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"USA erleben fällige Korrektur"

Fribourg - Er hat sich immer dafür interessiert. Wenn andere Burschen in Sibratsgfäll "tschutta" gingen, las er Börsenkurse. "Mit 15, 16 Jahren" waren Aktien Alltag.

Deshalb trieb es David Stadelmann auch von der Betriebs- zur Volkswirtschaft. Heute lehrt er als Universitätsassistent „Makroökonomie, internationale ­Industrie- und Wachstumspolitik“ in Fri­bourg. Schwerpunkt: Immo­bilienbewertung. Stadelmann spekuliert selber an der Börse. Erfolgreich? „Immer weniger, je mehr ich weiߓ, gesteht er: „Würde man die Börsenlandkarte an die Wand nageln, erzielte ein Affe mit Wurfpfeilen dieselben Erträge wie ein versierter Fondsmanager.“ Wegen der enormen Schwankungen kauft und verkauft er derzeit bewusst risikoreich.

400.000 Häuser zu viel

Vom 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaket der USA hält Stadelmann wenig. „Vielmehr sollte man das Übel bei der Wurzel packen“, am Immobilienmarkt der USA. „Dort stehen zur Zeit Schätzungen zufolge 400.000 Einfamilienhäuser zu viel, was auf die Preise drückt.“ Es wurde zu viel gebaut. „Die Zinsen waren sehr niedrig.“ Die Banken ihrerseits konnten ihr Risiko „zu einem sehr hohen Preis“ an andere Institute abgeben. So kam es, „dass die USA bis Anfang 2007 als zu reich eingeschätzt wurden“. Die Immobilienpreise waren viel zu hoch. Jetzt erfolgt die Korrektur, „und die Amerikaner versuchen, sich aus diesem Zyklus rauszukaufen“. Diese Aktion wird freilich den Konsum nicht fördern, „sondern einzig Geld von den Steuerzahlern zu den Banken transferieren“. Klüger wäre es Stadelmann zufolge, wenn die amerikanische Regierung einerseits den Hausbesitzern, die ihre Häuser nicht mehr loskriegen, einen fairen Preis bezahlte bzw. Käufer neuer Häuser durch Steuersenkungen animierte. „Mit beiden Maßnahmen könnten auch einige Probleme der Wallstreet gelöst werden.“

Schlechtes Geschäft

Durch die Geldspritze der Regierung, die am Immobilienmarkt vorbeizielt, wird letztlich wohl nur schlechtes Finanzmanagement belohnt. „Die Banken bleiben eigenständig. Der Staat erhält dafür schlechte Wertpapiere. Die Hausbesitzer gehen leer aus.“ Hat der Finanzmarkt aus den turbulenten Wochen wenigstens gelernt? „Er hat gelernt, dass nur große Banken große Risiken übernehmen können.“ Deshalb sieht Stadelmann Konzentrationen auf dem Bankensektor kommen. Und der Markt hat gelernt, dass der Staat hilft im Notfall. Das käme freilich einem Freibrief für riskante Geschäfte gleich.

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