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USA: Konsequenzen in Koran-Affäre gefordert

Afghanistans Präsident Hamid Karzai hat angesichts erneuter landesweiter anti-amerikanischer Proteste die USA gedrängt, Berichte über Koran-Entweihungen in Guantanamo zu prüfen und gegebenenfalls Strafmaßnahmen zu erlassen.

„Wenn bewiesen wird, dass dies passiert ist, dann werden wir die amerikanische Regierung dringlich bitten, denjenigen, der der Übeltäter ist, vor Gericht zu bringen und zu bestrafen“, sagte Karzai am Samstag vor Journalisten.

In mehreren Teilen Afghanistans kam es erneut zu Demonstrationen, die Behörden zufolge jedoch zumeist friedlich verliefen. Die Proteste waren durch einen Magazinbericht ausgelöst worden, wonach Ermittler im US-Militärgefängnis von Guantanamo Bay auf Kuba den Koran auf Toiletten ausgelegt und in mindestens einem Fall auch hinuntergespült haben sollen.

Bei den seit Mittwoch andauernden Protesten starben bisher 16 Afghanen, mehr als hundert Menschen wurden verletzt. Es sind die heftigsten anti-amerikanischen Proteste in Afghanistan, seit US-Truppen 2001 einmarschiert waren, um das Taliban-Regime zu stürzen.

Die USA sicherten bereits zu, den Bericht über die Koran-Entweihung zu prüfen. „Respektlose Taten gegen den Heiligen Koran verabscheuen wir alle“, hatte Außenministerin Condoleezza Rice gesagt.

Karzai sagte weiter, er werde die USA bitten, alle afghanischen Gefangenen auszuliefern. Von den derzeit mehr als 500 in Guantanamo Festgehaltenen stammen viele aus Afghanistan.

Malaysia empört über angebliche Koran-Entweihung

Das mehrheitlich moslemische Malaysia hat mit Empörung auf Berichte über eine Entweihung des Koran durch die USA reagiert. „Wir sind angesichts des Vorfalls betrübt, da er Moslems erniedrigt“, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Bernama Ministerpräsident Abdullah Ahmed Badaui am späten Samstagabend. Berichte über eine Koran-Entweihung auf dem US-Militärstützpunkt Guantanamo Bay in Kuba hätten viele moslemische Nationen wütend gemacht, sagte Abdullah.

Als Grund für die Angreifbarkeit der moslemischen Länder nannte er deren wirtschaftliche Schwäche. „Wenn wir nicht schwach sind, wenn wir progressiv und stark sind, kann uns niemand belästigen“, sagte er.

Malaysia führt die 57 Mitglieder umfassende Organisation der Islamischen Konferenz an. Vergangene Woche erklärte Abdullah, in moslemischen Ländern befänden sich zwar rund 70 Prozent der weltweiten Ölvorräte. Fast die Hälfte der 57 Mitgliedsländer seien von den Vereinten Nationen aber als die am wenigsten entwickelten Länder eingestuft.

Das Magazin Newsweek hatte in seiner Ausgabe vom 9. Mai berichtet, Ermittler im US-Militärgefängnis Guantanamo Bay hätten den Koran auf Toiletten ausgelegt und in mindestens einem Fall auch hinuntergespült. Moslems betrachten den Koran als das unmittelbare Wort Gottes und behandeln jedes Exemplar mit großer Ehrfurcht. Der Bericht hatte in Afghanistan die heftigsten anti-amerikanischen Proteste ausgelöst, seit US-Truppen 2001 einmarschiert waren, um das radikal-islamische Taliban-Regime zu stürzen. Bei den Protesten der vergangenen Tage starben bisher 16 Afghanen, mehr als hundert Menschen wurden verletzt.

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