USA: "Deep Throat" bricht sein Schweigen
1.06.2005 16:15
(Akt. 26.08.2011 23:57)
Seit drei Jahrzehnten wurde um die Identität der wichtigsten Quelle im Watergate-Skandal gerätselt. Als "Deep Throat" machte sie Geschichte, setzte die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward auf die Spur ins Weiße Haus.
Drei Jahrzehnte nach der Watergate-Affäre hat sich die anonyme Quelle zu erkennen gegeben, die als Deep Throat in die Geschichte eingegangen ist. Der damalige FBI-Vize Mark Felt setzte die Reporter Carl Bernstein und Bob Woodward nach einem mysteriösen Einbruch in die Wahlzentrale der Demokraten auf die Spur ins Weiße Haus. Er hatte damit großen Anteil am Rücktritt von Präsident Richard Nixon zwei Jahre später. Ich bin der Kerl, den sie Deep Throat nennen, sagte der 91-Jährige nun der Zeitschrift Vanity Fair.
Bestätigung der “Washington Post”
Auch die Washington Post, in der Bernstein und Woodward den Vertuschungsskandal aufgedeckt hatten, bestätigte am Dienstag Felts Identität. Die Nummer zwei beim FBI, das war eine sehr gute Quelle, erklärte Ben Bradlee, vor 30 Jahren leitender Redakteur der Washington Post. Die Familie Felts, der nach einem Schlaganfall schwer krank ist, gab eine Erklärung heraus. Darin bezeichnet sie ihn als einen amerikanischen Helden, der viel riskiert habe, um das Land vor einer furchtbaren Ungerechtigkeit zu retten.
Die Reporter Bernstein und Woodward hatten geschworen, ihre Quelle erst preiszugeben, wenn diese nicht mehr am Leben sei. Nachdem er selbst aus der Deckung gekommen ist, konnten sie sich nun öffentlich bedanken. Mark Felt ist Deep Throat. Er hat uns bei der Watergate-Berichterstattung unermesslich geholfen, erklärten sie.
Eine seiner entscheidenden Tipps war es, die Spur des Geldes zu verfolgen. Dabei fanden die Reporter heraus, dass der Einbruch von Nixons Wahlkampfteam finanziert worden war. In der gescheiterten Nacht- und Nebelaktion wollten die Wahlkämpfer Wanzen für einen Abhörangriff auf die Demokraten verstecken. Nixon musste 1974 als erster Präsident der USA zurücktreten, als ans Licht gekommen war, dass er eine FBI-Untersuchung des Skandals verhindert hatte. Zahlreiche seiner Mitarbeiter saßen wegen des Einbruchs und der Ausspionierung von politischen Gegnern Gefängnisstrafen ab.
Die Zusammenarbeit von Deep Throat, dessen Deckname der Titel eines Pornofilms ist, und den beiden Reportern fand unter hoch konspirativen Bedingungen statt, zumeist in Tiefgaragen: Wenn Woodward ein Treffen wollte, stellte er einen leeren Blumentopf mit einer roten Fahne auf seinen Balkon. Wollte Felt Informationen weitergeben, fand der Journalist die Zeichnung einer Uhr in seiner eigenen Ausgabe der New York Times. Das beispiellose Polit-Drama wurde 1976 mit Robert Redford und Dustin Hoffman verfilmt.
Felt war mehrfach als mögliche Quelle der beiden Reporter genannt worden. Er selbst bestritt jedoch noch 1999, Deep Throat zu sein. Auch gegenüber seiner Familie behielt er sein Geheimnis lange für sich. Sie weihte er erst 2002 ein.