Im Zentrum stehen dabei der Irak-Krieg und der Terrorismus. Sogar der eher vorsichtig agierende Senator John F. Kerry ließ sich zu einer direkten Attacke auf den politischen Gegner hinreißen: W. steht für Falsch (Wrong), wetterte der demokratische Herausforderer bei einer Wahlkampftour in Anspielung auf den zweiten Vornamen von George W(alker) Bush. Die USA seien am falschen Weg in der Wirtschaftspolitik und im Irak.
Bush wiederum warf Kerry erneut eine wankelmütige Politik vor. Einmal sei Kerry für den Irak-Krieg, einmal dagegen, so Bush unter Verweis auf Kerrys Zustimmung zur Senatsresolution, die dem Präsidenten die Ermächtigung zum Angriff auf den Irak gegeben hatte. Nun zitiere Kerry sogar seinen ehemaligen Konkurrenten Howard Dean, der den Irak-Krieg als falschen Krieg am falschen Ort zur falschen Zeit bezeichnet hatte, versuchte Bush die Ängste vor dem links-liberalen Dean zu mobilisieren. Amerika sei sicherer geworden unter seiner Präsidentschaft, verkündete Bush unbeirrt.
Dass im Irak am Dienstag die Grenze von 1.000 amerikanischen Toten seit Kriegsbeginn überschritten wurde ließ Bush bei seinen Wahlkampfauftritten lieber unerwähnt. Kerry hingegen sprach von einem tragischen Meilenstein. Als Präsident würde er die Truppen während seiner ersten Amtszeit aus dem Irak holen, versprach er. Die 200 Mrd. Dollar bisher aufgelaufener Kriegs-Kosten hätten besser in den USA zur Schaffung von Arbeitsplätzen und für das Gesundheitssystem verwendet werden sollen.
Das schärfste Geschütz gegen Kerry fuhr jedoch der als Attack Dog agierende Vizepräsident Dick Cheney auf, der die Angst vor einem neuen Terroranschlag auf die USA direkt in den Wahlkampf einbrachte: Es ist absolut entscheidend dass wir in acht Wochen am zweiten November die richtige Wahl treffen, denn bei der falschen Wahl besteht die Gefahr dass wir wieder getroffen werden und zwar werden wir dann verheerend getroffen werden. Unter einer Kerry-Regierung würden Terrorakte so wie vor dem 11. September lediglich als Verbrechen betrachtet und nur im Nachhinein darauf reagiert statt wie Bush einen Krieg gegen Terrorismus zu führen mit präventiven Aktionen, warnte Cheney.
Der demokratische Vizepräsidentschaftskandidat John Edwards reagierte umgehend empört: Cheney habe mit dieser unamerikanischen Attacke eine Grenze überschritten, wenn er impliziere dass die Wähler mit einer Stimme für die Demokraten selbst am nächsten Terroranschlag mitverantwortlich seien, verurteilte Edwards diese Einschüchterungs-Taktik. Auch wenn Cheneys Sprecherin später beschwichtigend relativierte bleibt der bittere Nachgeschmack, dass der Republikaner anscheinend versucht, aus der Terrorangst der Amerikaner direkt Wahlkapital zu schlagen.
Ausgelöst wurde die schärfere Gangart durch die jüngsten Meinungsumfragen, wonach der Vorsprung von Bush durch die Convention nicht so groß wie erhofft ausgefallen ist und Kerrys Gewinnchancen nach wie vor gewahrt sind. Um die wenigen noch unentschlossenen Wähler in den so genannten Battleground-Staaten ohne klare Mehrheiten zu erreichen, werden die Angriffe immer lauter und deutlicher. Beobachter sehen bereits die Gefahr einer Wiederholung der Wahlen vom Jahr 2000, als ein einziger Bundesstaat letztlich ganz knapp den Ausschlag gab. Im Unterschied zu damals geht es diesmal aber im Krieg der Worte auch um richtigen Krieg.