"Ich halte das für gut", sagte Meinl-Reisinger zur Idee, dass der französische Präsident Emmanuel Macron Gespräche mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin aufnehmen wolle. Macron hatte am Freitag gesagt, es liege "in unserem Interesse als Europäer und Ukrainer", die Gespräche mit Putin über ein Ende des Kriegs wieder aufzunehmen. Nach Angaben von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow soll der russische Präsident zu solchen Gesprächen bereit sein.
Meinl-Reisinger betonte in der ORF-Sendung, dass Europa eine Stimme am Tisch der Friedensverhandlungen haben müsse. Denn es sei in Europas Interesse, dass das Töten in der Ukraine beendet werde. Der Kreml müsse aber zu solchen Verhandlungen bereit sein, so die Außenministerin, die ergänzte: "It takes two to tango!"
Sie plädierte außerdem für eine von den USA unabhängige europäische Verteidigungsunion, ein NATO-Beitritt Österreichs sei aber kein Ziel, sagte Meinl-Reisinger. Außerdem danke sie der Trump-Administration, dass sie versuche, Frieden zu schaffen.
Rjabkow sieht Sabotage
Die Fortschritte bei den Friedensverhandlungen würden allerdings begleitet von "äußerst schädlichen und böswilligen Versuchen einer einflussreichen Gruppe von Staaten, diese Bemühungen zu torpedieren und den diplomatischen Prozess zu sabotieren", fügte Rjabkow laut Berichten russischer Nachrichtenagenturen hinzu. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff und der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats Rustem Umjerow teilten jeweils wortgleich auf der Plattform X mit, ihre Gespräche in Florida seien "produktiv und konstruktiv" gewesen.
Thema waren demnach in Miami unter anderem Sicherheitsgarantien der USA sowie ein Plan, wie das von Russland seit vier Jahren angegriffene Land wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen kann. Witkoff schrieb später auf X, auch der Aggressor Russland setze sich weiterhin für eine Friedenslösung ein.
USA und Ukraine: Priorität, das Töten zu beenden
Witkoff und Umjerow erklärten: "Unsere gemeinsame Priorität ist es, das Töten zu beenden, eine garantierte Sicherheit zu gewährleisten und die Voraussetzungen für die Erholung, Stabilität und den langfristigen Wohlstand der Ukraine zu schaffen." Frieden bedeute nicht nur das Ende der Feindseligkeiten, sondern auch eine "würdevolle Grundlage für eine stabile Zukunft."
In Miami sprach auch eine russische Delegation, geleitet von Kirill Dmitrijew, mit den amerikanischen Unterhändlern, darunter erneut der Schwiegersohn von US-Präsident Donald Trump, Jared Kushner. Auch die Gespräche mit Dmitrijew seien "produktiv und konstruktiv" gewesen, schrieb Witkoff auf X.
"Russland schätzt die Bemühungen und die Unterstützung der Vereinigten Staaten zur Lösung des Ukraine-Konflikts und zur Wiederherstellung der globalen Sicherheit sehr", schrieb Witkoff weiter. Nähere Angaben zum Inhalt der Gespräche oder zu Ergebnissen machte er nicht. Dmitrijew teilte Witkoffs Post seinerseits auf X.
"Nächstes Mal in Moskau"
Später postete der russische Unterhändler eine weitere Nachricht mit einem Selfie vor einer Strandkulisse: "Danke, Miami. Nächstes Mal: Moskau." Auf dem Foto trägt Dmitrijew ein T-Shirt mit der Aufschrift: "Next time in Moscow" (Nächstes Mal in Moskau). Diesen Satz hatte Putin im August bei seinem Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump in Alaska zu dessen offenkundigem Erstaunen gesagt. Trump hatte damals geantwortet: "Das ist interessant. Das wird mir wohl etwas Ärger einbringen." Dennoch fügte er hinzu: "Ich könnte mir vorstellen, dass das passiert."
Witkoff war schon öfter zu Verhandlungen in Russland und hat sich mehrfach mit Putin getroffen. Ein direktes Treffen der beiden Kriegsparteien, Russland und Ukraine, gab es zumindest nach offiziellen Angaben in Miami nicht.
Selenskyj warnt vor russischen Angriffen zu Weihnachten
Montagabend warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor massiven russischen Angriffen zu Weihnachten. Es liege in der Natur der Russen, dass sie ausgerechnet zu Weihnachten derartige Schläge gegen die Ukraine ausführen könnten, sagte Selenskyj in Kiew vor Diplomaten. Die Lage sei schwierig, weil es an Flugabwehrsystemen fehle, sagte er.
Die Ukraine feiert anders als in früheren Jahren Weihnachten offiziell gemäß dem Wunsch der Führung in Kiew nach westlichem Brauch. Viele ukrainische Christen halten sich aber weiter an orthodoxe Traditionen, Weihnachten wie in Russland am 7. Jänner zu feiern.
Selenskyj sagte in seiner abendlichen Videobotschaft auch, dass er am Dienstag sein Verhandlungsteam nach Gesprächen in Miami nun wieder in der Ukraine erwarte. Er wolle die Details über die Gespräche in den USA hören, betonte Selenskyj.
(APA/dpa/AFP/Reuters)