des Senders MSNBC konnten die Demokraten im Repräsentantenhaus mit mindestens 221 der 435 Sitze rechnen. Das wäre ein Zugewinn von 18 Sitzen auf Kosten der Republikaner. Der Sender ABC sah die Demokraten bei mindestens 222 Sitzen. Im bisherigen Repräsentantenhaus hatten Bushs Republikaner einen Vorsprung von 15 Sitzen vor den Demokraten. Die Republikaner hatten seit der Wahl von 1994 die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses.
Auch bei der Wahl zum Senat konnten die Demokraten am Dienstag ihre Position stärken, wenngleich es dort vielleicht nicht für die Mehrheit reichen wird. In Pennsylvania, Ohio und Rhode Island schlugen die demokratischen Herausforderer die republikanischen Amtsinhaber, ein republikanischer Sieg in Tennessee verpasste den Hoffnungen der Demokraten aber wieder einen Dämpfer. Um die Mehrheit im Senat zu erlangen, müssen sie die drei noch umkämpften Staaten Missouri, Virginia und Montana gewinnen. Sie führen auch in allen drei Staaten, in Missouri und Virginia sind die Abstände zwischen den Kandidaten allerdings nur hauchdünn und werden höchstwahrscheinlich beeinsprucht werden.
Ein Sprecher Bushs räumte die Niederlage im Repräsentantenhaus ein und kündigte an, die Kooperation mit der künftigen demokratischen Mehrheit zu suchen. Die Dinge seien nicht so gelaufen, wie es der Präsident gewünscht hätte, sagte Bushs Sprecher Tony Snow. Wir stellen uns darauf ein, mit den Demokraten bei den wichtigsten anstehenden Themen zusammenzuarbeiten. Als Beispiele nannte er den Krieg im Irak und den Krieg gegen den Terror im Allgemeinen sowie die Bemühungen um anhaltendes Wirtschaftswachstum.
In New York wurde die demokratische Senatorin Hillary Clinton für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Die frühere First Lady der USA gilt als mögliche Anwärterin auf die demokratische Präsidentschafskandidatur bei der Wahl in zwei Jahren.
Ganz gegen den landesweiten Trend konnte sich Arnold Schwarzenegger in Kalifornien gegen seinen demokratischen Herausforderer Phil Angelides durchsetzen. Der in Österreich geborene frühere Bodybuilder und Hollywoodschauspieler wurde nach Hochrechnungen mit mehr als 60 Prozent in seine zweite und letzte Amtszeit als Gouverneur des bevölkerungsreichsten Staates der USA gewählt. Schwarzenegger hatte sich im Wahlkampf von seinem Parteifreund Bush distanziert und sich mit einer offensiven Umweltpolitik profiliert.
Die Wahlergebnisse spiegelten Demoskopen zufolge die große Unzufriedenheit vieler Wähler mit der Amtsführung des Präsidenten und speziell mit dem Einsatz im Irak wider. Auch mehrere Korruptions- und Sexskandale wirkten sich auf das Ergebnis für die Republikaner aus. In einer Nachwahlbefragung des Senders CBS gaben 57 Prozent an, nicht mit dem Krieg im Irak einverstanden zu sein. Die allgemeine Zustimmungsrate zu Bush lag in mehreren Umfragen bei etwa 40 Prozent. In einer Erhebung des Senders CNN zu den wichtigsten Motiven für die Wahlentscheidung nannten 41 Prozent das Thema Korruption. 40 Prozent nannten Terrorismus und 36 Prozent den Einsatz im Irak als wichtige Themen.
Selbst wenn die Demokraten die Kontrolle über den Senat nicht erlangen, wird mit ihrer Mehrheit im Repräsentantenhaus der politische Handlungsspielraum des Präsidenten in den letzten beiden Jahren seiner Amtszeit deutlich kleiner. So werden die Demokraten künftig die Möglichkeit haben, Versäumnisse der Regierung in Untersuchungsausschüssen zu beleuchten. Sie hatten bereits angekündigt, den Einsatz im Irak zu untersuchen. Außerdem werden die Demokraten künftig die einflussreichen Vorsitzenden der Fachausschüsse sowie den Chefposten im Repräsentantenhaus besetzen.
Die Demokraten forderten noch in der Wahlnacht einen unverzüglichen Kurswechsel im Irak. Wir müssen unseren Kurs im Irak verändern, sagte der Fraktionsvorsitzende der Demokraten im Senat, Harry Reid, in Washington. Es wehe nach dieser Wahl der Wind des Wandels über Amerika. Die demokratische Abgeordnete und vermutlich künftige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, meinte, die USA könnten den katastrophalen Weg im Irak nicht weiter gehen.
Die Wahl wurde von einer Reihe von Zwischenfällen überschattet. Aus zahlreichen US-Staaten wurden Probleme bei der Stimmabgabe gemeldet. Den meisten Ärger bereiteten neue Wahlcomputer mit Berührungsbildschirmen. In vielen Wahllokalen müssten die Bürger lange warten und dann dennoch ihre Stimmen auf Papier abgeben. Insgesamt habe es aber bis zum frühen Nachmittag (Ortszeit) etwas weniger Beschwerden über Zwischenfälle gegeben als bei der Wahl vor zwei Jahren, teilte das Justizministerium mit.