Der Vorsitzende der US-Demokraten, Howard Dean, wettert schon wie in der heißen Wahlkampfphase: Die Republikanische Partei ist eine Partei der weißen Christen. Viele Republikaner sind ihr ganzes Leben lang noch nie einer ehrenwerten Tätigkeit nachgegangen, schimpfte er über die Partei von Präsident George W. Bush. Der Aufschrei der Empörung im Land, selbst bei moderaten Demokraten wie Senator Joseph Lieberman, war Dean gewiss.
Allerdings sucht er wohlkalkuliert den Konflikt. Nachdem in der ersten Amtszeit von Bush die kompromissbereite Haltung der Liberalen – beim Irak-Krieg oder bei der Schulreform – mit einer Niederlage des Demokraten John Kerry endete, sucht die Partei nun nach einem Rezept gegen die siegreichen Konservativen. Zum einen werden 2006 ein Drittel der Senatoren und das Repräsentantenhaus neu gewählt, zum anderen ist gut sechs Monate nach der Präsidentschaftswahl schon der Kampf um die Kandidatur 2008 mit ungewöhnlicher Heftigkeit entbrannt.
Dabei spricht vieles dafür, dass 2008 erstmals eine Frau nach dem mächtigsten Amt der Welt greifen wird. Bei den Demokraten gilt Senatorin Hillary Clinton als Favoritin. Umfragen von USA Today vom Mai signalisierten erstmals, dass sie eine Mehrheit aller Wähler gewinnen könnte. Sie hat sich noch nicht entschieden oder sie hat es mir zumindest nicht gesagt, versichert Ehemann Bill lachend auf die x-te Frage nach den Plänen Hillarys und seiner persönlichen Perspektive, als erster Ex-Präsident nach den von der Verfassung zugelassenen acht Amtsjahren wieder – als eine Art First Gentleman – ins Weiße Haus zurückzuziehen.
Seine Frau will zunächst ihren Senatssitz in New York verteidigen. Aber sollte sie hier gewinnen, glauben die Demokraten an ihre Kandidatur. Ihre Strategie ist schon klar: Sie versucht Konservative bei den Themen Abtreibung, Bildung oder Innere Sicherheit mit betont gemäßigten Thesen zu beeindrucken – wohl wissend, dass sie bei Umfragen die meisten Parteifreunde begeistert, sehr viele andere US-Bürger aber eher abstößt, entweder weil sie ihnen zu liberal ist oder aber weil sie trotz der Demütigigungen (in der Levinsky-Affäre) zu ihrem Mann stand, wie die Washington Post eine Demokratin zitierte. Hillarys Kandidatur wäre ein Desaster für die Demokraten, meinen renommierte Kolumnisten wie Joe Klein oder Robert Novak. Sie wäre ein klassischer Verlierer.
Wie ernst die Republikaner Clinton nehmen, zeigen aber auch Überlegungen, die sehr populäre Bush-Gattin Laura als Nachfolgerin für ihren Mann zu nominieren. Nach ihrer Nahost-Reise und einer frechen Rede über die Macken ihres Gatten (Mr. Aufregend, der schon um neun Uhr im Bett ist) plädierten Konservative wie der Politologe Prof. Arnold Beichman – trotz des Kopfschüttelns im Weißen Haus – für eine Kandidatur Lauras.
Viel realistischere Chancen hat aber wohl eine andere Republikanerin: Zwar sagt Außenministerin Condoleezza Rice immer wieder, dass sie nicht kandidiert. Aber die konservative gläubige Christin und renommierte Wissenschaftlerin, die vier Sprachen beherrscht, konzertreif Piano spielt und eine hervorragende Sportlerin ist, könnte sich als erste Frau und erste Schwarze für das Präsidentenamt als Glücksgriff für die Republikaner entpuppen.
Trotz der einmaligen Ballung möglicher weiblicher Kandidaten werden mehrere prominente Männer um den Einzug ins Weiße Haus kämpfen. Als aussichtsreichster Kandidat bei den Republikanern gilt Senator John McCain, dem Bush 2000 im Vorwahlkampf ziemlich übel mitspielte und der ihn schließlich besiegte. Der Kriegsveteran, der in Nordvietnam jahrelang gefangen gehalten und gefoltert wurde, steuert zielstrebig auf den Wahlkampf 2008 zu – auch mit Kritik am Irak-Krieg sowie der Sozial- oder Immigrationspolitik von Bush.
In seiner Partei hoffen manche, dass er mit dem Präsidenten- Bruder, Floridas Gouverneur Jeb Bush, ein schlagkräftiges Team bilden wird. Dieser beteuert zwar, nicht Nachfolger seines Bruders werden zu wollen – aber die Vizepräsidentschaft soll ihn reizen, heißt es. Chancen rechnen sich auch der Ex-Bürgermeister von New York, der charismatische Rudolph Guiliani, der eher etwas farblose Senats- Fraktionschef Bill Frist, der rechtsgerichtete Newt Gingrich sowie der Gouverneur von Massachusetts, der Mormone Mitt Romney, aus.
Bei den Demokraten ist noch unklar, ob John Kerry wieder in den Wahlkampf-Ring steigt. Sollte seine Frau ihren Brustkrebs gut überstehen, gilt eine Kandidatur des Ex-Senators von North-Carolina, des eher linksgerichteten John Edwards, als wahrscheinlich. Aber auch Ex-NATO-Chef Wesley Clark könnte seinen Hut in den Ring werfen, ebenso der angesehene Senator Joseph Biden. Aber noch nie war die Chance so groß, dass eine Frau um das Präsidentenamt kämpfen wird.