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USA: Edwards Kerrys Vizepräsidenten-Kandidat

Mit Senator John Edwards als Kandidat für das Vizepräsidentenamt will US-Präsidentschaftsbewerber John Kerry bei der Wahl im Herbst Amtsinhaber George W. Bush schlagen.

Edwards habe „den Mut, die Entschlossenheit und die Begabung“ für das Amt, begründete Kerry am Dienstag auf einer Wahlkampfveranstaltung in Pittsburgh seine Entscheidung. Er hob Edwards’ Eintreten für die Interessen der Mittelschicht und für die innere Sicherheit hervor.

Der 51-jährige Edwards hatte mit Kerry um die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten konkurriert, war aber in den Vorwahlen unterlegen. In seiner Kampagne hatte er sich den Ruf eines redegewandten, volksnahen Sympathieträgers erworben.

In einer schriftlichen Erklärung stellte Kerry insbesondere Edwards’ Verdienste um die innere Sicherheit und in den Vordergrund: „Im Senat setzte sich John für die Reform unserer Geheimdienste ein, für den Kampf gegen Bioterrorismus und für die Stärkung unseres Militärs.“ Sowohl Kerry als auch Amtsinhaber George W. Bush wollen die innere Sicherheit und den Kampf gegen den Terrorismus zu Kernthemen ihres Wahlkampfs machen.

Außerdem hob Kerry das Eintreten von Edwards für die wahlentscheidende amerikanische Mittelschicht hervor. „Er versteht und verteidigt die amerikanischen Werte. Er hat Mut und Überzeugung als Vorkämpfer für Amerikaner der Mittelschicht gezeigt.“ Edwards werde ihm helfen „auf dem Weg, Amerika stärker im Inneren und angesehener in der Welt zu machen“.

Eine Umfrage hatte in der vergangenen Woche ergeben, dass Edwards der Favorit der Wähler für die Präsidentschaftskandidatur war. Als weitere Anwärter für die Vize-Kandidatur waren der ehemalige Fraktionschef der Demokraten im Repräsentantenhaus, Richard Gephardt, und der Gouverneur von Iowa, Thomas Vilsack, gehandelt worden. Zuletzt hatten sich Hinweise auf eine Kandidatur Edwards’ verdichtet: Nach Angaben von Vertretern der Demokratischen Partei hatte dieser am vergangenen Donnerstag seinen Urlaub in Florida für ein geheimes Treffen mit Kerry in Washington unterbrochen.

Experten werteten Kerrys Entscheidung als strategischen Schachzug: Der Senator von North Carolina soll dem Bush-Herausforderer Stimmen in den Südstaaten sichern, denen große Bedeutung für den Wahlausgang zukommt. Kerry selbst stammt aus dem Neuengland-Staat Massachusetts im Nordosten. Zudem gilt der charismatische, dynamisch auftretende Edwards als gute Ergänzung des von vielen als hölzern empfundenen Intellektuellen Kerry. Derzeit liefern sich Bush und Kerry in Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Offiziell nominiert werden sollen Kerry und Edwards auf dem Wahlparteitag der Demokraten Ende des Monats.

Edwards hatte sich im Vorwahlkampf als volksnaher Fürsprecher der kleinen Leute profiliert. Zwar trug er nur in seinem Geburtsstaat South Carolina den Sieg davon, doch errang er in anderen Staaten Achtungserfolge. Vor seiner politischen Karriere hatte sich der Jurist als Spezialist für Schadenersatzklagen einen Namen gemacht und für seine Mandanten aus dem Volk Millionensummen von Versicherungen und Krankenhäusern erstritten. Der Arbeitersohn stammt aus einfachen Verhältnissen und hatte sich zum Millionär hochgearbeitet. Er stieg erst spät in die Politik ein: 1998 wurde er für North Carolina in den Senat gewählt.

Hintergründe

Im den US-Präsidentschaftswahlkampf kommt frischer Wind aus dem Süden. Der demokratische Herausforderer, Senator John Kerry, will bei den Präsidentschaftswahlen Anfang November gemeinsam mit Senator John Edwards aus North-Carolina die Bush-Regierung aus dem Weißen Haus drängen. Die Nominierung der beiden Senatoren auf einem Parteikonvent der Demokratischen Partei Ende Juli in Boston gilt als ausgemachte Sache.

Kommentatoren in US-Medien handelten Edwards schon seit Wochen als Geheimfavoriten. Während des Vorwahlkampfes der Demokraten hatte sich der 51-Jährige überraschend gut geschlagen. Edwards präsentierte sich als Anwalt der Unterprivilegierten, der sozial Benachteiligten und der hart arbeitenden Mittelklasse.

Der Senator aus dem Südstaat North Carolina hegte lange Zeit selbst Ambitionen auf das Präsidentenamt. Am 3. März warf er schließlich das Handtuch, nachdem er am so genannten „Super Tuesday“ dem jetzigen Präsidentenkandidaten Kerry deutlich unterlegen war. Schon damals war für viele Demokraten klar, dass Edwards die ideale Ergänzung für den lange Zeit als hölzern beschriebenen Kerry sein würde.

„Ihn beim Wahlkampf zu beobachten, zeigt, wie gut er seine Fähigkeiten aus dem Gerichtssaal auf die politische Arena übertragen kann“, schrieb die Tageszeitung „Washington Post“. Bevor Edwards in die Politik ging und 1999 Senator wurde, hatte er 20 Jahre als Strafverteidiger und Opferanwalt gearbeitet und ein Millionenvermögen damit verdient.

Lange Zeit waren auch Namen anderer Kandidaten im Gespräch wie die der demokratischen Politveteranen Richard Gephardt aus Missouri und des ehemaligen Gouverneurs von Florida, Bob Graham. US-Kommentatoren meinten jedoch, dass Edwards mit seiner relativ jungen Politikkarriere unverbrauchter und frischer wirke und weniger Angriffsfläche biete. Edwards übte nie ein Regierungsamt aus und er „herrschte“ nie über einen größeren Mitarbeiterstab als in seinem derzeitigen Senatorenbüro.

Parallelitäten zum erfolgreichen Wahlkampf des demokratischen Präsidenten John F. Kennedy aus dem Jahr 1960 sind unübersehbar. Kennedy war wie Kerry Katholik und beide stammen aus dem liberalen Bundesstaat Massachusetts an der Ostküste. Um auch Wählerschichten in den überwiegend konservativen Südstaaten zu mobilisieren, wurde damals der Texaner Lyndon B. Johnson an die Seite Kennedys gestellt. Mit Edwards hat nun auch Kerry die Südstaaten-Karte gezogen.

US-Kommentatoren haben den Juli bereits zum Monat der „Kerry-Festspiele“ erklärt. Nach der offiziellen Bekanntgabe des Vizepräsidentenkandidaten bleiben knapp drei Wochen bis zum Parteikonvent. Danach dürfte das Interesse der Öffentlichkeit zu den Olympischen Spielen in Athen und dem Parteitag der Republikanischen Partei von Bush Ende August in New York umschwenken, hieß es.

Die Republikaner zeigten sich gut vorbereitet auf die Nominierung von Edwards. Sie schalteten am Dienstag eine Parteiwerbung im Fernsehen, die den Eindruck vermittelte, dass Edwards nur zweite Wahl sei und Kerry lieber den republikanischen Senator John McCain als Vizepräsidenten in sein Team geholt hätte.

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