Die 60-jährige Leiterin der Rechtsabteilung des Weißen Hauses sollte Nachfolgerin der in den Ruhestand getretenen Sandra Day OConnor werden.
Die umstrittene Nominierung hatte wochenlang die Schlagzeilen in den US-Medien beherrscht. Die konservativen Kritiker warfen Miers mangelnde Erfahrung vor und befürchteten insbesondere, dass diese nicht konservativ genug sei – beispielsweise in der Frage des Abtreibungsrechts, das die Rechte abgeschafft haben will. Außerdem wurde Bush in politischen Kreisen Vetternwirtschaft vorgeworfen. Er habe seine Vertraute Miers für das wichtige Amt im Supreme Court ausgesucht, obwohl sie bisher nicht ein einziges Mal auf der Richterbank gesessen sei, lastete ihm etwa die demokratische Opposition an.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Senat im Vorfeld des Bestätigungsverfahrens einen von Miers ausgefüllten Fragebogen an die Kandidatin zurückgeschickt, weil ihre Angaben als völlig unzureichend eingestuft worden waren. Mehrere Senatoren aus Bushs eigener Republikanischer Partei hatten kritisiert, dass der Präsident keinen als stramm konservativ bekannten Juristen für die Neubesetzung des Richteramts am Supreme Court vorgeschlagen habe.
Er habe Miers Verzichtserklärung nur zögernd angenommen, sagte Bush. Er hatte sich ungeachtet der Kritik in den letzten Wochen immer wieder hinter Miers gestellt, die früher auch seine persönliche Rechtsanwältin war. Wie aus dem Weißen Haus verlautete, informierte Miers am Mittwochabend den Präsidenten über ihre Entscheidung. Bush werde rasch einen neuen Kandidaten benennen, hieß es.
In ihrer Verzichtserklärung schrieb Miers, sie sei besorgt, dass ihr Bestätigungsverfahren zu einer Belastung für das Weiße Haus werden könnte, die nicht im Interesse des Landes sei. Der US-Senat muss die Kandidaten für das Oberste Gericht bestätigen. Der Streit ging zuletzt um die Forderung von Senatoren, Dokumente über die Tätigkeit von Miers im Weißen Haus herauszugeben. Bush lehnte dies ab. Miers soll ihre bisherige Tätigkeit im Weißen Haus behalten.
Ursprünglich war der konservative Jurist John Roberts für die Nachfolge von Richterin OConnor vorgesehen. Nach dem Tod des Vorsitzenden Richters William Rehnquist nominierte Bush den 50-Jährigen jedoch für dieses Amt. Der Senat bestätigte Roberts Ende September ohne Probleme.