Das Recht auf Selbstverteidigung erfordert nicht unbedingt eine Entschließung des UNO-Sicherheitsrats, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice am Mittwoch vor dem Chicagoer Rat für Außenbeziehungen. Es sei wichtig zu wissen, dass der Präsident (George W. Bush) keine Möglichkeiten ausschließt. In Moskau sollten iranische Gesandte am Donnerstag mit ranghohen russischen Regierungsvertretern über einen Ausweg aus dem Atomstreit beraten.
Ich glaube, dass die Diplomatie funktionieren kann, sagte Rice. Die USA versuchten, die Weltgemeinschaft um sich zu scharen und den Iran gemeinsam davon zu überzeugen, dass er seine atomaren Anreicherungsarbeiten einstellen müsse. Wenn die Krise aber nicht im Rahmen der Vereinten Nationen zu lösen sei, könne die US-Regierung auch alleine oder mit einer Koalition handeln. Wir sind darauf eingestellt, die uns zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen – politische, wirtschaftliche oder andere, betonte die US-Außenministerin.
Der wegen des Atomstreits auf Rekordhöhen liegende Ölpreis spiegelt nach Einschätzung des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad noch nicht den wahren Wert des Rohstoffs wider. Der Staatschef des viertgrößten Ölexporteurs sagte der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA aber nicht, bei welchem Preis dieser Wert erreicht wäre. Ahmadinejad sprach sich der Meldung zufolge dagegen aus, dass die Industriestaaten von einem solchen, nicht angemessenen Preis profitierten. Dabei verwies er auf die Tatsache, dass Öl für die jeweiligen Staaten, die es besitzen, einen wichtigen Teil des Volksvermögens darstelle.
An der New Yorker Börse notierte der Ölpreis am Donnerstag bei über 72 Dollar pro Fass.
In Moskau wollten iranische Gesandte mit russischen Regierungsbeamten über den Atomstreit beraten. Die Gesandtschaft war am Mittwoch in Moskau angekommen und hatte sich zunächst überraschend mit dem EU-Verhandlungstrio aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien getroffen. Dabei hatte der Iran einen Ausbau seiner atomaren Aktivitäten angekündigt.
Russland wies die Forderung der USA zurück, seine Beteiligung am Bau des iranischen Atomkraftwerks Bushehr aufzugeben. Jedes Land hat das Recht zu entscheiden, mit wem und in welcher Form es mit anderen Staaten zusammenarbeitet, erklärte Außenamtssprecher Michail Kaminin. Der Leiter der russischen Atomenergiebehörde Rosatom, Sergej Kirijenko, betonte, das Kraftwerk stelle in der Frage der Weiterverbreitung keine Bedrohung dar.
US-Außenstaatssekretär Nicholas Burns hatte am Mittwoch in Moskau gefordert, jede Zusammenarbeit mit dem Iran in Atomfragen sei einzustellen – auch bei zivilen Projekten wie Bushehr. Das erste iranische Kernkraftwerk am Persischen Golf soll bis Jahresende fertiggestellt sein. Teheran will mit dem Kraftwerk den heimischen Öl- und Gasverbrauch senken und mehr Rohstoffe ausführen.
Russland und die USA sind im Streit um das iranische Atomprogramm unterschiedlicher Meinung: Moskau stellt sich im UNO-Sicherheitsrat gegen harte Strafen gegen den Iran, wie sie die USA, Frankreich und Großbritannien fordern.