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USA: 24 Jahren Haft für Ex-Enron-Chef

Knapp fünf Jahre nach der spektakulären Pleite des US-Energiehändlers Enron ist der frühere Konzernchef Jeffrey Skilling zu mehr als 24 Jahren Haft verurteilt worden.

Der 52-jährige Ex-Manager erhielt damit die höchste Strafe, die im Fall Enron bisher verhängt wurde. Skilling kündigte an, gegen das Urteil ankämpfen zu wollen. Es ist das letzte Kapitel in einem der bedeutendsten Wirtschaftsprozesse der US-Geschichte.

Richter Simeon Lake sagte am Montag, Skilling habe mit seinen Verbrechen „hunderte, wenn nicht tausende Menschen“ in die Armut gestürzt. Fünf Monate nach dem Schuldspruch der Geschworenen setzte Lake das Strafmaß auf 292 Monate fest, also 24 Jahre und vier Monate. Zudem muss Skilling 45 Mio. Dollar (35,8 Mio. Euro) Entschädigung an Enron-Investoren zahlen. Zuvor hatten der Angeklagte und mehrere Geschädigte im Gerichtssaal noch einmal ihre jeweiligen Versionen der bis dahin größten Firmenpleite in den USA geschildert.

Die an der Börse einst heiß gehandelte Enron Corporation war im Dezember 2001 unter einem milliardenschweren Schuldenberg zusammengebrochen. Wegen des systematischen Bilanzbetruges verloren mehr als 4.000 Beschäftigte ihre Arbeitsplätze. Milliarden Dollar in den Pensionskassen der Mitarbeiter gingen verloren. Anleger mussten mit ansehen, wie ihre Enron-Aktien von einst fast 90 Dollar bis auf wenige Cent abstürzten.

Im Zusammenhang mit der Pleite hatte eine Jury Skilling und seinen Co-Chef Kenneth Lay bereits Ende Mai wegen Verschwörung, Betrugs und Insider-Handels schuldig gesprochen. Die möglichen Höchststrafen für die einzelnen Delikte summierten sich für Skilling auf 185 Jahre. Der 64-jährige Lay war im Juli an Herzversagen gestorben. Sein Schuldspruch wurde posthum aufgehoben, weil das endgültige Urteil bei seinem Tod noch nicht gefallen war und er keine Gelegenheit hatte, es anzufechten.

Nach dem Urteil erklärte Skilling, er sei enttäuscht. „Ich nehme es dem Richter aber nicht übel, was er getan hat. Ich habe das Recht auf Berufung und ich denke, wir werden gewinnen.“ Vor der Verkündung des Strafmaßes beteuerte Skilling, er bereue, was bei Enron geschehen sei. Dennoch hielt er an seiner Darstellung fest, er habe kein Verbrechen begangen. „Ich bin in jedem einzelnen Anklagepunkt unschuldig“, sagte Skilling.

Den Enron-Niedergang begründete er erneut mit Kredit- und Liquiditätsproblemen. Im Prozess hatten Skilling und Lay zudem einzelne Angestellte schwer beschuldigt – an erster Stelle den Kronzeugen der Anklage, den ehemaligen Enron-Finanzchef Andrew Fastow. Dieser ist wegen Betrugs zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die relativ milde Strafe begründete das Gericht mit Fastows Zusammenarbeit mit den Ermittlern und seiner sichtlichen Reue auch gegenüber Geschädigten.

Investoren und ehemalige Beschäftigte von Enron forderten vor Gericht größtenteils die Höchststrafe für Skilling. „Der schlimmste Fehler, den Ken Lay jemals begangen hat, war es, Sie einzustellen“, sagte die ehemalige Enron-Mitarbeiterin Ann Beliveaux. Mit Beginn der Probleme habe Skilling das sinkende Schiff verlassen.

Staatsanwalt Sean Berkowitz forderte eine lange Strafe für Skilling und begründete dies mit den weit reichenden Folgen der Enron-Pleite. „Die Integrität des gesamtes Marktes wurde durch die Ereignisse bei Enron erschüttert“, sagte er. „Die Menschen haben ihr Vertrauen und ihren Glauben an den Markt verloren.“ Enron stehe mehr als irgendeine andere Firma für Betrug und Korruption in Chefetagen. Dagegen bezeichnete Skillings Anwalt eine langjährige Haftstrafe als überflüssig. Die Signalwirkung des Prozesses sei auch so überdeutlich.

Mit rund 24 Jahren blieb das Strafmaß gegen Skilling knapp hinter dem bisher schärfsten Urteil in einem US-Wirtschaftsprozess. Der ehemalige Chef des ebenfalls nach einem Bilanzbetrug Pleite gegangenen Telekomkonzerns WorldCom, Bernard Ebbers, sitzt derzeit eine Strafe von 25 Jahren ab.

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