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USA: Giganten-Duell Rice & Clinton

Angela Merkel in Deutschland, Ellen Johnson Sirleaf in Liberia, Michelle Bachelet in Chile - in Ländern rund um den Globus übernehmen die Frauen das Ruder. Sind auch die USA in absehbarer Zeit an der Reihe?

Jedenfalls wird dort schon mehr als zweieinhalb Jahre vor der nächsten Präsidentschaftswahl viel über mögliche weibliche Kandidatinnen spekuliert. Angeheizt wurden die Spekulationen zuletzt durch First Lady Laura Bush, die Außenministerin Condoleezza Rice als mögliche Anwärterin auf das höchste Staatsamt ins Spiel brachte. Und die Ex-Präsidentengattin Hillary Clinton beflügelt mit ihrer neuerdings immer schärferen Rhetorik die Mutmaßungen, dass sie 2008 in das Rennen um das Weiße Haus einsteigen könnte.

Im Fernsehen gibt es die US-Präsidentin schon längst. Sie heißt Mackenzie Allen und wird von Geena Davis gespielt, die für ihre Rolle in der seit vergangenem Jahr laufenden Erfolgsserie „Commander in Chief“ gerade mit einem „Golden Globe“ ausgezeichnet wurde. Die Umfragen sprechen dafür, dass die Realität in nicht allzu ferner Zukunft der Fiktion folgen könnte: Eine Gallup-Umfrage für die Zeitung „USA Today“ und den Sender CNN ergab, dass 70 Prozent der US-Bürger bereit wären, bei der nächsten Präsidentenwahl für eine Frau zu stimmen.

Die frauenfreundliche Stimmung hat offenbar auch die derzeitige First Lady beflügelt. „Mit Sicherheit“ werde es schon innerhalb der nächsten Amtsperioden eine Präsidentin geben, sagte Laura Bush vor wenigen Tagen auf ihrer Reise zur Amtseinführung von Sirleaf, der ersten frei gewählten Staatschefin Afrikas. Und die First Lady sagte auch, wer es denn sein sollte: „Condi“ Rice, denn die sei „fabelhaft“. Gut möglich, dass Laura Bush damit auch ihrem Mann aus dem Herzen sprach – denn schließlich ist bekannt, dass George W. Bush ein inniges Verhältnis zu seiner Außenministerin pflegt und große Stücke auf sie hält.

Rice dementierte inzwischen allerdings zum x-ten Mal, dass sie Ambitionen auf das höchste Amt hegt. Auch Hillary Clinton will derzeit nicht von einer Präsidentschaftskandidatur sprechen und konzentriert sich auf ihre im November anstehende Wiederwahl als Senatorin des Bundesstaates New York. Den Spekulationen tut dies freilich keinen Abbruch. Dick Morris, ein früherer Berater und heutiger Kritiker von Ex-Präsident Bill Clinton, schwärmt bereits vom Kampf der Titaninnen. In seinem Buch „Condi vs. Hillary: The Next Great Presidential Race“ (Condi gegen Hillary: Der nächste große Präsidentschaftswahlkampf) entwirft er das Szenario eines Duells zweier „vollkommener Frauen, Mitglieder rivalisierender Parteien, Superstars der Medien und Quintessenz weiblicher Führungsfiguren im 21. Jahrhundert“.

Auch wenn Hillary Clinton sich bisher nicht dazu äußert, ob sie 2008 antreten will, liegt sie in den Umfragen um fast 25 Prozentpunkte vor anderen möglichen Anwärtern ihrer demokratischen Partei auf die Präsidentschaftskandidatur. In jüngster Zeit hat sie ihre Angriffe auf Präsident George W. Bush erheblich verschärft – so sprach sie am Feiertag zu Ehren des schwarzen Bürgerrechtlers Martin Luther King davon, dass die Bush-Regierung „wie eine Plantage“ geführt werde und „eine der schlimmsten“ in der US-Geschichte sei – Bemerkungen, die erheblichen Wirbel auslösten.

Die verschärfte Rhetorik der früheren First Lady mag in erster Linie mit ihrem Wahlkampf für den Senatorensitz zu tun haben – dennoch wollen manche darin ein Indiz dafür sehen, dass sie sich bereits für die Präsidentschaftskampagne warm läuft. In ihrem Anlauf auf das Weiße Haus gestoppt werden könnte sie nur von „Condi“, glaubt Morris. Stephen Hess, ein Präsidentschaftsexperte an der George Washington University, gibt allerdings zu bedenken, dass Clinton ihrer möglichen Rivalin die nicht zu unterschätzende Erfahrung als Wahlkämpferin voraus hat. Rice hat sich noch nie einer Wahl für ein politisches Amt gestellt – und wäre auch von daher eine sehr ungewöhnliche Präsidentschaftskandidatin.

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