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USA: Bluttat gründlich vorbereitet

Die Bluttat an einer Schule der Amish-Gemeinschaft im US-Staat Pennsylvania ist vom Täter offenbar von langer Hand vorbereitet worden. Täter richtete sich auf längere Belagerung ein.

Sechs Tage, bevor Charles Carl Roberts in die Schule eindrang, kaufte der 32-Jährige nach Polizeiangaben Vorräte ein, die für längere Zeit ausgereicht hätten. Im Klassenzimmer wurde unter anderem Wäsche zum Wechseln gefunden, außerdem Toilettenpapier.

In seinem Kleinlaster entdeckte die Polizei eine Check-Liste. In die Schule brachte Roberts drei Gewehre, ein Betäubungsgewehr, zwei Messer, Holz zum Verbarrikadieren der Türen und einen Sack mit 600 Schuss Munition mit. Mehrere weitere Dinge kaufte er weniger als eine Stunde vor dem Überfall auf die Schule. In vier Abschiedsbriefen an seine Frau und seine drei Kinder erklärte er, er sei voller Hass und einer „unvorstellbaren Leere“. Außerdem werde er noch immer vom Tod seiner Tochter 1997 verfolgt. Das Frühchen starb wenige Minuten nach der Geburt.

Unmittelbar vor den tödlichen Schüssen auf die Schülerinnen hatte der Lastwagenfahrer nach Polizeiangaben seine Frau angerufen und gestanden, sich im Alter von etwa zwölf Jahren an drei- bis vierjährigen Mädchen in seiner Familie vergangen zu haben. Seitdem werde er von Träumen gequält, dies wieder zu tun, hieß es in seinem Abschiedsbrief. Es sei gut möglich, dass der Mann die Mädchen sexuell missbrauchen und erst dann töten wollte, erklärte Polizeisprecher Jeffrey Miller am Dienstag. Ganz sicher habe der Täter psychische Probleme gehabt. „Er befasste sich mit Dingen, von denen keiner wusste, dass er sich mit ihnen beschäftigt“, sagte Miller.

Nachdem Roberts am Montag in die Schule eingedrungen war, ließ er 15 Buben, eine Schwangere und drei Frauen mit Babys gehen. Dann reihte er die Mädchen an der Tafel auf und fesselte sie an den Füßen. Der Täter warnte die Polizei, nicht näher zu kommen. Als kurz darauf Schüsse zu hören waren, stürmten die Beamten den Raum. Der Täter habe den Mädchen wie bei einer Hinrichtung in den Kopf geschossen, sagte Miller. Drei der Mädchen waren sofort tot. Am Dienstag erlagen zwei weitere Schülerinnen im Alter von sieben und neun Jahren ihren schweren Verletzungen. Fünf Mädchen befanden sich weiterhin im kritischen Zustand. Der Täter war nicht Mitglied der Gemeinschaft der Amish. Es gab auch keine Hinweise darauf, dass er etwas gegen die Gemeinschaft hatte.

Trotz des Schocks durch den Tod der fünf Mädchen versuchen die Mitglieder der Religionsgemeinschaft nun zu verzeihen – ein Grundprinzip ihres Glaubens. Lange Schlangen der typischen Holzkutschen der Amish bewegten sich durch Nickel Mines, um die Angehörigen der Opfer zu versorgen und zu unterstützen. „Sie kommen, um ihnen Trost zu spenden, um ihnen Essen zu bringen und bei ihnen zu sein“, sagte eine 75-jährige Amish-Frau. „Es ist so traurig, man kann nichts machen. Man muss der Person, die das getan hat, einfach verzeihen. Man kann nicht wütend werden.“ Auch außerhalb der Amish-Gemeinden Pennsylvanias fanden Gottesdienste statt, um Solidarität mit den friedliebenden Nachbarn auszudrücken.

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