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USA: Atomwaffen-Einsatz erwogen

Die USA haben US-Medienberichten zufolge mit detaillierten Planungen von Angriffen auf Iran begonnen und erwägen dabei auch den Einsatz von atomaren Waffen.

Im Visier der Pentagon-Strategen seien vor allem Nuklearanlagen wie die zur Urananreicherung in Natanz, schrieb der angesehene Enthüllungsjorunalist Seymour Hersh im Magazin „The New Yorker“. Die „Washington Post“ berichtete am Sonntag, Experten des Geheimdienstes CIA und des Verteidigungsministeriums prüften mögliche Ziele. Teheran bezeichnete die Berichte als „psychologische Kriegsführung“.

Hersh berichtet in der jüngsten Ausgabe des „New Yorker“ (Erscheinungsdatum 17. April), die Planungen schlössen einen möglichen Einsatz von nuklearen bunkerbrechenden Bomben gegen die unterirdische Atomanlage in Natanz ein. Ein Pentagon-Berater habe berichtet, das Weiße Haus betrachte einen Regimewechsel im Iran als „einzigen Weg zur Lösung des Problems – und das bedeutet Krieg“.

Mehrere frühere Geheimdienstmitarbeiter bezeichneten die Planungen dem Magazin zufolge als „umfangreich“ und „hektisch“. Sie basierten auf der Annahme, Bombenangriffe könnten die islamische Führung im Iran „diskreditieren und zum Sturz der Regierung durch das Volk führen“, zitierte der „New Yorker“ einen Ex-Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums. Einige Militärs hätten jedoch erhebliche Bedenken gegen den Plan geäußert, atomare „Bunker Buster“-Bomben auf die bedeutendste iranische Urananreicherungsanlage in Natanz zu werfen. Mehrere Offiziere hätten sogar mit ihrem Rücktritt gedroht. Der Pentagon-Berater warnte vor einer gewaltsamen „Kettenreaktion“ gegen Einrichtungen und Bürger der USA in aller Welt, sollte Washington den Iran bombardieren.

Bush habe in den vergangenen Wochen bereits eine Reihe vertraulicher Gespräche mit bedeutenden Kongress-Abgeordneten geführt, darunter mindestens ein Mitglied der oppositionellen Demokraten, berichtete der „New Yorker“. Der Präsident und seine Berater hielten den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad für einen potenziellen zweiten Adolf Hitler, wurde ein ehemaliger ranghoher US-Geheimdienstvertreter in dem Bericht zitiert.

Auch die „Washington Post“ berichtete von Angriffsplanungen. Es gehe dabei um eine Option, nicht um einen Angriff in naher Zukunft, hieß es unter Berufung auf CIA- und Pentagonstrategen. Zu den möglichen Zielen gehöre neben Natanz auch die Anlage zur Urankonversion in Isfahan. Erwogen würden begrenzte Luftangriffe bis hin zu einer umfangreichen Bombardierung militärischer und Verwaltungsziele. Militärexperten seien jedoch skeptisch, weil mit Angriffen maximal eine Verzögerung des iranischen Atomprogramms erreichbar sei zum Preis für ein schlagartiges Anschwellen des Hasses auf die USA in der moslemischen Welt.

Der iranische Außenamtssprecher Hamid Reza Assefi bezeichnete die Berichte als „psychologische Kriegsführung“ als Ausdruck der „Wut“ und der „Schwäche“ der US-Regierung. „Die Amerikaner wollen keine Regelung des iranischen Atomdossiers und versuchen, die Krise zu verlängern“, sagte Assefi. Zugleich warnte er die USA davor zu glauben, dass der UNO-Sicherheitsrat den Iran zu einem Verzicht auf Uran-Anreicherung zwingen könnte. Dies wäre ein „großer Fehler“. Der Iran habe ein Recht auf Anreicherung für Forschungszwecke.

Der britische Außenminister Jack Straw wies die Berichte über einen bevorstehenden Angriff als „völligen Schwachsinn“ zurück. Der Verdacht gegen den Iran sei zwar begründet, es gebe aber „keine rauchenden Colts und keinen casus belli (Kriegsfall)“, sagte Straw dem BBC-Fernsehen am Sonntag.

Ein iranischer Atom-Unterhändler sagte der Nachrichtenagentur IRNA, der Chef der internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Mohamed ElBaradei werde am Sonntag oder Montag zu einem regulären Besuch in Teheran eintreffen. ElBaradei wolle dem Iran klarmachen, was IAEO und UNO-Sicherheitsrat von ihm erwarten, hatte am Freitag ein IAEO-Diplomat gesagt. Fünf IAEO-Inspektoren, die am Freitag in den Iran gereist waren, besuchten am Samstag die Anreicherungsanlage in Natanz. Danach wollten sie die Konversionsanlage in Isfahan besichtigen.

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