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USA: Mord vor Aufklärung

Zehn Jahre nach der Ermordung der sechsjährigen US-Schönheitskönigin JonBenet Ramsey ist der mutmaßliche Täter in Thailand festgenommen worden.

Der 41-Jährige US-Bürger John Mark Karr belastete sich am Donnerstag in Bangkok bei einem Gespräch mit Journalisten schwer. „Ich war bei JonBenet als sie starb. Ich habe JonBenet geliebt. Ihr Tod war ein Unfall“, sagte der Lehrer, der erst am Dienstag ein neues Lehramt in Thailand angetreten hatte.

Auf die Frage, ob er unschuldig sei, antwortete er: „Nein“. Nach Angaben des Direktors der thailändischen Einwanderungsbehörde Suwat Thamrongrisakul hat Karr die Tat sogar gestanden.

Dagegen sagte Mary Lacy, die Leitende Staatsanwältin in Boulder (US-Bundesstaat Colorado), die Ermittlungen und Analysen seien noch nicht abgeschlossen. Zu bislang vorliegenden Beweisen äußerte sie sich nicht. Karrs Ex-Ehefrau Laura gab dem Tatverdächtigen sogar ein Alibi.

JonBenet Ramsey war am zweiten Weihnachtstag 1996 erdrosselt im Keller ihres Elternhauses in Boulder aufgefunden worden. Die Leiche des kleinen Mädchens wies schwere Schlagverletzungen unter anderem am Kopf auf. Der gewaltsame Tod der kleinen JonBenet, die zahlreiche Titel in Mini-Schönheitswettbewerben gewonnen hatte, bewegt bis heute viele Amerikaner.

Karrs Ex-Frau sagte, ihr damaliger Mann habe das Weihnachtsfest 1996 gemeinsam mit der Familie im US-Bundesstaat Alabama verbracht. Laura Karr hatte sich 2001 von dem Lehrer scheiden lassen, nachdem gegen ihren Mann Vorwürfe der Kinderpornografie erhoben worden waren.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist Karr in den vergangenen Jahren viel gereist. Er soll sich dabei auch in Deutschland und in den Niederlanden aufgehalten haben.

Die Tageszeitung „Denver Post“ berichtete, Karr sei wegen eines Verdacht erregenden E-Mail-Wechsels mit dem Journalismusprofessor Michael Tracey von der Universität von Colorado ins Fadenkreuz der Ermittler geraten. Tracey habe Dokumentationen über den mysteriösen Tod der kleinen JonBenet angefertigt. Karr habe daraufhin den Kontakt zu dem Journalisten gesucht und über einen Zeitraum von zwei Jahren E-Mails ausgetauscht. Diese Mails seien am Ende so „beängstigend“ geworden, dass sich der Professor an die Staatsanwaltschaft gewandt habe.

Karr will nach eigenen Worten auch Briefe an die Mutter des Opfers, Patsy, geschrieben haben, bevor diese im Juni an den Folgen eines Krebsleidens starb. Die Eltern und der ältere Bruder Burke standen bis 2003 selbst unter Verdacht der Ermittler. So soll der Vater beispielsweise die Leiche des Mädchens ins Obergeschoss des Hauses getragen und damit die Arbeit der Ermittler erschwert haben. Patsy und John Ramsey beteuerten immer wieder ihre Unschuld und zogen später wegen der Verdächtigungen aus Boulder weg.

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