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USA: "Öffis" in New York stehen still

New York erlebt den ersten Bus- und U-Bahn-Streik seit 25 Jahren. Der öffentliche Nahverkehr, der täglich sieben Millionen Menschen in New York befördert, ist stillgelegt.

In New York stehen die öffentlichen Verkehrsmittel seit Dienstag früh still. Die 32.000 Beschäftigten des Bus-und-U-Bahnnetzes legten die Arbeit nieder, nachdem die Metropolitan Transit Authority (MTA) das Scheitern der Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Transport Workers Union (TWU) bekannt gegeben hatte.

Betroffen von dem Bus- und U-Bahn-Streik – dem ersten seit 25 Jahren – waren mehr als sieben Millionen Menschen, die täglich auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind. Bürgermeister Michael Bloomberg, der die Nacht mit seinem Krisenstab in Brooklyn verbracht hatte, machte sich um 7.00 Uhr früh bei Minustemperaturen zu Fuß über die Brooklyn Bridge auf den Weg nach Manhattan. „Wir werden ihnen zeigen, dass die New Yorker durchhalten und sich nicht einschüchtern lassen“, sagte er einer Reporterin.

An den Brücken und Tunnels kam es zwar zu Staus, das befürchtete Verkehrschaos blieb aber aus. Die Polizei sorgte dafür, dass nur Autos mit mindestens vier Insassen unterwegs waren. Taxis durften in bestimmten Stadtzonen bis zu zehn Dollar (8,36 Euro) Fuhrlohn pro Person verlangen. Im Wall-Street-Bezirk an der Südspitze Manhattans waren keine Autos erlaubt. Mehrere Nord-Süd-Verbindungen wie die Fifth Avenue wurden ebenfalls für den Autoverkehr gesperrt.

Der Börsenbetrieb war von dem Streik kaum betroffen. Der Verband der Wertpapierbranche SIA (Securities Industries Association) mietete Busse, in denen 12.000 Börsenangestellte nach Manhattan befördert wurden. Außerdem besitzen seit den Terrorangriffen auf New York etliche Finanzkonzerne auf der anderen Seite des Hudson in New Jersey zusätzliche Büros.

Nach Angaben von MTA-Leiter Peter Kalikow hatte die Behörde ein „faires Angebot“ auf den Tisch gelegt; doch die Gewerkschaft ziehe es vor, in der Stadt Chaos anzustiften, sagte er. Die MTA hat zuletzt einen über drei Jahre laufenden Tarifvertrag mit gestaffelten Lohnerhöhungen von drei, vier und dreieinhalb Prozent angeboten und wollte das Pensionsalter von derzeit 55 Jahre auf 63 Jahre erhöhen.

Das hatte die Gewerkschaft abgelehnt. Nach Informationen des Radiosenders CBS News will die MTA in der Pensionierungsfrage teilweise nachgeben. Es bleibe bei 55 Jahren, doch neuangestellte Arbeiter müssten für die künftige Finanzierung der Altersversorgung in den kommenden zehn Jahren Lohnkürzungen von jährlich drei Prozent hinnehmen. Der letzte Kollektivvertrag lief am 16. Dezember aus.

Die MTA, eine Behörde des Bundesstaats New York, leitete noch in der Nacht gerichtliche Schritte gegen die Gewerkschaft ein. Sie fordert 22 Millionen Dollar Schadenersatz pro Streiktag für entfallene Steuereinnahmen und Überstunden der Polizei. Grundlage ist das Taylor-Gesetz aus den sechziger Jahren, das Streiks der öffentlich Bediensteten untersagt. Überdies verliert jeder Streikende zwei Tageslöhne für jeden Tag, an dem er nicht zur Arbeit erscheint.

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